Duisburg. Rund 360.000 Wahlberechtigte können darüber entscheiden, ob Duisburgs OB Sauerland im Amt bleibt. Damit der OB abgewählt wird, müssen mindestens 92.000 Duisburger mit “Ja“ stimmen. Um die Sauerland-Gegner an die Wahlurnen zu bekommen, setzt das Abwahlbündnis vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda.

Sauerland-Gegnern wie Unterstützern dürfte das Abwahlverfahren präsent sein, manchem gar zum Überdruss. Sie wissen, was sie am 12. Februar zu tun haben. So oder so. Doch wie erreicht das Abwahlbündnis die schweigende Mehrheit?

Rund 360.000 Wahlberechtigte können per Briefwahl oder am 12. Februar im Wahllokal entscheiden, ob Sauerland im Amt bleibt oder nicht. Dass die Mehrheit für eine Abwahl stimmt, also mit Ja, dürfte keine abwegige Mutmaßung sein – auch wenn CDU und OB nun verstärkt für eigene Nein-Stimmen trommeln. Dem Abwahlbündnis geht es daher eher um die Mobilisierung; darum, die Sauerland-Gegner aus den Sesseln auch an die Wahlurnen zu bekommen. Denn eine Mehrheit allein genügt nicht. Sie muss zugleich über 25 Prozent der Wahlberechtigten vertreten. 92.000 Ja-Stimmen sind die Hürde, die das Bündnis nehmen muss.

Viele türkische Migranten für OB Sauerland

weitere Videos

    Dafür setzt das Bündnis auf den „Häuserkampf“. In einer Auflage von 200.000 Stück wird ein Abwahl-Flyer in alle Haushalte verteilt. Im Straßenbild lassen die Plakate der Initiative einen Hauch von öffentlichem Wahlkampf aufkommen, den es medial kaum gibt: Denn SPD, Grüne, Linke und FDP halten sich wie angekündigt mit Partei-Attacken gegen Sauerland bewusst zurück. Und während in einigen Stadtteilen lange Plakatreihen nicht zu übersehen sind, etwa in Neudorf, sind in anderen Vierteln die Laternenmasten verwaist. Die Abwahl kein Thema?

    Mit dem Aktions-Zelt in der Innenstadt und den Gesprächsrunden dort erreicht die Anwahl-Initiative „Schulterklopfer“ wie erboste Kritiker. Massenwirksam ist das nicht. Die Kärrnerarbeit geschieht vor Ort. Kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo von Baerl bis Mündelheim an Marktplätzen oder vor Supermärkten ein Infostand aufgebaut wird. Für jeden Bezirk gibt es im Bündnis Koordinatoren auch aus den Parteien. Nicht verwunderlich, dass es meist Sozialdemokraten sind. Der Huckinger Ortsverein ist da zum Beispiel besonders rege. In Hochfeld tummeln sich um ihre Parteizentrale auch stärker die Linken, in Walsum sind die Grünen rührig. Und das Bündnis setzt auf die Mund-zu-Mund-Propaganda: „Nachbarn sollen mit Nachbarn sprechen, Eltern mit Kindern, Kinder mit ihren Eltern, Vereinsmitglieder in ihrem Verein“, erklärt Initiativ-Sprecher Theo Steegmann.

    Kein Wahlkampfgetöse

    Das Bündnis hofft auf den Schneeball-Effekt. „Wenn jeder, der für das Abwahlverfahren unterschrieben hat, jemanden mit zur Abstimmung nimmt, schaffen wir es“, gab die SPD-Vize Bärbel Bas als Losung aus: 80.000 hatten unterschrieben.

    „Wir tun unser Bestes“, heißt es bei den Linken, die für einige Viertel die Flyer-Verteilung übernahmen. In der aktuellen Parteizeitung „Standpunkt“, die in einer Auflage von 20.000 verteilt wird, dürfte klar sein, welcher Standpunkt zu Sauerland vertreten wird. Auch die Grünen unterstützen nach Kräften das Abwahlbündnis, so Kreissprecher Matthias Schneider. Doch die Grünen sind bekanntlich zerrissen: Der Ratsfraktionsvorsitzende Dieter Kantel etwa, wird sicher keine Abwahlflyer in Briefkästen stecken. Auch wenn FDP-Fraktionssprecher Wilhelm Bies liberales Gesicht des Abwahl-Aufrufes war, hält sich die aktive Unterstützung der kleinen FDP in Grenzen.

    Bündnis gegen OB Sauerland

    Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister Duisburgs:
    Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister Duisburgs: "Es geht um Verantwortung und neues Denken. Das ist mit Sauerland nicht möglich. Wir müssen mit dem Größenwahn, der zur Loveparade führte, brechen. Von Duisburg muss ein Signal ausgehen." © WAZ FotoPool
    Rainer Bischoff, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niederrhein:
    Rainer Bischoff, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niederrhein: "Es geht um das Versagen der Amtsperson des Oberbürgermeisters Sauerland. Die Stadt braucht einen Neuanfang. Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun." © WAZ FotoPool
    Jürgen Hagemann, Gründer des Selbsthilfevereins Massenpanik Selbsthilfe; seine Tochter wurde bei der Loveparade schwer verletzt und traumatisiert:
    Jürgen Hagemann, Gründer des Selbsthilfevereins Massenpanik Selbsthilfe; seine Tochter wurde bei der Loveparade schwer verletzt und traumatisiert: "Ich habe eine feige, kalte, sich wegduckende Stadtspitze erlebt. Ich fühle mich von Adolf Sauerland nicht vertreten, sondern brüskiert. Deshalb unterstütze ich das Abwahlverfahren." © WAZ FotoPool
    Ingrid Fitzek, Vorstandsmitglied Bündndis 90/Die Grünen:
    Ingrid Fitzek, Vorstandsmitglied Bündndis 90/Die Grünen: "Das Verhalten der Stadtspitze hat uns irritiert, stieß dann auf Unverständnis und hat uns dann empört. Wir können ein Zeichen setzen: Duisburg kann Demokratie." © WAZ FotoPool
    Bärbel Bas (SPD), Mitglied des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg:
    Bärbel Bas (SPD), Mitglied des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg: "Dass wir soweit gekommen sind, ist ein ganz großer Schritt. Es ist schändlich von der CDU, dass sie ihre Mitglieder auffordert, nicht an der Wahl teilzunehmen." © WAZ FotoPool
    Wilhelm Bies, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Duisburg.
    Wilhelm Bies, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Duisburg. © WAZ FotoPool
    Kenan Ilhan, Die Linke.
    Kenan Ilhan, Die Linke. © WAZ FotoPool
    Werner Hüsken, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative
    Werner Hüsken, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative "Neuanfang für Duisburg". © WAZ FotoPool
    Theo Stegmann, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative
    Theo Stegmann, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative "Neuanfang für Duisburg": "Ausgangspunkt für das Abwahlverfahren ist das Verhalten von Adolf Sauerland nach der Loveparade-Katastrophe. Er ist als Oberbürgermeister von Duisburg nicht mehr länger haltbar." © WAZ FotoPool
    1/9

    Die personelle und auch finanzielle Hauptlast trägt somit die SPD. „Praktisch jeden Tag sind wir irgendwo in der Stadt unterwegs“, meint Parteimanager Jörg Lorenz. „Wir müssen nicht überzeugen, sondern mobilisieren“, sagt er. Dies aber ohne übliches Wahlkampfgetöse an den Infoständen: „Es geht schließlich auch um die Loveparade-Katastrophe, da verbieten sich Tam-Tam oder bunte Luftballons.“ Ohne aktuell kalte Füße läuft die Mobilisierung via Internet und sozialen Netzwerken wie Facebook. „Das wird immer wichtiger“, so Lorenz.

    „Das wird eine ganz knappe Kiste“, glaubt Theo Steegmann. Dass 35.000 Menschen per Briefwahl abgestimmt haben sollen und damit die Briefwahl-Beteiligung höher liegt als bei bisherigen Wahlen, motiviert das Bündnis. Steegmann: „Das darf uns aber nicht sicher machen. Wir müssen die Spannung halten.“

    OB Sauerland als Karikatur

    Martin Tazl zeichnet OB Adolf Sauerland als
    Martin Tazl zeichnet OB Adolf Sauerland als "Der Kleine Bürgermeister". Sein jüngster Streich: das Computerspiel "Tortenwerfen". © Martin Tazl
    Neues vom kleinen Bürgermeister: In diesem Comicstrip greift Martin Tazl Adolf Sauerlands Werben um die Stimmen der türkischen Migranten in Duisburg auf.
    Neues vom kleinen Bürgermeister: In diesem Comicstrip greift Martin Tazl Adolf Sauerlands Werben um die Stimmen der türkischen Migranten in Duisburg auf. © Martin Tazl
    Martin Tazls Ziel:
    Martin Tazls Ziel: "Der Kleine Bürgermeister" soll den Abwahltag 12. Februar bekannt machen.
    Martin Tazl...
    Martin Tazl...
    ... malt ...
    ... malt ...
    ... den ...
    ... den ...
    ... kleinen ...
    ... kleinen ...
    ...Bürgermeister.
    ...Bürgermeister.
    Ein großer Erfolg: Martin Tazls Malbuch
    Ein großer Erfolg: Martin Tazls Malbuch "Der kleine Bürgermeister", das der Designer im Netz zum Download anbietet. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat:
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat: "Der kleine Bürgermeister." Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat:
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat: "Der kleine Bürgermeister." Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat:
    Aus dem Ausmalbuch für Kinder und Duisburger, das Martin Tazl zum Abwahlverfahren veröffentlicht hat: "Der kleine Bürgermeister." Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl
    Auf Facebook veröffentlicht Martin Tazl aus Duisburg seine Cartoons von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Zeichnung: Martin Tazl © Martin Tazl
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des "Kleinen Bürgermeisters".Foto: Lars Föhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des "Kleinen Bürgermeisters".Foto: Lars Föhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des "Kleinen Bürgermeisters".Foto: Lars Föhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des
    Multitalent, Zeichner, Karikaturist und überzeugter Duisburger: Martin Tazl, Erfinder des "Kleinen Bürgermeisters".Foto: Lars Föhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    1/22