Duisburg. Die TSTG Schienentechnik soll geschlossen werden. Die Belegschaft protestiert: Die Auftragsbücher seien voll und die vorgelegten Zahlen der Geschäftsführung zweifelhaft. Unterstützung kommt vom Bundesvorsitzenden der Linken, Klaus Ernst.
Bei der TSTG Schienentechnik steht die Lokomotive unter Dampf: Am Freitag soll in Wien vom Aufsichtsrat die Schließung des Werks endgültig beschlossen werden.
Doch so leicht wollen sich Betriebsrat und Belegschaft nicht geschlagen geben. Sie haben Zweifel an den kürzlich vorgelegten Zahlen, mit denen die Geschäftsleitung die Schließung begründet hat. „Die Auftragsbücher sind voll: 270.000 Tonnen sind geordert“, kritisierte nicht nur der Betriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Mesaros die Konzernleitung. Allein die Deutsche Bahn hat den Angaben nach 96.000 Tonnen Schienen geordert.
Prominenter Gast bei der Informationsveranstaltung
Zur Informationsveranstaltung im umgebauten „Steinschuppen“ auf dem TKS-Gelände in Bruckhausen hatte der Betriebsrat einen prominenten Gast: Der Bundesvorsitzende der Linken, Klaus Ernst (MdB). Doch er kam nicht als Parteipolitiker zu den Duisburger Schienentechnikern, sondern als Abgeordneter und IG-Metaller. Im Vorfeld hatte es wegen seines Besuchs auf dem Werksgelände Differenzen mit der Geschäftsführung gegeben. Um die bei weiteren Aktionen auszuschließen, werden Informationsveranstaltungen des Betriebsrates künftig außerhalb des Werksgeländes stattfinden, kündigte Mesaros an.
Klaus Ernst versprach der Belegschaft Unterstützung auf Bundesebene. Es sei nicht hinzunehmen, dass ein erfolgreich arbeitender Standort geschlossen werden soll. Die Mitarbeiter forderte er auf, Widerstand gegen die Schließungspläne zu leisten: „Es geht nur mit Druck. Wo wir von politischer Seite helfen können, werden wir es tun.“
"Unerträglich"
Ernst mahnte die Unternehmensführung an, sich an die Regeln des Betriebsverfassungsgesetzes zu halten, die in solchen Fällen zunächst eine Information des Betriebsrates und der Belegschaft vorsehen. „Es ist unerträglich, wenn die Belegschaft von Schließungsplänen aus der Presse erfährt!“
Dass die TSTG-Schienentechnik in Duisburg geschlossen werden soll, liege wohl daran, dass offensichtlich Geld gebraucht werde, um die Strafen nach den illegalen Preisabsprachen bezahlen zu können. Die Mitarbeiter müssten nun die Zeche dafür zahlen.
"Wir brauchen etwas Handfestes"
Nachdem Ernst erklärt hatte, dass es laut EU-Studien in den nächsten Jahren einen stets wachsenden Bedarf an Gleisen in Europa geben werde, um den wachsenden Güterverkehr der Zukunft zu bewältigen, forderte man ihn aus Kreisen der Belegschaft auf, entsprechende Zahlen auf den Tisch zu legen: „Wir brauchen etwas Handfestes!“, forderte ein Mitarbeiter.
Ernst versprach, dem Betriebsrat die Zahlen schnell zukommen zu lassen. Im Falle einer Schließung des Werkes werde man in Berlin „darüber diskutieren, wo die Deutsche Bahn künftig ihre Schienen kauft.“ Den Mitarbeitern riet Klaus Ernst: „Es ist wichtiger, für seinen Job zu kämpfen als auf eine Abfindung zu hoffen. Kein Sozialplan kann einen Job ersetzen.“