Duisburg.
2011, das Jahr im Rückblick. Das darf ausnahmsweise auch ein persönlicher sein. Schließlich war es für mich, den hier Zurückschauenden quasi auch das erste Jahr als WAZ-Lokalchef in der Heimatstadt.
Sie hat sich verändert. Sie ist moderner und attraktiver geworden. Vor allem in der Innenstadt. Der König-Heinrich-Platz – großartig. Und die Menschen: Da paart sich rheinische Leichtigkeit mit reviertypischer Offenheit und Direktheit. Da ist man schnell mittendrin.
Es wurde mir wieder offenbar, welche Pfunde diese Stadt hat: Die Stahlgiganten, die mal eben hunderte Millionen Euro investieren. Wo gibt’s das sonst? Der Hafen, der famose Innenhafen. Die Rheinkulisse. Aber auch der Dreiklang der großen Museen, die berühmte Kniende. Oder jetzt Tiger & Turtle, die neue Landmarke, die jeder mag. Also: Ein wenig mehr breitere Brust, mehr großstädtisches Selbstbewusstsein darf die Stadt gerne an den Tag legen.
Damit tut sich Duisburg schwer. Vielleicht auch deswegen: Bewusster geworden ist mir das bleibend Trennende zwischen den Ufern von Rhein und Ruhr. Bei allem Lokalkolorit, mehr Stadtidentität kann nicht schaden. Dann wäre der MSV vielleicht auch stärker der verbindende Verein und schaffte nicht nur ausgerechnet bei einer 0:5-Pleite durch die dennoch feiernden Fans Gänsehaut-Gefühl.
Mehr Wir-Gefühl
Dazu muss aber auch die Stadtpolitik stimmen und verbinden. Sie tat es oft nicht. Da fehlt Aufbruch. Und über die Maßen des Parteienwettbewerbs hinaus ist namentlich das Verhältnis von SPD und CDU von Missgunst und Misstrauen getragen. Rot-Rot-Grün hat zwar ein Bündnis geschlossen, es setzt aber kaum Akzente. Und das Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung ist vielmehr ein desolates Gegeneinander.
Das ist auch eine Folge des drängendsten Problems der Stadt, das allgegenwärtig ist, das lähmt, zerreißt, polarisiert – mehr noch nunmehr als die ursächliche und vorausgehende Loveparade-Katastrophe: das Problem Sauerland. Es prägte schnell auch das journalistische Tun. Mehr als es mir lieb ist.
Hin und her wogte das Stadtleben zwischen Fehltritten, vergeudeten Chancen und unsäglichen Anfeindungen. Dies alles, weil Sauerland nicht das tat, was er hätte tun müssen: Verantwortung übernehmen, den Weg frei machen. So ritualisierte sich das öffentliche und politische Leben. Dabei bleibt auch die Frage: Wie hält das der Walsumer, der doch eigentlich so kumpelig-robust ist, nur aus? Schwer: Der OB wie die Stadt.
Nun 2012. Ran an das, was kommt. Die Potenziale nutzen. Auch die Chancen, wenn das Ergebnis der OB-Abwahl in sechs Wochen feststeht. Denn die Stadt braucht einen Neuanfang. Auch wenn Sauerland die Abwahl überstehen sollte. Dann wird es allerdings schwerer.