Tierschutzverein fordert Zoo Zajac zu Nachkontrollen bei Welpen-Käufern auf
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Duisburg. . Weil sich Zoofachhändler Norbert Zajac von den Protesten nicht vom Welpenverkauf abbringen lässt, suchen Tierschützer den Kompromiss. Ein Hundeverein aus Oberhausen will für Zajac die Käufer zuhause kontrollieren. Zajac lehnt diese „Hausdurchsuchungen“ ab.
„Vom Welpenverkauf wird Norbert Zajac sich wohl nicht mehr abhalten lassen.“ Das hat nun auch Claudia Verlande verstanden, Vorsitzende des Tierschutzvereins „Happy Unafraid Naturals Dogs“ (H.U.N.D.) Oberhausen. Sie und ihr Verein kämpfen gegen Zoo Zajacs Geschäftsidee, seit Ende 2010 bekannt wurde, dass der Zoohändler kleine Hundebabys zum Verkauf anbieten möchte.
Nach mehreren persönlichen Gesprächen mit dem Unternehmer und wohl spätestens seit Zajac am vergangenen Freitag mit dem Hundeverkauf an den Start ging, ahnt sie: Er wird nicht aufhören. „Er ist stets absolut starr in seiner Haltung geblieben.“ Sie wirft ihm vor, er habe sich zu keinem Zeitpunkt auf die Tierschützer zu bewegt. Wenn sie und ihre Mitstreiter – am Montag demonstrierten vor dem Geschäft in Neumühl rund 200 Tierschützer – den Handel mit Welpen schon nicht stoppen können, wollen sie nun, so wörtlich, „Schadensbegrenzung“ betreiben.
Kontrollbesuche im Tierschutz gängige Praxis
Claudia Verlandes Vorschlag: „Zajac sollte mit den Welpen-Käufern vertraglich Vor-Ort-Besuche nach dem Kauf eines Hundes vereinbaren.“ Sie erklärt sich außerdem bereit, die Kunden-Besuche für das Zoofachgeschäft zu übernehmen. Eine solche Form der Vor- oder Nachkontrolle sei im Tierschutz eine gängige Praxis, sagt Verlande. Mitarbeiter von Vereinen, die Tiere weitervermitteln, machten sich häufig bei Besuchen der neuen Besitzer ein Bild davon, ob zwischen Hund und Herrchen alles so läuft, wie es laufen sollte: Hat der Hund genug Auslauf? Bekommt er artgerechtes Futter? Stimmt die Bindung zwischen Mensch und Tier oder zeigt sich bei dem Vierbeiner auffälliges Verhalten?
Große Demo gegen Zajac
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„Kontrolle heißt hierbei nicht, dass man auftreten muss wie ein Spitzel. Es geht eher um ein Gespräch und um sachliche Hilfe bei Problemen“, erläutert Verlande. Deshalb solle man besser von „Informationsbesuchen zum Wohle des Tieres“ sprechen. Gleich im Kaufvertrag sollten Kunden dem Zoofachhändler das Recht zu solchen Nachkontrollen einräumen, wenn es nach Verlande ginge: „Wer nichts Schlechtes im Sinn hat, wird sich hiergegen nicht wehren.“
Ende des Duisburger Tierschutzvereins – Ende der Nachbesuche
Norbert Zajac hält nicht viel vom Vorschlag der Oberhausener Tierschützerin. „Diese ganze Aktion ist total sinnlos“, meint er. „Wir verkaufen bisher tausende verschiedene Tierarten – vom Nasenbär über den Fischotter bis zum Wellensittich.“ Noch nie sei ihm zu Ohren gekommen, dass seine Kunden die bei ihm erstandenen Tiere nicht artgerecht halten. „Warum sollten wir jetzt bei den Hunden mit Kontrollen anfangen?“
Zajac startet Welpenverkauf
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Zwar habe er auf seiner Internetseite bisher dafür geworben, dass Kunden sich freiwillig für einen Nachbesuch durch den Tierschutzverein Duisburg entscheiden könnten, aber die Kooperation habe sich nach dem Tod des Vereinsvorsitzenden Ernst-Joachim Saalfeld zerschlagen. Jetzt, wo der Verein in Auflösung begriffen sei, wolle man gänzlich von Nachbesuchen absehen – weder seitens der Zajac-Mitarbeiter, noch mit Hilfe von Tierschutzvereinen. Zajac gibt zu Bedenken, dass Klauseln, die ihm ein Recht auf Nachkontrolle einräumen, sittenwidrig seien. „In dem Augenblick, in dem die Kunden den Hund bezahlt haben, kann ich bei denen ja keine Hausdurchsuchung erzwingen.“
Gegner arbeiten an Bundestags-Petition zum Verkaufsverbot
Nichtsdestotrotz hofft Claudia Verlande weiter, dass sich Zajac auf ihr Angebot einlässt, „auch wenn unsere Forderungen als Tierschützer natürlich noch viel weiter gehen.“ So arbeitet sie derzeit an einer Petition an den Bundestag, mit der sie sich dafür einsetzen will, dass Welpen in ihrer Sozialisationsphase einen besonderen Schutz genießen. Faktisch will sie mit der Aktion ein Verkaufverbot von Welpen erreichen.
Norbert Zajac lassen die Proteste vor seinem Geschäft und gegen sein Unternehmen weiter ungerührt. Den Austausch mit den Demonstranten meidet er mittlerweile. Auch bei der bisher größten Demonstration von Zajac-Gegnern am Montag ließ er sich nicht blicken: „Ich will mich ja nicht andauernd nur beschimpfen und anschreien lassen.“ Er ist überzeugt, dass der Widerstand bald im Sande verlaufen wird – mal abgesehen von „einer Handvoll Hargesottener werden die Demonstranten nicht mehr lange durchhalten.“
Wissenwertes über Zoo Zajac
Weltrekordhalter
Zoo Zajac ist das größte Tierfachgeschäft der Welt: Es steht seit mehreren Jahren im Guinness-Buch der Rekorde. Beim ersten Eintrag war die Verkaufsfläche 7000 Quadratmeter groß.
Weltrekordhalter
Mit der neuen, insgesamt 1000 Quadratmeter großen Welpen-Anlage ist die Gesamtfläche auf 12.000 Quadratmeter gewachsen.
Freizeitattraktion
Nach Angaben des Geschäftes besuchen jährlich eine Million Kunden und Schaulustige Zoo Zajac. Zum Vergleich: 2011 hatte der Zoo Duisburg erstmals mehr als eine Million zahlende Gäste.
Besucher-Andrang
An Wochenenden und in den Ferien nehmen Parkplatzeinweiser die Gäste in Empfang.
Imbiss im Zoogeschäft
Im Eingangsbereich des Geschäftes versorgt eine Imbissbude die Kunden und Besucher mit Pommes und Currywurst.
Arbeitgeber
Im Verkauf und in der Verwaltung arbeiten bei Zoo Zajac 200 Teil- und Vollzeitkräfte.
Unternehmer
Norbert Zajac beziffert den Umsatz seines Unternehmens auf jährlich 20 Millionen Euro.
Preisträger
2010 ernannte der "Bundesverband mittelständische Wirtschaft" ihn zum Unternehmer des Jahres, weil er „in den vergangenen Jahren einen unglaublichen Aufstieg als Unternehmer erlebt und sein Geschäft zu großem Erfolg geführt“ habe, so der BVMW.
Existenzgründer
Mit seiner Ehefrau Jutta gründete Norbert Zajac sein Geschäft 1975 in Duisburg-Meiderich.
Existenzgründer
Anfangs war das Geschäft in Meiderich 100, 2004 schließlich 1000 Quadratmeter groß. 2004 erfolgte der Umzug nach Duisburg-Neumühl.
Gladbecker
Norbert Zajac wuchs in Gladbeck auf. Er ist gelernter Stahlbauschlosser, machte sein Hobby aber zum Beruf.
Tierzüchter
In Gladbeck züchtete er gemeinsam mit seinen beiden Brüdern bereits als Kind Wellensittiche und Hamster - und verkaufte die Tiere.
Im Geschäft zuhause
Wenn man so will, wohnt das Ehepaar Zajac in seinem Geschäft: Von den Verkaufsräumen führt eine Tür in die Wohnung der Inhaber.
Zoo
Das Zoofachgeschäft hat ständig etwa 1,5 Millionen Tiere im Verkauf.
Pflegepersonal
Bis zu 40 Tierpfleger füttern die Tiere täglich von 6 bis 10 Uhr - auch am Wochenende, versteht sich.
Fischmarkt
In 500 Aquarien schwimmen ständig 250.000 Fische in Süß- und Seewasser.
Reptilienzoo
In 500 Terrarien können Besucher 500 Reptilienarten bestaunen. Und kaufen.
Riesen-Händler
Zu den exotischsten Kriechtieren im Angebot zählen Anakondas, Krokodile und Kaimane.
Exoten
Ebenfalls im Sortiment: Weißbüscheläffchen, Lisztaffen und Opposums (800 Euro).
Raritäten
Die teuersten Tiere bei Zoo Zajac sind aktuell Kakadus (2500 Euro) und Gelbbrustaras (Papageien, 2000 Euro)
Tierfutter
Im Gegensatz dazu sind Grillen preiswert: Eine Dose mit den Futtertieren gibt's für einen Euro.
Karpfen
In den Teichen der Außenanlage schwimmen auch Kois, die je nach Größe und Muster zwischen 20 und 500 Euro kosten.
Bären zu verkaufen
In den Außenkäfigen tummeln sich sogar Wasch- und Nasenbären.
Katzenverkauf
Als eines der ersten Zoofachgeschäfte in Deutschland verkaufte Zoo Zajac ab 2008 Katzen. Das kritisierten damals, ähnlich wie heute den Welpenhandel, Tierschützer und Katzenzüchter.
Katzenverkauf
Seither hat Zoo Zajac nach eigener Schätzung etwa 1000 Katzen verkauft.
Hundewelpen
Als erstes Zoofachgeschäft Deutschlands verkauft Zoo Zajac ab Freitag, 20. Januar, Hundewelpen.
Zajac in der Kritik
Tierschützer und Hundezüchter kritisieren den Welpenverkauf: Ein Verkauf der Hunde in Zoogeschäften sei nicht artgerecht.
Zajac in der Kritik
Seit Zajac die Welpenpläne bekanntgegeben hat, demonstrierten Tierschütze unterschiedlicher Organisationen mehrfach vor seinem Geschäft und der Innenstadt.
Zajac in der Kritik
Der Verkauf von Welpen und Katzen in Zoofachgeschäften ist in Deutschland nicht verboten. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) hat sich dennoch ein Verkaufsverbot auferlegt.
Zajac in der Kritik
Der Futtermittelhersteller Interquell beendete aus Protest gegen den Welpenverkauf sogar die Geschäftsbeziehung mit Zoo Zajac.
800.000 Euro investiert
Der Bau der insgesamt etwa 1000 Quadratmeter großen Hundewelpen-Anlage hat 800.000 Euro gekostet. Die Welpen haben insgesamt 600 Quadratmeter Platz.
Neun Verkaufsboxen
Die Anlage hat sechs Quarantäne- (je 16 qm) und neun Verkaufsboxen (je 35 qm groß).
Hunde ab 500 Euro
Mischlingshunde verkauft Zajac ab 500 Euro. Für die Welpen will Zajac Käufern eine vierwöchige Gesundheitsgarantie geben.
Private Züchter
Die Hundewelpen will Zoo Zajac nur von privaten Züchtern beziehen.
Keine eigenen Haustiere
Norbert Zajac selbst hält keine Haustiere. Dafür habe er keine Zeit mehr.
Messeveranstalter
Von 1993 bis 2011 veranstaltete Norbert Zajac die zuletzt nach eigener Auskunft weltgrößte Aquaristikmesse: "Zierfische und Aquaristik".
Messeveranstalter
Die vorerst letzte Aquaristikmesse hatte 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Kraftzentrale im Landschaftspark Nord.
Messeveranstalter
An einem Tag der dreitägigen Messe im Oktober 2011 pilgerten mehr als 30.000 Besucher in die Kraftzentrale.
Messeveranstalter
Weiterhin veranstaltet Norbert Zajac dagegen die dreitägige Erlebnismesse "Angeln". Zur 7. Ausgabe kamen im Januar 2012 etwa 20.000 Besucher in den Landschaftspark Nord.
Versandhändler
Eine wichtige Einnahmequelle ist für Zoo Zajac auch der Internet-Versandhandel. Verschickt werden aber nur Zubehör, Wasserpflanzen und Korallen.
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