Duisburg. .
Wer einmal den Alsumer Berg erklommen hat, der sich da unmittelbar am Rande des Rheindeiches in Bruckhausen erhebt, wird der festen Überzeugung sein, auf einer dieser typischen Ruhrgebiets-Halden zu stehen. Falsch gedacht! In Wirklichkeit ist diese frühere Deponie etwas ganz Besonderes. Denn jeder Gipfelstürmer hat hier die Reste eines untergegangenen Stadtteils unter seinen Füßen. Das seit 1965 nicht mehr existierende Alsum ist quasi das Atlantis von Duisburg – es ist versunken. Allerdings nicht im Meer, sondern unter einem inzwischen begrünten und begehbaren Berg aus Schutt und Müll.
Vor dem Aufstieg warten Info-Tafeln
Auf geht’s mit dem Pkw gen Duisburger Norden: Der Parkplatz liegt fast am Ende der Sackgasse Am Alsumer Steig. Die Halde erhebt sich direkt vor den Augen jedes Ankommenden. Von hier aus führt ein gut präparierter Weg – den sich Spaziergänger, Jogger und Radfahrer teilen – auf den Rheindeich. Rechter Hand tuckern im Licht der eiskalten Januar-Sonne die Binnenschiffer über den Strom, der nach Rückgang des Hochwassers wieder viel schmaler ist. Linker Hand: der Alsumer Berg. Die Suche nach dem direkten Weg aufwärts bleibt aber erfolglos. Eine Aufstiegs-Chance ergibt sich erst rund 300 Meter weiter, am südlichen Ende der Landmarke. Hier beginnt der ebenso steile wie asphaltierte Fußweg nach oben.
Doch vor der „Klettertour“ gibt’s auf einer Informationstafel noch die spannende Historie dieser Halde nachzulesen. Etwa, dass Alsum einst Schiffer- und Fischerdörfchen war. Oder dass ein hier einst existierender Kohlenverladeplatz beim Hochwasser im Winter 1925/26 vom Rhein „verschluckt“ wurde. Oder dass der Rat der Stadt Duisburg im Jahr 1954 die Entscheidung fällte, den Stadtteil unter einer Halde verschwinden zu lassen. Aber jeder Neugierige erfährt auch, dass es bis 1965 dauerte, ehe die letzten alten Alsumer ihre Heimat verließen. Noch heute gibt es Treffen der Ur-Einwohner. Das vorerst letzte fand im November 2011 statt.
Aussichtspunkt Alsumer Berg
Genug gelernt. Jetzt lockt die Aussicht. Und die gibt es auf dem Alsumer Berg gleich in verschiedenen Varianten. Denn hier oben in einer Höhe von rund 50 Metern warten auf die Besucher drei Aussichtsplattformen. Von der südlichsten fällt der erste Blick auf den mächtigen Kühlturm des Gaskraftheizwerks Hamborn im Vordergrund. Am Ruhrorter Kraftwerk bleibt der Blick ebenso kleben wie am Turm der Liebfrauenkirche in Bruckhausen. Eine stählerne Erklärtafel hilft Ortsfremden bei der Identifizierung des Gesehenen.
Der Mülleimer ist gestohlen
Eine solche Tafel fehlt beim mittleren Plateau. Vermutlich wurde sie gestohlen. Genau wie der Mülleimer, dessen Verankerungen da verwaist im kalten Wind stehen. Hier ist der Blick nach Westen möglich, also auf die flache, grüne Landschaft des Niederrheins. Leider nur, so weit es die inzwischen zu hoch gewachsenen Bäume und Sträucher zulassen. Und diese sind jetzt im Winter noch kahl. Im Sommer, wenn alles Blätter trägt, dürfte sich die Sicht auf Minimalausschnitte reduzieren. Schade, wenn solch ein „Schatz“ von seinem Besitzer (die Stadt Duisburg) nicht gehegt und gepflegt wird...
Die mit Abstand atemberaubendste Aussicht wartet aber auf Plattform Numero drei. Die liegt am nördlichen Ausläufer des Berges. Links thront der Turm des Kraftwerks Walsum im Sonnenlicht. Im Vordergrund leuchtet in Hellgrün das Rohrsystem der chemischen Anlage, die zur Kokerei Schwelgern gehört. Aus einem von zwei Nasslöschtürmen steigt plötzlich Wasserdampf auf. Wie dicke Zuckerwatte-Wolken sieht es aus, als er in den Himmel aufsteigt. Der Betrachter staunt. Und hält sich am stählernen Gipfelkreuz fest. Das steht hier genau richtig. Diese Stelle ist wortwörtlich der Höhe-Punkt.