Duisburg. Ab Januar verdreifacht sich die Größe der Umweltzone in Duisburg. Zahl der Plaketten-Verstöße sinkt: 420 Bußgelder in 2011
Mit dem Jahreswechsel wird sich die Größe der Duisburger Umweltzone verdreifachen. Ab dem 1. Januar besteht auf 158 Quadratkilometern die Plakettenpflicht. Die Stadt bereitet sich derzeit auf die Ausweitung vor, exakt 209 neue Schilder sind notwendig, um die vergrößerte Zone auszuweisen. Die Materialkosten bleiben relativ überschaubar. Rund 150 Euro kostet eines der Verkehrszeichen, unter dem Strich fallen also etwas mehr als 30.000 Euro an. Insgesamt werden dann mehr als 1000 Schilder auf die neue Zone hinweisen. Denn bereits im Herbst 2008 hatte die Stadt über 800 Verkehrszeichen aufgestellt. Davon werden jetzt noch zahlreiche versetzt.
63,50 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg
Die Umweltzone erstreckt sich dann auch erstmals über den Rhein: Bis auf den Ortsteil Baerl gilt die Plakettenpflicht im gesamten Duisburger Westen. Von Duisburg bis Dortmund entsteht somit die größte zusammenhängende Umweltzone Europas.
Doch wie sieht eigentlich die Bilanz in der bisherigen Duisburger Umweltzone aus? Wie viele Plakettensünder gab es bislang überhaupt und wie werden sie sanktioniert? Nach dem Start im Oktober 2008 gab es zunächst eine Toleranzphase, in der die Stadt bei fehlenden Plaketten lediglich einen Infoflyer hinter den Scheibenwischer klemmte. Die Zahl im folgenden Jahr war beachtlich: 3500 Verstöße gegen die Plakettenpflicht hat die Stadt im Jahr 2009 registriert, insgesamt 2100 Bußgeldbescheide ausgestellt, von denen 450 wieder eingestellt und 1650 letztlich bezahlt wurden.
Das Bußgeld liegt bei 40 Euro, hinzu kommen 20 Euro Gebühr und 3,50 Euro für die Zustellung, so dass unter dem Strich 63,50 Euro zu berappen sind. Wer keine Plakette hat und erwischt wird, muss allerdings nicht nur das Portemonnaie öffnen: Hinzu kommt ein Punkt im Zentralen Verkehrsregister in Flensburg. Inzwischen ist die Zahl der Verstöße aber deutlich gesunken. In diesem Jahr hat die Stadt bislang rund 750 Fälle erfasst und 420 Bußgeldbescheide verschickt. Die Stadt geht davon aus, dass es sich bei den Plakettensündern vornehmlich um Auswärtige handelt.
Noch keine Statistik zu Verstößen
„In Duisburg wird das Thema Umweltzone inzwischen bei allen Bürgern angekommen sein“, sagte Stadtsprecher Frank Kopatschek der NRZ. „Die Zahl der Fälle könnte möglicherweise wieder steigen, wenn es in den nächsten Jahren ein Fahrverbot für die Autos mit roter und gelber Plakette gibt“. Aber auch für das Jahr 2012 gilt bekanntlich vorerst noch die Regel: Nur Fahrzeuge ohne Plakette dürfen nicht in die Umweltzone einfahren. Für Fahrzeuge mit roter Plakette tritt das Fahrverbot ab Januar 2013 und mit gelber ab Juli 2014 in Kraft. Die Stadt hat die Plaketten ohnehin nur bei parkenden Fahrzeugen im Blick. Kontrollen im fließenden Verkehr, was Aufgabe der Polizei wäre, gibt es nicht. Wenn jemand innerhalb der Zone angehalten werde, weil er telefoniert oder nicht angeschnallt ist, schaue man gleichzeitig zwar auch auf die Plakette, erklärte ein Sprecher der Duisburger Polizei. Allerdings gebe es über Plaketten-Verstöße keine Statistik, zumal das Bußgeld am Ende nur für den schwerwiegenderen Verstoß ausgestellt werde.
Zudem: Nicht jeder Autofahrer ohne Plakette verstößt automatisch gegen die Regeln. Denn es gibt eine stattliche Zahl an Ausnahmen. Allein in diesem Jahr hat die Stadt 524 Ausnahmegenehmigungen an Privatleute und Gewerbebetriebe ausgestellt. Und auch für die Busse der Duisburger Verkehrsgesellschaft gibt es gesonderte Regelungen.
Wenn Privatleute ihr altes Schätzchen wegen der Umweltzonen-Unverträglichkeit verschrotten müssen, ist der grimmige Fingerzeig auf die stinkenden Schwerlaster und Busse nicht weit. Zwar gibt es für Speditionen sowie für Verkehrsbetriebe Sonderregelungen. Doch bei den Duisburger Verkehrsbetrieben (DVG) zieht das Argument nicht wirklich.
Hybridbus wird auf Einsatz vorbereitet
Denn 155 der 165 DVG-Linienbusse haben bereits eine grüne Plakette. „Wir haben noch zehn Busse mit gelber Plakette, die offiziell bis zum 31. Dezember 2015 fahren dürften“, sagt DVG-Sprecher Thomas Nordiek. „Aber wir wollen auch diese Busse vorzeitig und schrittweise durch Fahrzeuge mit grüner Plakette ersetzen“.
Was in Zukunft im ÖPNV wohl auf den Straßen umherkurvt, lässt sich noch in diesem Jahr erahnen. Der erste serielle Hybridbus, ein Mercedes Benz Citaro GDH II, wird bereits in den DVG-Hallen auf den Einsatz vorbereitet. Der Öko-Bus soll noch in diesem Jahr auf der Linie 933 zum Einsatz kommen und seine Tauglichkeit beweisen. Rund 22 Tonnen CO2 soll der Bus angeblich im Jahr einsparen. Das hat seinen Preis: Mit 650.000 Euro ist er fast doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Diesel-Bus. Angetrieben wird der Hybridbus von vier elektrischen Radnaben-Motoren. Beim Bremsen wird ein Teil der Bewegungsenergie zurückgewonnen und in Lithium-Ionen-Batterien gespeichert.
Der größere Teil aber wird durch Generator geladen, den von dem Dieselmotor angetrieben wird. Statt eines herkömmlichen Sechszylinders mit zwölf Litern Hubraum reicht dafür ein Vierzylinder mit lediglich 4,8 Litern. Noch ist es ein Modellprojekt: 80 Prozent der Kosten fördert der VRR, insgesamt gibt es einen Fördertopf von 10 Millionen Euro für den Hybridbus-Einsatz. Für gewerbliche Betriebe gibt es Fuhrpark-Regelungen, das Gros der 524 Ausnahmegenehmigungen wurde für Unternehmen erteilt. Gewerbetreibende müssen durch eine begründete Stellungnahme eines Steuerberaters belegen, dass der Kauf eines neuen Fahrzeugs zu einer Existenzgefährdung führen würde.
Ausnahmeregelung für soziale Härtefälle
Aber was ist mit der alleinerziehenden Mutter, dem Mini-Jobber oder den Senioren mit kleiner Rente? Auch Privatleute können wegen sozialer Härte Ausnahmen beantragen. Voraussetzung: Eine „Ersatzbeschaffung“ für das alte Auto ohne Plakette gilt als nicht zumutbar, wenn das monatliche Netto unter 1130 Euro liegt.
Generell ohne Plakette in der Umweltzone fahren dürfen landwirtschaftliche Zugmaschinen sowie Fahrzeuge, mit denen Schwerbehinderte fahren. Weitere Sonderregelungen gibt es für Wohnmobile. Wer ein Auto mit gelber Plakette hat, muss sich um das Fahrverbot ab 2014 keine Sorgen machen. Zumindest so lange das Fahrzeug vor 2008 auf ihn zugelassen wurde und nicht mit einem Partikelfilter nachrüstbar ist.
Alle Infos unter: www.umweltzonen.nrw.de