Duisburg. . Duisburg wird der Opfer der Loveparade künftig alljährlich am Jahrestag der Katastrophe gedenken. Auf die Gestaltung der Gedenkfeier einigten sich der Verein „Loveparade Selbsthilfe“ und Stadtdirektor Greulich. Die Stadt kündigte ihre finanzielle Unterstützung an und rechnet mit 50.000 Euro.
Die Angehörigen der Loveparade-Todesopfer und die bei der Katastrophe von Duisburg Verletzten haben „noch viele offene Fragen an die Stadt Duisburg“, betont Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins „Loveparade Selbsthilfe“. Und auch das Verhältnis zwischen den Opfern und Stadtdirektor Dr. Peter Greulich ist seit dem Streit um die Genehmigung der Gedenkfeier am 24. Juli 2011 und den Verhandlungen über die Gestaltung der Loveparade-Gedenkstätte vorbelastet. Dennoch haben sich die Stadtspitze und der Selbsthilfeverein nun in einem Punkt geeinigt: In Zukunft wird es an jedem Jahrestag der Katastrophe eine Gedenkfeier in Duisburg geben. 2012 wird der Verein der Opfer die Veranstaltung organisieren – und dabei von der Stadt Duisburg „umfassend unterstützt“ werden, wie die Verwaltung erklärt.
Das ist das Ergebnis eines Gespräches, zu dem Stadtdirektor Greulich Vertreter des Vereins jüngst eingeladen hatte. Jürgen Hagemann lobt die „ausgesprochen gute, konstruktive Atmosphäre“ während des Treffens und beobachtet Fortschritte: „Wir haben den Dialog mit der Stadt immer gefordert, nun hat sich was geändert.“
Im kleinen Kreis auf der Rampe, für die Öffentlichkeit in der Innenstadt
In dem Beschluss vom 11. Juli 2011 steht: „Der Rat der Stadt Duisburg bedauert zutiefst, dass den Opfern und ihren Angehörigen in unserer Stadt soviel Leid zugefügt wurde. Er erklärt, alles zu tun, damit sich diese Tragödie nie wiederholen wird. Zur Erinnerung und auch zur Mahnung beschließt der Rat der Stadt: Die Verwaltung wird beauftragt, mit den Angehörigen und Vertreterinnen der Opfer über eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung im würdigen Rahmen am 24. Juli zu sprechen und dem Rat die Ergebnisse vorzulegen.“
Die Gedenkfeier soll auf Wunsch der Betroffenen aus zwei Teilen bestehen: Am Unglücksort möchten sie im kleinen Kreis trauern. Außerdem soll, so der Vorschlag, an einem Ort in der Duisburger Innenstadt eine zentrale Gedenkfeier für die breite Öffentlichkeit stattfinden. „Auf keinen Fall“, so Hagemann, soll die Gedenkfeier erneut in der MSV-Arena veranstaltet werden. Der genaue Austragungsort, so der Vereinsvorsitzende, stehe noch nicht fest. Sicher dagegen ist: „Die Stadt wird die Gedenkveranstaltung an beiden Orten sowohl finanziell als auch organisatorisch unterstützen“, wie sie in einer Pressemitteilung meldet. Damit hat die Verwaltung einen Auftrag des Stadtrates vom 11. Juli 2011 umgesetzt (siehe Infobox).
Wie hoch aber der Beitrag der Stadt sein wird, ist noch offen. In der Beschlussvorlage für den Haupt- und Finanzausschuss am 19. März steht: Unter Berücksichtigung der Erfahrungswerte bei vergleichbaren Veranstaltungen ist mit Gesamtkosten in Höhe von bis zu 50.000 Euro jährlich zu rechnen.“
Mittlerweile 115 Mitglieder, darunter Angehörige aus China und Spanien
Die Loveparade-Opfer berichteten Dr. Greulich zudem den großen Beratungsbedarf der Hinterbliebenen und Verletzten. Als Beispiele führt Jürgen Hagemann die schwierige Vermittlung von Therapieplätzen, Fragen an die Opfer-Anwälte und den Kontakt zum Loveparade-Versicherer Axa an. Nach einem Hinterbliebenen-Treffen voriges Wochenende in Neuss hat „Loveparade Selbsthilfe“ mittlerweile etwa 115 Mitglieder, auch Hinterbliebene aus Spanien und China sind beigetreten. „Aber nicht nur unsere Mitglieder“, so Hagemann, „auch andere Opfer haben noch Fragen – und immer neue.“ Diese müssen die beiden Vorsitzenden Hagemann und Sabine Siebenlist allerdings so gut es geht nach Feierabend bearbeiten. Hagemann: „Wir schaffen längst nicht alles, stoßen an unsere Grenzen.“
„Loveparade Selbsthilfe“ wünscht sich daher eine Verwaltungskraft auf 400-Euro-Basis und einen Raum für eine Selbsthilfekontaktstelle mit allwöchentlichen Beratungsstunden im Konferenzzentrum „Kleiner Prinz“. Nach dem Gespräch mit Dr. Peter Greulich „wird die Stadt auch hierbei Hilfestellung geben“.