Duisburg. .

Im Rahmen der WAZ-Serie „Duisburg-Panorama“ widmen wir uns heute dem Wedauer Aussichtsturm, der eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat. Das erste Exemplar aus Holz brannte nieder, der Feuerteufel wurde nie gefunden.

Nirgends ist der Begriff „Panorama-Blick“ angebrachter als hier: Wer oben auf der Spitze des Wolfsberges angekommen ist und dann die 86 Stahlstufen hinauf zur Plattform des Wedauer Aussichtsturmes erklommen hat, der kann sich 360 Grad um die eigene Längsachse drehen – und von allen Standpunkten aus schweift das Auge in jede Himmelsrichtung in weiteste Fernen. Der Horizont als natürliche Sichtgrenze. Trotz dieser prächtigen Perspektive sollte jeder Besucher aber beachten, dass die Geschichte dieser Landmarke fast noch spektakulärer ist als ihre Aussicht.

Alles begann 1988. Damals feierte der Bürgerverein Wedau-Bissingheim das 75-jährige Bestehen des Stadtteils Wedau mit rauschenden Festivitäten. „Und weil wir am Ende so gute Erlöse erzielt hatten, stellte sich schnell die Frage: Was machen wir mit dem Geld?“ Der Mann, der das erzählt, ist Wolfgang Gebhard. Der heute 60-Jährige ist seit 1996 Vorsitzender des Bürgervereins, der 450 Mitglieder zählt. Die Antwort auf besagte Frage lautete: „Wir wollen etwas Bleibendes schaffen.“ Und weil ein BV-Mitglied nach einem Eifel-Besuch von einem tollen Aussichtsturm geschwärmt hatte, sollte in Wedau nun eine ähnliche Attraktion entstehen.

Sechs Jahre vergingen, bis aus dem Wunsch begehbare Wirklichkeit geworden war. Am 7. August 1994 wurde der erste Turm feierlich eingeweiht. Mit OB Josef Krings und dem ehemaligen Besitzer dieses Grundstückes, Maximilian Graf von Spee. Gefertigt war er aus 41 Kubikmeter verbautem Holz. „Das passte so wunderbar mitten in die Natur“, begründet Gebhard die damalige Materialwahl. Als er und seine BV-Mitstreiter vor dem fertigen Holzturm standen, schoss ihm nur ein Wort durch den Kopf.

„Überwältigend!“

Acht weitere Jahre später folgte das andere Gefühls-Extrem. Vandalen hatten Feuer gelegt. Am 27. Juli 2002 brannte der Turm bis zum Fundament nieder. „Wir standen am nächsten Morgen vor einem Haufen Schutt und Asche. Es hat uns das Herz herausgerissen“, beschreibt Gebhard den emotionalen Absturz. Und obwohl damals eine Belohnung von 5000 Euro auf die Ergreifung der Täter ausgesetzt wurde, blieben die Brandstifter unentdeckt. Bis heute. „Die Sinnlosigkeit der Tat konnte keiner verstehen. Aber dass niemand gefasst wurde, macht die Sache noch bitterer.“

Dem Schock folgte schnell der Trotz. Obwohl die Stadt alsbald signalisiert hatte, dass sie bei einem möglichen Wiederaufbau nicht helfen könne, ging der Bürgerverein das Projekt Wiederaufbau offensiv an. Und er fand erneut Mitstreiter: Die Wirtschaftsbetriebe übernahmen die Ingenieurleistungen, Thyssen-Krupp Steel war für Konstruktion und Fertigung verantwortlich. Und die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann übernahmen schließlich für die Montage. So konnte dann im Oktober 2005 die zweite Turm-Version feierlich eröffnet werden – diese allerdings aus Stahl gefertigt.

In glänzendem Blau und Silber erstrahlt dieser auch heute in der Herbstsonne. Doch zunächst gilt es für Besucher, ihn zu finden. Das ist zumindest für Ortsfremde nicht ganz einfach, weil die Beschilderung vom Parkplatz am Strohweg kommend alles andere als eindeutig ist. Wer über einen solchen touristischen Schatz verfügt, der sollte sein Auffinden auch leichter machen.

Oben angekommen pfeift der Wind. Der Blick in den Süden reicht sogar bis zum Düsseldorfer Fernsehturm. Leider sind einige Erklärtafeln, die zeigen, wohin man schaut, mit Farbe beschmiert. Aber der einzigartige Blick entschädigt für kleine Unannehmlichkeiten wie diese.