Duisburg. . Nachdem CDU und SPD ihre Kandidaten für die OB-Wahl am 17. Juni nominiert haben, hat nun auch die Bürgerinitiative “Neuanfang für Duisburg“ mit Dr. Richard Wittsiepe einen eigenen Bewerber aufgestellt. Der 54-jährige Wirtschaftsprüfer rechnet sich durchaus Chancen aus.
Die Bürgerinitiative hat lange gewartet und erst die Parteien ihre OB-Kandidaten nominieren lassen, jetzt schickt sie doch einen eigenen Bewerber für die OB-Wahl am 17. Juni ins Rennen: Dr. Richard Wittsiepe ist der Kandidat der Initiative, die inzwischen als Wählergruppe „BI Neuanfang Duisburg“ auftritt.
Der 54 Jahre alte Wirtschaftsprüfer ist in Duisburg kein Unbekannter. Für Wirbel sorgte er mit seinen Klagen gegen den MSV wegen vermeintlich falscher Bilanzzahlen oder gegen den Parallelkanal. Nach der Loveparade-Katastrophe attestierte er der Stadt in seiner „Plausibilitätsanalyse“ eine Planungslücke vor der Rampe, jüngst sorgte er mit einem Papier für Zündstoff, das die Bilanzen des FOC-Investor hinterfragt. Jetzt will er OB werden.
Von Lokalpolitischen Themen nichts zu hören
„Wir treten an, um zu gewinnen. Und wir sind für diesen Fall vorbereitet“, bläst Theo Steegmann, Vorsitzender der Initiative, mutig zum Wahlkampf. Die Nominierung sei auch eine Reaktion auf die gescheiterte Suche im Bündnis. „Wir haben fest daran geglaubt, dass es alle mit dem Konsenskandidaten ernst meinen.
Letztlich haben wir aber den Eindruck, dass Ralf Jäger und die SPD von vornherein Sören Link als Kandidaten durchsetzen wollten“. Von den bisher nominierten Kandidaten sei zu den aktuellen, lokalpolitischen Themen nichts zu hören. „Sie sind ja auch alle an die Beschlüsse des Rates gebunden“, sagt Steegmann.
Mit Wittsiepe hat die Initiative jetzt einen ihrer Mitstreiter nominiert, der von Beginn an dabei war. „Ich stand fast die ganzen vier Monate am Lifesaver und habe viel mit den Leuten gesprochen. Da erfährt man eine ganze Menge“, sagt der gebürtige Duisburger, der in einer typischen Arbeiterfamilie in Kaßlerfeld aufwuchs, als erster in seiner Familie Abitur machte und seit 23 Jahren eine Steuerberater-Praxis hat.
Mit seinen Klagen und Meinungen war Wittsiepe für viele unbequem („Ich sehe das emotionslos, ich schaue mir lediglich die Zahlen an“), weil er immer wieder den Finger in die Wunde legte, manche bezeichneten ihn deshalb auch als Querulanten. Als OB wäre er dann auf der anderen Seite. „Aus mir wird kein Berufspolitiker werden, das schließe ich aus. Ich werde agieren wie bisher. Für mich ist es unvorstellbar, dass Fehler plötzlich keine Fehler mehr sind“, sagt Wittsiepe, der zehn Jahre in der FDP war. Vor der OB-Abwahl trat er aus. „Ich war wie viele andere unzufrieden, was da in Berlin und Düsseldorf passiert ist“.
Parteien im Wahlkampf im Vorteil
Was will er als OB anders machen? „Man muss sehen, was alles schief gelaufen ist. Die Stadt hat ein Führungs- und Dezernenten-Problem, es fehlt eine Leitlinie und klare Vorgaben. Da ist vieles aus dem Ruder gelaufen, das Adolf Sauerland nicht interessiert hat“. Es gebe zu viele Parallelstrukturen, die sich gegenseitig die Wirkung aufheben: „Da ist ein Wust von Spielwiesen zur Befriedigung irgendwelcher Interessen entstanden“. Umsetzen, was offensichtlich ist, sei das Motto. „Wie will man der Bevölkerung den Sparwillen erklären, wenn die Stadtspitze nicht mit gutem Beispiel vorangeht“.
Und die Chancen? Die Parteien seien durch ihre Struktur im Wahlkampf zwar klar im Vorteil, so Wittsiepe: „Aber chancenlos sind wir nicht. Bis zur Wahl wird noch einiges passieren. Wir können weiter mit vielen Fehlern der Parteien rechnen. Wir haben unsere Themen. Und die werden wir besetzen“.