Duisburg. . Das begehbare Kunstwerk „Tiger & Turtle“ in Duisburg-Wanheim öffnet derzeit nur am Wochenende. Aufsichtspersonal wird bei Besucherandrang zur Pflicht. Das städtische Bauordnungsamt schiebt buchstäblich einen Riegel vor den Eingang.
Das Versprechen gilt eigentlich: Tiger & Turtle, die spektakuläre Kunst-Achterbahn in Wanheim, soll rund um die Uhr begehbar sein. Doch der Tiger hinkt, die Schildkröte hockt im Panzer: Nur unter Aufsicht mit Personal ist sie derzeit am Wochenende geöffnet. Das Bauordnungsamt schob buchstäblich einen Riegel vor den Eingang.
Denn ursprünglich galt als Regelung: Ein Drehkreuz am Fuß der begehbaren Riesen-Skulptur sollte die Zahl der gleichzeitigen Besucher aus Sicherheitsgründen auf 40 begrenzen. Doch das Bauordnungsamt monierte, dass mit Sperrung des Eingangs dann auch der Fluchtweg blockiert ist. Im Kulturhauptstadtbüro war man darüber nicht begeistert, zumal der TÜV die Anlage abgesegnet hatte. Doch Sicherheit geht vor. So suchte man nach Lösungen. In der Zwischenzeit schaute Sicherheitspersonal stets nach dem Rechten, so auch an den nun nur geltenden Wochenend-Öffnungszeiten.
DVV soll Besucherstrom via Kamera kontrollieren
Die neue Lösung: Es wird eine Kamera installiert, die nicht nur Bilder macht, sondern auch die Besucher zählen kann. Zugleich soll die Obergrenze der Besucherzahl wohl auf 190 erhöht werden. Direkt verbunden soll die Kamera mit dem Werkschutz der städtischen Stadtwerke-Holding DVV sein. Ab etwa 150 Besuchern soll dann die DVV-Service-Tochter Octeo in den Startlöchern stehen, um dann Personal zur Heinrich-Hildebrand-Halde herauszuschicken und vor Ort den Verkehr zu regeln.
Allerdings: Die DVV ist davon nicht gerade begeistert, heißt es. Sie will weder die Aufgabe noch die damit verbundene mögliche Verantwortlichkeit. Was jetzt laufe, seien nur Tests. Die Kamera ist zudem noch nicht einmal bestellt. Man wartet noch auf das Angebot von Siemens für diese Sonderanfertigung. Bis auf weiteres bleibt es daher bei den beaufsichtigten Wochenend-Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr.
Dieses Kontrollproblem schmälert die gute Grundstimmung von Söke Dinkla vom Kulturhauptstadtbüro. Denn eigentlich ist sie hochzufrieden: 30.000 Besucher haben seit der Eröffnung Mitte November schon den „Magic Mountain“ (Magischer Berg) bestiegen. Allein vergangenen Sonntag waren es 2000 begeisterte Gäste. „Das ist eine Super-Zahl“, so Dinkla. Tiger & Turtle zierte zudem erst die letzte Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Duisburg macht mit der einzigartigen Kunst-Achterbahn bundesweit positive Schlagzeilen wie lange nicht mehr.
Rauf auf die Achterbahn
Versprochen ist versprochen: Also muss „Tiger & Turtle“ schnell wieder begehbar ein, wann immer Besucher die Halde erklimmen. Außer es stürmt oder schneit. Alles andere würde die Idee der Kunst-Landmarke in Wanheim konterkarieren. Sonst hätte man das ganze Projekt erst gar nicht angehen dürfen. „Magic Mountain“, das ist ein Kunstwerk, das für Furore sorgt, das die Menschen fesselt, Duisburg gut tut. 30 000 Besucher binnen zwei Monaten, das sagt eigentlich alles. Eine Zahl, an die sich das ambitionierte Lehmbruck-Museum bei seiner Kniende-Ausstellung mühsam heranarbeitet. Dort gibt es täglich Aufsichtspersonal. Solches bei Andrang auch auf die Halde zu schicken, müsste doch möglich und bezahlbar sein. Oliver Schmeer
„Wir werden das schon alles managen“, will Dinkla allzu „kleinkrämerischen“ Vorbehalten entgegentreten und gibt zu bedenken, dass man mit einer begehbaren Skulptur eben auch Erfahrungen sammeln müsse. Und bis auf das Einlassproblem laufe alles andere rund. Klar ist aber: Ständiges Personal auf der Halde ist zu teuer. Rund 20.000 Euro Unterhaltungs-Etat hat die Stadt für das mit Fördergeldern und Spenden errichtete, rund zwei Millionen Euro teure Kunstwerk.
Und was sagen die Halden-Besucher? „Schade, dass wir da nicht drauf können“, meinen Mike und Anja Joosten, die gestern extra aus Köln angereist waren. Die Aussicht von der Halde sei ja eine nette Entschädigung, doch natürlich hätten sie liebend gern die stählernen Stufen erklommen. Zum Glück standen mit dem Landschaftspark Nord und der Innenstadt weitere Haltepunkte auf der Route ihrer Duisburg-Tour. So hielt sich ihr Ärger in Grenzen.
Mit dem Rad hat sich der Mülheimer Bernhard Lakes auf den Weg nach Wanheim gemacht. Er sieht das Kunstwerk erstmals vor sich. „Sieht fantastisch aus – auch vom Fuße der Halde.“ Lakes zeigt Verständnis für die Lösung mit einer Aufsicht. „Aber im Sommer wird hier sicher ein großer Andrang sein. Dann wird man jeden Tag eine solche Aufsicht benötigen.“ Auch der aus China stammende Xingwei Zhao, der im fünften Semester Maschinenbau an der Uni Duisburg-Essen studiert, sieht das so: „Die Sicherheit ist das Wichtigste – auch wenn dadurch die Öffnungszeiten eingeschränkt sind.“