Duisburg. . Das Jahr geht zu Ende und noch immer ist kein neuer Hauptsponsor für den Festival-Termin 2012 in Sicht. Tim Isfort, der künstlerische Leiter des Festivals schreibt einen zornigen Brandbrief. 16 Klagepunkte, die auch seinen Posten gefährden könnten.

Wo nimmt man mal eben 230.000 Euro her, um ein über Jahrzehnte renommiertes „Traumzeit-Festival“ vor dem plötzlichen Herztod wegen akuten Geldmangels zu bewahren?

Diese Frage muss derzeit der zuständige Kulturdezernent der Stadt, Karl Janssen, beantworten, nachdem ihm bekanntermaßen im September dieses Jahres mit dem Essener Energiekonzern RWE mehr oder minder überraschend der langjährige Hauptsponsor für das Musik-Festival im Landschaftspark abhanden gekommen war. Genau genommen hat Janssen nur noch zehn Tage Zeit, um vor Jahresende einen neuen generösen Viertel-Millionen-Euro-Sponsor davon zu überzeugen, dass es zumindest erstmal mit einer „Traumzeit“ im kommenden Jahr 2012 weitergehen sollte.

Denn nur noch bis Silvester hat das städtische Festivalbüro mit Tim Isfort den bisherigen künstlerischen Leiter unter Vertrag, und nur noch bis Silvester kann das Festivalbüro die Agenturen und Bands mit Optionen auf Buchungen hinhalten. Danach müsse entweder geordert oder abgesagt werden.

„Eisen im Feuer“

Doch Dezernent Janssen gab sich gestern optimistisch: „Zwar ist die Lage unverändert schwierig,“ bekennt er gegenüber der NRZ, „doch da sind noch ein paar Eisen im Feuer und ich hoffe, dass es noch in diesem Jahr ein Ergebnis gibt, so oder so.“

Was der Kulturdezernent selber nicht sagen mag, pfeifen aber längst die Spatzen vom Dach: Nämlich, dass Janssen derzeit versucht, die Stadtwerke als neuen Freund und Helfer für das Sommer-Kulturfestival im Landschaftspark zu gewinnen. Beim Open-Air-Sommerkino sind sie ja schon engagiert. Diese Lösung wäre zwar nicht besonders originell, aber sie wäre überaus hilfreich.

Unterdessen hat sich Uwe Gerste, Geschäftsführer der für die Durchführung von Festivals zuständigen Duisburg Marketing Gesellschaft (DMG) am 15. Dezember den Wirtschaftsplan 2012 von seinem Aufsichtsrat absegnen lassen. Und dort sind nur noch solche Festival-Veranstaltungen aufgeführt, „deren Refinanzierung gesichert ist.“ Und da derzeit beim Traumzeit-Festival rein gar nichts sicher ist, plant auch DMG-Chef Gerste nicht mit einer Traumzeit 2012. Es sei denn, es geschähe noch ein Wunder.

Traumzeit 2012 ohne Tim Isfort nicht vorstellbar

Kein Wunder aber ist, dass der Noch-Künstlerische Leiter des Traumzeit-Festivals, Tim Isfort, überaus nervös wurde und er wohl deshalb am 8. Dezember den Mitgliedern des DMG-Aufsichtsrates einen erregten Brandbrief hat zukommen lassen. Seine Kritik an der DMG und der Kulturverwaltung: „Zu meinem großen Bedauern wurden weder Maßnahmen ergriffen, um weitere Sponsorenakquise zu betreiben, noch wurden rechtzeitig Gespräche mit dem Sponsor RWE bezüglich einer Vertragsverlängerung geführt.“ Fünfzehn weitere Kritik- und Klagepunkte, die nach Meinung von Isfort dem Festivals die Grundlage für eine Fortsetzung rauben, füllen eine weitere Seite des Briefes an die Mitglieder des DMG-Aufsichtsrates.

Vorwürfe, die nach Worten von Dezernent Janssen „Unsinn“ seien, aber „Herr Isfort ist nervös und das verstehe ich.“ Zwar würde ein solch halböffentlicher Kritikbrief an den Aufsichtsrat, wie von Isfort jetzt initiiert, in der freien Wirtschaft zum sofortigen Rausschmiss des Absenders führen, aber „Kulturleute ticken nicht wie eine Verwaltung.“ Deswegen könne er sich auch eine Traumzeit 2012 ohne Tim Isfort nicht vorstellen. Vorausgesetzt natürlich es gelänge ihm noch rechtzeitig die notwendigen Sponsorengelder einzuwerben.

Ob diese Doppel-Botschaft den Noch-Künstlerischen Leiter tatsächlich zu beruhigen vermag?