In Duisburg startet der Zoch, Rheinhausen galt gestern als jeckenfreie Zone. Oder doch nicht? Eine Suche in Hochemmerich.

Als sich gestern um 14.11 Uhr der Duisburger Rosenmontagszug in Bewegung setzte, hatten die drei Rheinhauser Nonnen noch 49 Minuten bis Feierabend. Annette Gabriel, Gabi Stresius und Vincenzina Riemer arbeiten in einer Metzgerei an der Krefelder Straße und verrichten ihren Dienst hinter der Fleischtheke im Nonnenkostüm. „Das ist Tradition“, sagt eine der drei Grazien. Karneval kommen sie verkleidet zur Arbeit, vergangenes Jahr im Hawaii-Look, gestern als Nonnen, 2013 nennt sich das Outfit „Tuttifrutti“. Um 15 Uhr haben die Frauen Feierabend, so richtig Lust auf Feiern aber eher nicht. „Der Zug ist ja längst gestartet.“ Traditionell geht der Rheinhauser zum Nelkensamstag nach Moers oder fährt Rosenmontag nach Duisburg, Köln oder sonst wo hin. Hier bleiben offenbar die wenigsten am höchsten Feiertag der fünften Jahreszeit. „Einen einzigen Rosenmontagszug hat es in Rheinhausen gegeben“, sagt der Bergheimer Heimatforscher Helmut Mootz. An das Jahr kann sich der 85-Jährige nicht mehr erinnern. „Irgendwann Ende der 50er.“ Ein rauschendes Fest war’s wohl nicht, sonst hätten sich die Organisatoren sicher an eine zweite Auflage getraut.

Die Suche nach dem Fest geht weiter. Vorbei an geschlossenen Kneipen, eine macht erst abends auf, die andere gar nicht mehr, das einmal 100 000 Mark teure Inventar steht zum Verkauf. Bis auf die großen Ketten sind sämtliche Geschäfte geschlossen. In der Kneipe „Bierbrunnen“ läuft das übliche Geschäft: Wirtin, sechs Männer, sechs Herrengedecke, sechs Zigaretten, Ende offen.

„Kölsch? Läuft hier nicht so gut“

Weiter geht’s in den Rheinhausener Treff. Und endlich: de Höhner vom Band, ein knappes Dutzend Gäste und eine Wirtin, ganz in „Kölle“ gekleidet. Margot zapft Alt und Pils. Das Kölsche Mädchen würde auch ganz gerne Kölsch servieren, sagt aber, dass das bei den – überwiegend männlichen – Gästen nicht so gut laufen würde. Die Herren warten auf Wirt Freddy, der sich für eine gute halbe Stunde später angekündigt hat. Sie wollen mit ihm schäkern, nennen ihn die „Rheinische Frohnatur“. Ironie? Wer weiß, noch ist Freddy nicht da.

Eigentlich war das schon nah dran am Epizentrum des Rheinischen Frohsinns. Da geht aber noch mehr. In der Kupferkanne am Marktplatz ist mächtig was los. Stimmungsmusik, Kostümierte und eine bestens aufgelegte Wirtin. „Wenn der Zug in Duisburg zu Ende ist, wird es hier erst richtig voll.“ Geht doch.

Wo sind nur die anderen Menschen, die sonst Montagnachmittag die Straßen bevölkern? Im Marktforum sieht es so aus, als hätte dieses Karneval nie jemand erfunden. Viele Menschen tragen Einkaufstüten. Fastelovend erkennt man lediglich daran, dass die Bedienung in der Bäckerei ein Kostüm trägt – Häsin mit rosa Ohren. Na ja, bis Ostern sind es noch 41 Tage...