Schöne Aussicht vom Turm der Salvatorkirche in Duisburg
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Duisburg. .
Dieser Aussichtspunkt wird nicht nur vom Wind, sondern auch vom Atem der Geschichte umweht: Schließlich diente der Turm der Salvatorkirche im Mittelalter sogar als Wachturm, von dem nach herannahenden feindlichen Horden und Feuersbrünsten in der Stadt Ausschau gehalten wurde.
Schon der Weg bis zur Turmspitze, auf dem uns als Hausherr Pfarrer Peter Krogull geleitet, ist abenteuerlich. Über eine enge und steile Wendeltreppe geht es bis auf die Höhe des Kirchendachs, danach steigt man die hölzernen Zwischengeschosse auf Treppen empor, macht dabei einen Zwischenstopp an der Salvator-, Friedens- und Heldenglocke.
Schon im Mittelalter wurde hier viel Holz verbaut, so dass nicht verwundert, dass der Turm im Jahr 1467 abbrennen konnte. Turmwächter Adolf Liefapeler war bei seinem nächtlichen Dienst eingeschlafen und hatte mit einer Kerze den Brand verursacht, der so heftig wütete, dass sogar die Glocken schmolzen. Bis zu dieser Katastrophe war der 1415 vollendete Turm mit 106 Metern Höhe sogar das höchste Gebäude Norddeutschlands.
50 Meter hoch hinaus
Unsere Turmbesteigung endet aber bei einer Höhe von gut 50 Metern. Über uns erstreckt sich noch bis 62,5 Metern die gotische Turmspitze, dessen Gewölbe nicht mit Fenstern abgeschlossen ist. So weht auch ein heftiger Wind durch den Raum, in dessen Mitte eine frei stehende Metallwendeltreppe auf das Oktagon des Turmes führt. Eigentlich wäre dies ein idealer Nistplatz für wilde Tauben, doch die Salvatorkirche beherbergt auch einen Turmfalken. Von seinem Dienst als Wächter zeugen einige Taubenflügel in einer Ecke des Raumes.
Auf die Duisburger Wissenschaftsprominenz muss der Turm der Salvatorkirche eine besondere Anziehungskraft ausgeübt haben: Johannes Corputius hat hier im Jahr 1566 mehrere Wochen verbracht, um Duisburg aus der Vogelperspektive zu überblicken. Ergebnis seiner Arbeit war der nach ihm benannte Corputius-Plan, der nach Aussagen von Pfarrer Krogull nicht nur einen genauen Eindruck vom historischen Duisburg vermittelt, sondern sogar vermessungstechnisch sehr genau gearbeitet ist.
Markante Punkte
Die Größe der mittelalterlichen Stadt lässt sich von der Turmspitze an einigen markanten Punkten erkennen: Die Stadtmauer an der Obermauerstraße und die Marienkirche zeigen die Längsausmessungen der Stadt an, der Bogen des Sonnenwall seine Südseite. Wer heute in das Duisburg des Corputius reisen will, dem sei ein Besuch der Internetseite www.duisburg1560.de empfohlen.
Fernsicht vom Hochofen 5
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Blickt man gen Osten hinab, erkennt man unter sich die Kreuzform des Kirchenbaus, in Verlängerung schweift der Blick hinüber zum mittlerweile geschlossen Berufskolleg, wo sich auch das Haus Gerhard Mercators befand. Dessen Sohn Arnold wiederum brachte 1577 an der Südseite des Turmes eine Sonnenuhr an, und 1720 richtete die Universität eine Sternwarte auf der Turmspitze ein.
Höhenwettstreit der Kirchen
Lagen im 19. Jahrhundert die Salvator- und die damalige Liebfrauenkirche in der Brüderstraße im Höhenwettstreit, so begeben sich heute zwei andere Gebäude in direkte Konkurrenz mit Duisburgs ältester Kirche: Der Turm des gegenüberliegenden Rathauses und das Gebäude des neuen Landesarchivs, das auf der anderen Seite des Innenhafens in die Höhe strebt.
Mit Blick auf die Rheinbrücken, deren Pfeiler im Sonnenlicht emporragen und der Schneise, welche die Ruhr im Norden durch die Stadt zieht, meint Peter Krogull: „Trotz der Flüsse, welche diese Stadt trennen, führt die Aussicht von der Salvatorkirche die Stadtteile zusammen.“
Bilder einer 100-jährigen Zeitreise durch Duisburg
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