Duisburg. Das Hoist-Hochhaus in der Innenstadt bietet eine spektakuläre Rundumsicht über Duisburg. Einziger Wermutsstropfen: Der Blick ist nicht frei zugänglich. Wer will schon immer fremde Besucher in seinem Büro haben.

Wie soll man bei so einer Aussicht nur arbeiten können? Hoch über den Dächern Duisburgs, im 18. Stock des blau-silbrigen Hoist-Hochhauses. Mit einer grandiosen 360 Grad-Rundum-Sicht – wenn nicht gerade mal wieder eine Nebelwand vor den Fenstern klebt.

Kein Problem, man kann da arbeiten, versichern Annette Holthaus-Fastabend und Peter Müller. Seit 2009 residiert das Team vom Projekt „Lernen vor Ort“ im wohl höchsten Büro der Stadt, und Projektleiter Müller räumt ein: „Am Anfang hat der Blick schon abgelenkt.“

Tycoon-Chefzimmer

Seine Teamkollegin schwärmt unterdessen kurz vom Blick auf das abendliche Lichtermeer, auch von der Stille hier oben, während unten, wohl 70 Meter tiefer, der Verkehr rauscht, und sie erwähnt die Krähen, die sich weit über Baumwipfelhöhe hier niederlassen.

Der Blick ist wahrlich exklusiv. Einzigartig wegen des Panoramas auf die Innenstadt zu Füßen des Hochhauses, das fast komplett mit städtischen Ämtern und Behörden belegt ist. Exklusiv aber auch, weil er eben meist nur den Stadtbediensteten vorbehalten ist, die hier ihre Amtsstuben haben. Oder vereinzelten Besuchern. Ob die allerdings für die Fahrt hinauf immer triftigere Gründe als die Fernsicht haben? Ganz grandios wird’s für die Teilnehmer von Konferenzen im Sitzungssaal des Hochhaus-Aufbaus auf dem Dach: Panorama-Fenster mit Panorama-Sicht gen Norden, die jedem Tycoon-Chefzimmer in Hongkong alle Ehre macht.

Das Turmtrio

Wer also nicht hochkommt, in die Hochetagen, muss sich mit der WAZ die Nase an den Fensterscheiben platt drücken: Und dann schweift der Blick Richtung Norden vorbei am Calderoni-Hochhaus-Bruder. Das graue Band der A 59 schlängelt sich durch dichte Bebauung, die blauen Autobahnschilder gebe satte Farbtupfer. Am Horizont die Industriekulisse. Nach rechts reicht der Blick bis Mülheim, nach links bis zu den Weißen Riesen in Hochemmerich.

Silbrig glänzend schimmert die Büro-Architektur am Innenhafen, ein Stück weiter nach links ragt das Turmtrio in den Himmel: Rathausturm, Salvatorkirche und als neuer Dritter im Bunde der Beton-Koloss des Landesarchivs. Die Himmelsleiter vom City-Forum durchschneidet förmlich das Blau, während die nackte Betonfläche des A 59-Deckels am Hauptbahnhof daran erinnert, was in der City noch zu tun ist. Es mag zudem dem „Hochgefühl“ im 18. Stock geschuldet sein: Aber der herbstlich gefärbte Kantpark inmitten der Häuserzeilen und Straßenquadrate, er erinnert an den Central-Park in New York. Richtung Süden ist es heute im Gegenlicht diesig. Und doch reicht der Blick bis zu den Hüttenwerken in Huckingen. Und bei klarer Sicht, sagen diejenigen, die da oben täglich sitzen, kann man abends die Lichter der Düsseldorfer Flughafen-Landebahnen sehen.