Laufen auf der Achterbahn - „Tiger & Turtle“ in Duisburg
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Duisburg. . Stahl in Schwung. „Tiger & Turtle – Magic Mountain“ heißt Duisburgs neue Landmarke. Windig, aber wunderschön ist es auf der begehbaren Achterbahn. Von Sonntag an kann dort jeder die Aussicht genießen.
Eine Computergrafik von 2007 zeigt auf diesem Gipfel noch eine Art roten Plastikhocker, ins Riesige vergrößert. Gottlob ist es kein Hocker geworden, denkt man sich da; schließlich hat sich auch die große Grubenlampe auf der Halde in Moers materialisiert, und die ist, sagen wir, gewöhnungsbedürftig.
Tatsächlich war der grafische Hocker aber nur ein Platzhalter, aus der Zeit der Ratlosigkeit, als noch niemand in Duisburg wusste, wie man diese Heinrich-Hildebrand-Höhe im Süden der Stadt denn nun krönen würde. Doch dann fand sich „Mut für das Unmachbare“, so Duisburgs Stadtdirektor Peter Greulich: für „Tiger & Turtle – Magic Mountain“.
Was soll man dazu sagen? Wunderschön und windig!
Von Sonntag an werden der Tiger & die Schildkröte und ihr Zauberberg zugänglich sein. Sie haben, darf man mal prophezeien, das Zeug zu einer äußerst populären Landmarke. Stahl in Schwung. 90 Tonnen auf 17 Stützen. Wie eine Achterbahn, nur läuft man über sie, bis auf den Looping natürlich. Gut zwei Millionen Euro hat das gekostet, Geld aus Fördermitteln und von Sponsoren.
Nimmt man Berg und Skulptur zusammen, dann schauen Besucher aus über 80 Metern Höhe in die Landschaft, schauen und schauen: vom Düsseldorfer Fernsehturm im Süden bis zum Gasometer Oberhausen im Norden. Dann da, direkt zu Füßen, das unverstellte Ruhrgebiet: Hier kocht das Hüttenwerk Krupp-Mannesmann.
Nebenbei ist die Landmarke der Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth auch ein ganz gutes Beispiel für die Kompetenz des Ruhrgebiets, aus einem Misthaufen Gold zu machen. Denn die grüne Höhe ist eigentlich eine sehr gut getarnte Deponie, sie besteht zum Großteil aus der industriellen Hinterlassenschaft einer Metallhütte. Voller Altlasten, die Sie gar nicht näher kennen wollen: Schwermetalle, belastete Böden, Bauschutt. Bis zu sieben Schutzhüllen umgeben stellenweise das Erbe „aus dem großen Komplex der chemischen Anorganik“, um nochmal den Stadtdirektor Greulich zu zitieren.
Hämmern, schweißen, nachverzinken, schippen: Wie immer bei großen Projekten, wird daran bis zum letzten Moment gearbeitet. Karin und Peter Hanke haben sich dennoch schon öfter hier hoch gestohlen, das Rentner-Ehepaar aus Meerbusch mit ausgeprägter Ruhrgebiets-Erfahrung. „Diese Halden sind immer sehr schön“, sagt er, und dann anklagend: „Der Niederrhein ist ja so eben.“
Bis zu 40 Menschen gleichzeitig werden auf T&T herumklettern können, ein Drehkreuz zählt mit und macht dicht vor Besucher 41. Die Statik, so heißt es, halte zwar weit mehr Menschen aus, doch das städtische Bauordnungsamt hat aus den bekannten Duisburger Gründen lieber eine sehr vorsichtige Obergrenze gewählt.
Am Samstagnachmittag gibt es eine Eröffnungsfeier nur mit geladenen Gästen; es werden wegen der Tragkraft auch keine spontanen eingelassen. Sonntagmorgen, wie erwähnt, ist dann hier offen für alle. Und für immer, außer bei Eis und Schnee oder Gewitter; es gibt da ein Tor auf dem Weg, das verriegelt werden kann. Festes Schuhwerk empfiehlt sich jedem Besucher und eine gewisse Kondition, doch ist der Aufstieg auf einem Rundweg an sich ganz kommod. Mit Höhenangst wird man die Gitterroste von T&T freilich meiden. Ach ja, und oben weht ein schneidiger Wind. Aber: Es lohnt sich.
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