Duisburg. . Nach einem Treffen zwischen Möbel-Investor Kurt Krieger und Hinterbliebenen der Loveparade-Opfer zeichnet sich eine Einigung über die lange Zeit umstrittene Gestaltung der Gedenkstätte am Ort der Katastrophe ab. Die Beteiligten verraten keine Details, geben sich aber optimistischer denn je.

Nicht mal ein Jahr ist es her, da erfuhren Hinterbliebene der Loveparade-Todesopfer bei einem Treffen mit Christian Wulff in Bonn, was im damaligen Bebauungsplan für die „Duisburger Freiheit“ stand: „Der Originalort des Unglücks ist nicht erhaltbar.“ Elf Monate später ist Wulff nicht mehr Bundespräsident, die „Gedenkstätte Unglücksort Loveparade“ Teil des Bebauungsplans und die Angehörigen sind zuversichtlich, dass sie in naher Zukunft gemeinsam mit Grundstücksbesitzer Kurt Krieger einen Plan vorstellen können: einen Entwurf für die Gedenkstätte. Einen, der Trauernden ein würdevolles Gedenken ermöglicht; einen, mit dem auch Krieger gut leben kann. Der Erfolgsunternehmer plant auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs bekanntlich ein XXL-“Möbeleinrichtungszentrum“ und ein „Mitnahmezentrum“.

Zuletzt trafen sich am Wochenende der Sauerland-Abwahl Vertreter des Vereins „Loveparade Selbsthilfe“ mit Krieger in Berlin, von wo aus der 63-Jährige sein Möbel-Imperium (Höffner, Möbel Kraft, Sconto) verwaltet. „Wir sind Herrn Krieger sehr dankbar, dass er sich auf die Vorstellungen der Hinterbliebenen und auf diesen Prozess einlässt“, sagt so Dr. Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland. Rieske soll in den Gesprächsrunden vermitteln, die nach gegenseitigen Vorwürfen und monatelanger Funkstille Ende Januar 2012 überraschend fortgesetzt wurden.

Zuversicht bei Loveparade Selbsthilfe

Dieses Treffen in Duisburg Anfang des Jahres, so scheint es nun, war der Durchbruch der Verhandlungen, die Jürgen Hagemann „gar nicht mehr so nennen“ will. Der Vorsitzende des Vereins „Loveparade Selbsthilfe“, in dem sich (körperlich und seelisch) Verletzte und Hinterbliebene Ende 2011 zusammenschlossen, betont stattdessen, „dass wir keine Forderungen und Gegenforderungen mehr aufstellen, sondern gemeinsam mit Krieger Ideen entwickeln.“

Dieser neue Ton scheint zielführend. Zwar hat die „Loveparade Selbsthilfe“-Abordnung „Stillschweigen vereinbart, bis wir uns geeinigt haben“, so Hagemann. Dennoch klingt bei allen Beteiligten Zuversicht durch. „Es sieht wirklich gut aus, glauben wir“, sagt Hagemann. Edda Metz, Projektleiterin bei Krieger Bau, spricht wie zur Bestätigung von „einem guten Weg“. Und Rieske ist „optimistisch, dass es für alle gut wird.“ Auch der Theologe verweist auf das Schweigeabkommen, äußert aber zumindest die Hoffnung, „der Öffentlichkeit noch im Frühling Ergebnisse präsentieren zu können“. Der dauert, das fügt er schnell noch an, offiziell bis zum 21. Juni.

Krieger Bau entwickelt neuen Entwurf für nächste Gesprächsrunde

Kurt Krieger im Februar 2011 vor dem ehemaligen Güterbahnhof in Duisburg. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Kurt Krieger im Februar 2011 vor dem ehemaligen Güterbahnhof in Duisburg. Foto: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Wo also liegen beide Seiten noch auseinander?

Knackpunkte waren zuletzt, von Details abgesehen, nur noch die Größe des nach oben geöffneten Gedenkraumes (Krieger plante bislang mit 70 bis 80 Quadratmetern) und der Zugang zum Ort der Katastrophe. Der wäre nach dem letzten öffentlichen gewordenen Planungsstand nur durch eine Tür im künftig durchgängig geschlossenen Karl-Lehr-Tunnel gewesen.

Wenn Edda Metz nun ankündigt, für die nächste Gesprächsrunde „noch mal etwas entwickeln“ zu wollen, deutet das auf eine weitere Annäherung hin: Der Eingangsbereich könnte noch einmal umgestaltet, die Gesamtfläche geringfügig vergrößert werden. Nicht ausgeschlossen scheint obendrein die Verwirklichung einer Herzensangelegenheit der Hinterbliebenen – die einer zusätzlichen Treppe hinab in den Gedenkraum.

Wie dem auch sei: Erstmals signalisieren alle Beteiligten, dass die Gesprächsrunden tatsächlich zu jener Lösung führen, die die – seit Oktober aus den Verhandlungen ausgeschlossene – Stadtverwaltung im Bebauungsplan Duisburger Freiheit einst als Ziel ausgegeben hatte: eine Lösung, „die sowohl die legitimen und nachvollziehbaren Wünsche der Angehörigen und Verletzten als auch das abgestimmte städtebauliche Konzept möglichst weitgehend verwirklicht.“ Das wäre: ein echter Kompromiss.