Duisburg.

Keine Sorge. Niemand muss sich auf die Suche machen. Zwar fehlen 1649 Duisburger, die über die vergangenen 25 Jahre irgendwie verschwunden sind. Aber sie fehlen nur in der Statistik. Wie viele Duisburger es eigentlich ganz genau gibt, ist wohl so etwas wie eine Glaubensfrage. Entweder man vertraut auf die Zahlen des Landes oder auf die der Stadt. Denn beide Ebenen zählen unterschiedlich.

In den kommenden Tagen werden beide Behörden wieder amtliche Einwohnerzahlen zum Stichtag am 31. Dezember verkünden. Und auch diesmal wird der Unterschied wohl wieder gravierend sein.

Im Vorjahr meldete das Statistische Landesamt NRW 489.559 Einwohner in Duisburg. Das Land hat die Einwohnerzahl der Volkszählung von 1987 einfach fortgeschrieben. Sprich: Jedes Jahr werden die Geburten und Sterbefälle sowie die Zuzüge und Fortzüge aufsummiert.

Vor acht Jahren fehlten noch mehr Duisburger

Die Stadt dagegen stützt sich auf ihr Melderegister. Dieses amtliche Verzeichnis basiert auf den Daten, die Duisburger aufgrund der Meldepflicht anzeigen müssen. Im Vorjahr kam die Stadt auf die Zahl von 487.910 Einwohner.

Die Stadt zählt damit exakt 1649 Duisburger weniger als das Land. Das sind so viele Leute, wie ins Theater am Marientor gepasst haben.

Allerdings haben schon einmal mehr gefehlt. Im Jahr 2003, da waren es sogar 2253 Duisburger. Doch wie können die Zahlen von Land und Bund so weit auseinander liegen? Konkret ist das kaum zu beantworten, allgemein hat das Roland Richter vom Duisburger Amt für Statistik versucht: Die Gründe könnten im Meldeverhalten der Bevölkerung liegen, aber auch in der statistischen Verarbeitung der Einwohnerbewegungen, wo sich Fehl- und Überbestände fortschreiben und „aufschaukeln“ könnten.

Volkszählung liefert ab November neue Zahlen

Doch es gibt Hoffnung: Der derzeit durchgeführte bundesweite „Zensus 2011“ soll unter anderem auch die neuen amtlichen Einwohnerzahlen der Gemeinden festlegen. Danach müssten die Zahlen von Land und Stadt wieder enger beieinander liegen. Aber: Die fehlenden Duisburger werden wohl nicht wieder auftauchen. Denn die Volkszählung greift in erster Linie auf das Melderegister der Stadt zurück. Zudem werden die ersten Ergebnisse erst im November vorliegen, die Details folgen sogar erst ab Mai 2013.

Erst vor zweieinhalb Wochen hat das Land Fragebögen an 759 Duisburger geschickt, bei denen unklar ist, ob es sich um ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz handelt. Die Volkszählung hält auch die Stadt auf Trab: Das Amt für Statistik rechnet damit, dass Mitarbeiter im Frühjahr noch rund 8000 Wohngebäude besichtigen müssen, weil voraussichtlich jeder zehnte Eigentümer nicht seiner Auskunftspflicht gefolgt ist.

Duisburg ist mit seinen verschwundenen Bürgern kein Einzelfall. Der Bund geht davon aus, dass die amtliche Bevölkerungszahl in Deutschland um rund 1,3 Millionen zu hoch angegeben ist.