Duisburg. . Die Mitarbeiter der Duisburger TSTG Schienentechnik setzt sich zur Wehr gegen die am Dienstag verkündete Schließung des Werks. Grund für die Schieflage des Unternehmens sind laut Gewerkschaft vor allem illegale Preisabsprachen, die die Deutsche Bahn als wichtigsten Kunden verprellt haben sollen.
Eine erste Arbeitsniederlegung in der Frühschicht, am Mittag eine Demonstration vorm Werkstor– die Belegschaft der Duisburger TSTG Schienentechnik setzt sich zur Wehr gegen die am Dienstag verkündete Schließung der Schienenproduktion. Belegschaft und IG Metall werden den Stilllegungsbeschluss für das Bruckhausener Schienenwerk der TSTG Schienentechnik nicht kampflos hinnehmen: „Wir sehen die Beschäftigten als die zentralen Opfer der großen Betrügerei“, wies IG Metall-Chef Jürgen Dzudzek die Verantwortung der Unternehmensleitung zu.
Wesentlicher Grund für die Schieflage des Unternehmens, vor allem der schlechten Erlössituation seien die nämlich die aufgeflogenen verbotenen Preisabsprachen unter 15 Schienenherstellern, durch die die Deutsche Bahn um mindestens eine Milliarde Euro geschädigt und als wichtigster Auftraggeber verprellt worden sei. Die Bahn reagierte mit Auftragsentzug, es gab seit 2010 Kurzarbeit in erheblichem Umfang und in Abstimmung mit Betriebsrat und Gewerkschaft einen sozial flankierten Arbeitsplatzabbau mit der Zielzahl 352 Mitarbeiter. Derzeit sind es 485.
Duisburger Werk ist das letzte in Deutschland
Inzwischen ist die Bahn als Kunde wieder da, in den Büchern stehen Aufträge über 257.000 Tonnen Schienen. Das, so Betriebsratsvorsitzender Heinz-Georg Mesaros, liegen nahe am Produktionsrekord von 285.000 Tonnen. Dzudzek empört: „Jetzt wo die Aufträge wieder da sind, wird der Laden zugemacht.“
Es besteht Erklärungsbedarf
Im Jahr 2001 hat Voest-Alpine das Duisburger Schienenwerk von Thyssen-Krupp übernommen und erst einmal kräftig investiert. Weil man überzeugt war von einem guten Standort und einem profitablen Markt. Nun will man wieder Millionen aufwänden, genauer 205 Mio Euro, um das Werk in Bruckhausen stillzulegen. Dass die Belegschaft, dass Betriebsrat und Gewerkschaft an dieser Rechnung zweifeln, kann nicht verwundern. Denn die roten Zahlen im laufenden und – vermutlich – auch im kommenden Jahr machen nach Einschätzung von Insidern einen Bruchteil der Aufwendungen für die Stilllegung aus. Eine souveräne Geschäftsführung würde der Belegschaft die Zahlen erläutern. Von Voest gab’s bisher nur eine knappe Mail.
Befürchtet wird in der Belegschaft schon länger, dass die Duisburger Schienenproduktion, die letzte in Deutschland, geschlossen werden soll, um die Voest-Schienenstraße in Leoben bei Graz besser auszulasten. Dabei sei der Standort Duisburg wegen der Nähe zum Rhein und zu den Märkten in Deutschland und Nordeuropa logistisch besser gelegen. Und das Duisburger Werk, so der langjährige Betriebsratsvorsitzende bei TSTG, Werner Albry, arbeite bei Forschung und Entwicklung von zukunftsfähigen Schienen intensiv mit der Deutschen Bahn zusammen, liefere herausragende Qualität: „Wir haben einen Reklamationsgrad, der gegen Null geht.“ Das sei wichtig gerade für Hochgeschwindigkeitsverkehr: „Wir garantieren Sicherheit.“
Ein längerer Arbeitskampf
IG Metall und Belegschaft stellen sich jetzt auf einen längeren Arbeitskampf ein mit unterschiedlichen Aktionen, auch Arbeitsniederlegungen. Am Mittwoch wurde bereits demonstriert, eine Betriebsversammlung wurde einberufen. Am Vormittag hatte die Belegschaft bereits die Arbeit niedergelegt und den gerade in Duisburg tagenden Wirtschaftsausschuss der Unternehmens besucht. Nach Angaben von Teilnehmern sei dabei Franz Kainersdorfer, Mitglied des Voest-Alpine-Vorstandes zum Gespräch „zitiert“ worden.
Bei Arcelor-Mittal gibt man sich am Mittwoch relativ gelassen
Betroffen sind aber auch die Stahl-Nachbarn Arcelor-Mittal und Thyssen-Krupp. Mit Thyssen-Krupp als früheren Eigentümer des Schienenwerkes gibt es nach IG Metall-Angaben für das Gelände samt Infrastruktur einen Pachtvertrag bis 2016. Ebenso lange soll ein Vertrag mit Arcelor-Mittal über die Belieferung mit Vormaterial aus dem Ruhrorter Stahlwerk laufen. Das wiederum wird mit Roheisen aus den Hochöfen von Thyssen-Krupp versorgt.
Bei Arcelor-Mittal gab man sich am Mittwoch relativ gelassen. Man rechne mit einem höheren Absatz anspruchsvoller Drahtgütern, wenn die neue Ruhrorter Drahtstraße ihren Betrieb in Kürze aufgenommen hat und gehe davon aus, die Mengen, die bisher ans Schienenwerk geliefert werden, in die eigene Produktion umleiten zu können.