Duisburg. . In der WAZ-Serie „Duisburg-Panorama – Die schönsten Fernsichten der Stadt“ stellen wir Ihnen heute die Rockelsberghalde in Hochemmerich vor. Sie liegt am Rheindeich und bietet einen Rundum-Blick über Duisburg und den Niederrhein.
In der üppig bestückten Halden-Landschaft des Ruhrgebiets ist sie für die aufstiegswillige Bevölkerung so etwas wie die große Unbekannte. Denn wer von der Rockelsberghalde in Rheinhausen erzählt, der wird als Reaktion bei vielen Gesprächspartnern nur ein Stirnrunzeln des Zweifels ernten. Die Standardfrage heißt: „Wo liegt die denn ???“
Die Antwort lautet: im Stadtteil Hochemmerich. Direkt am Rhein. Sie bietet eine solch superbe Rundumsicht auf Duisburg und den Niederrhein, dass der Betrachter auf ewig dort oben verweilen mag.
Wie bei so vielen Artgenossen handelt es sich auch bei der Rockelsberghalde um eine ehemalige Schlackendeponie – und zwar die der ehemaligen Krupp-Hütte in Rheinhausen. Sie wurde geschlossen, danach landschaftlich aufbereitet. Inzwischen ist sie rundherum dicht bewachsen. Befestigte Schotterwege, die sich durch die Natur schlängeln, sorgen aber für einen problemlosen Aufstieg.
70 Meter über Normalnull
Oben angekommen, auf einer Höhe von 70 Metern über Normalnull, ist kein einziger Baum oder Strauch mehr zu sehen. Stattdessen thront hier auf dem höchsten Punkt ein aus aufgeschichteten Steinen gefertigtes Hochplateau. Das wurde erst im Jahr 2009 fertiggestellt. Jetzt dient es als Zielpunkt einer „Klettertour“, die keine fünf Minuten Fußweg in Anspruch nimmt. Eine lohnende Investition.
Das erste, das an diesem sonnigen Morgen auffällt, ist der starke Wind. Nahezu ungeschützt stürmt er hier oben den Betrachtern prall ins Gesicht. Doch die bemerken das gar nicht. Ihre Aufmerksamkeit fokussiert sich ganz auf die Augen. Denn die Sicht, sie ist wirklich phänomenal.
"Jedes Mal schön, zu sehen, wie viel Grün es in der Stadt gibt"
Der erste Blick geht in Richtung Osten. Da gleiten die Frachtschiffe fast geräuschlos auf dem Rhein, der sich hinter den saftig-grünen Auen auf mehreren Kilometern im gesamten Sichtfeld erstreckt. Das imposanteste Bauwerk ist der 200 Meter hohe Schornstein von DK Recycling (früher: Kupferhütte) in Hochfeld, der sich direkt gegenüber in den blauen Herbsthimmel bohrt. Gleich daneben schlägt die rot-blaue Brücke der Solidarität den Bogen zwischen Rheinhausen und Hochfeld. Rathausturm und das täglich wachsende Landesarchiv im Innenhafen wirken von hier zum Greifen nah. Da hinten am Horizont symbolisiert der Mülheimer Funkturm in Speldorf die Grenze zur östlichen Nachbarstadt.
„Das ist so toll hier. Und es ist jedes Mal schön, zu sehen, wie viel Grün es in der Stadt gibt“, sagt Bert Hendricks. Er ist mit Frau Marion, Tochter Maja und drei Hunden unterwegs. Einmal pro Woche wagt die Familie den Aufstieg. „Wir wohnen gleich um die Ecke hier in Hochemmerich“, sagt Marion Hendricks.
Fliegerischen Kunststücke exakt auf Augenhöhe
Plötzlich zerschneidet ein krächzendes Motorengeräusch die Stille. Ein rotes Modellflugzeug dreht seine Pirouetten. Für Halden-Besucher geschehen diese fliegerischen Kunststücke exakt auf Augenhöhe. Die Boden-Piloten sind von hier aber nicht zu sehen. Dafür fallen die etlichen Hundebesitzer auf, die durch die Auen in Richtung Rheinufer schlendern. Fast alle drehen sich um und schauen von unten hinauf zur Halde.
Wenn sie wüssten, welche Fernsicht-Schönheiten ihnen hier entgehen, würden sie das nächste Mal gewiss auf der Halde Gassi gehen.