Duisburg. .
Wenn der Duisburger Rosenmontagszug ein menschlicher Körper wäre, dann ist der König-Heinrich-Platz vor dem Stadttheater seine Herzkammer. Hier pulsiert das närrische Leben am heftigsten. Hier verströmen die Jecken dicht an dicht gedrängt stehend literweise karnevalistisches Herzblut. Kein Wunder, dass selbst Zugleiter Thomas Erlacher vor Freude und Erstaunen jauchzt: „Das war gigantisch. Der Zuspruch hat alle Erwartungen übertroffen.“ Laut Polizei schunkelten rund 130.000 Narren am Rande der veränderten Zugstrecke. Und alle hatten Spaß.
„Wir stehen zehn Minuten an und wenn wir dann nicht dran sind, versuchen wir’s woanders“, erklärt ein blutverschmiertes Zombie-Damen-Trio ihren Toiletten-Plan. „Leicht wird das nicht. In den Duisburger Hof haben sie uns gar nicht reingelassen“, sagt „Zombie“ Angela Lange. Während die drei noch anstehen, entbranden gegen 14 Uhr am Rathaus Karnevalsschlachtrufe. „Helau!! Helau!!“, ruft eine Schülerclique und hüpft wild umher – allerdings nur fürs Fernsehen. Der Zug ist hier zu diesem Zeitpunkt nicht einmal zu erahnen. Es ist also noch Zeit, sich seinen Lieblingsplatz zu suchen. So wie es ein giftgrünes Oger-Paar macht, das in „Shrek“-Kostümen die noch narrenfreie Straße kreuzt.
Karneval in Duisburg von oben
"Das ist Tradition"
„Die Ohren habe ich aus Schaumstoff geformt, das Oberteil war mal eine Zwangsjacke – man sieht das noch am Rücken“, plaudert der eingefleischte Karnevalist und Kostümbastler Markus Legemann aus dem Nähkästchen. Aber er hatte auch das nötige Rüstzeug. „Ich habe alles im Fachhandel gekriegt: Hautkleber für die Kopfmaske, die Schminke.“ Aber auch ohne Verkleidung lässt es sich jeck sein. „Ich habe eine CD mit Karnevalshits, die läuft hier jedes Jahr. Seit vier, fünf Jahren. Das ist Tradition“, erzählt Mevlüt Kurban, während er sich – absolut unverkleidet – aus dem Fenster seiner Erdgeschosswohnung an der Oberstraße lehnt. Drinnen feiern rund 50 Menschen, „alle mit Migrationshintergrund“, betont er. Gegenüber hat sich eine Jeckengruppe häuslich auf der Straße eingerichtet.
„Wir haben Bier, Kurze, Frikadellen“, sagt „Scheich“ Cornelia Mitzkat. Dabei zeigt die Beeckerin ganz stolz auf den Bollerwagen mit Musikanlage und den selbst gezimmerten Abstelltisch, den die Gruppe um die Laternenstange herumgebaut hat.
Doch nicht nur Kurze, auch Kamelle steht hoch im Kurs. „Hier am Stapeltor ist der Zug fast zu Ende. Wir stehen hier, weil es vorne viel zu voll ist“, sagt Eva Witt aus Wanheimerort. Schließlich werden am Ende der Zugstrecke noch mal alle guten Sachen abgeworfen, hofft auch Thomas Symons. Gemeinsam mit Jessica Koreli will er für das Wohnheim der beiden einen MSV-Ball erwischen, und tütenweise Süßigkeiten mitbringen.
Da kommt endlich der Prinz! Und als Günter II. den prall gefüllten Theater-Vorplatz sieht, da kriegt er vor Freude fast „Herzklabastern“.