Duisburg. . Mit den Konzerten großer Jazz-Stars fing hier unter den Hochöfen des Landschaftsparks einst alles an. Auch das diesjährige Lineup zeigt, dass das Traumzeit-Festival nicht vergessen hat, wo es herkommt. Jazz-Liebhaber kamen dabei voll auf ihre Kosten.
Mit den Konzerten großer Jazz-Stars fing hier unter den Hochöfen des Landschaftsparks einst alles an, und auch diesmal hatte Festival-Chef Tim Isfort in der Flut der jungen Bands mit Branford Marsalis und Mike Stern zwei Hochkaräter des Jazz anzukündigen. Unter dem Kronleuchter eines Gelsenkirchener Barock-Wohnzimmers sorgte der amerikanische Gitarrist Mike Stern auf der wohnlichen Traumzeit-Bühne gleich am Eröffnungsabend für eine Sternstunde des Fusion-Jazz.
Unterstützt von so illustren Kollegen wie dem Schlagzeuger Dave Weckl und dem Bassisten Tom Kennedy sowie der Geiger-Legende Didier Lockwood setzte der smarte Amerikaner mit der jugendlichen Ausstrahlung, der immerhin schon Anfang der 80er Jahre bei Miles Davis spielte, mit bluesigen und packenden Gitarrenläufen Akzente. Auf dem dichten Rhythmusfundament zweier Weltklasse-Musiker wie Weckl und Kennedy lieferten sich Stern und Lockwood einen erfrischenden musikalischen Dialog, der bewies, dass der in Verruf geratene Fusion-Jazz noch lange nicht tot ist. Allein das letzte Gitarrensolo von Mike Stern war schon das komplette Eintrittsgeld für den Abend wert.
Traumzeit am Freitag
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Zuvor hatte auf der Bühne der Gießhalle der aus Israel stammende Pianist Yaron Herman mit seinem hochvirtuosen und perfekten Klavierspiel für den eher meditativen Teil des Abends gesorgt. So fühlten sich viele Besucher an Keith Jarretts legendäre Köln-Concerts-Aufnahme erinnert, erlebten aber doch einen innovativen und stilistisch eigenständigen Musiker, von dem man noch viel hören dürfte.
Stars des Jazz am Samstag
Auch der Samstag hatte dann für die Jazzfans zwei echte Stars zu bieten. Der Saxofonist Branford Marsalis und sein langjähriger Partner, der Pianist Joey Calderazzo, stellten in einem wunderbaren kammermusikalischen Dialog die Stücke ihrer neuen Duo-CD vor. Dazu gehören sowohl neu arrangierte Jazz-Standards als auch Musik der europäischen Klassik, die hier zu feinsinnigen und kostbaren Lautmalereien wurden. Wenn Joey Calderazzo im Stil eines Meisterpianisten die alten Kompositionen mit leichter Hand neu interpretiert, dann ist der große Bill Evans nicht weit.
Traumzeit Samstag
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Branford Marsalis, der Bruder des Trompeters Wynton Marsalis, setzt sowohl auf dem Sopransaxofon als auch auf dem Tenor in der Jazzwelt längst Maßstäbe. Mit unglaublichem melodischen Ideenreichtum und meisterhaftem Spiel war jede Sekunde dieses Konzert ein Genuss. Bedauerlich war nur, dass die wummernden Bässe der Open-Air-Bands vor der Kraftzentrale bisweilen doch ein wenig störten.
Besuch aus den USA
Mit der ausgezeichneten Schlagzeugerin Anne Paceo war an diesem Abend ein weiterer Gast aus den USA im Landschaftspark. Die junge Drummerin und Komponistin stellte hier in der Kraftzentrale im neu gestalteten Konzertraum, in dem kleine Tribünen die ebenerdige Bühne umgeben, ihr junges Trio vor, das filigran gespielten Klavier-Jazz ganz in der Tradition der großen Jazztrios bot, ohne dabei in Klischees zu verfallen.
Dank solcher Jazzgrößen wie Branford Marsalis oder Mike Stern hat das Traumzeit-Festival unter der vitalen Regie von Tim Isfort auch für das alte Stammpublikum immer noch viel zu bieten. Dabei ist aber auch viel Neues zu entdecken. So zeigten sich auch die jungen Besucher von dem abwechslungsreichen Programm begeistert, sie waren ungewöhnlich zahlreich. Ein oder zwei bekannte Namen mehr hätten allerdings für noch mehr Publikum sorgen können.
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