Duisburg. .

Seit der Zivildienst zu Beginn der 60er Jahre in Deutschland eingeführt wurde, haben ihn allein bei der Duisburger Awo rund 1000 junge Männer absolviert. Arne Sadra wird am Mittwoch als letzter Zivi in der Historie des Hauses seinen Dienst beenden.

Als Überraschungs-Gast überreichte Geschäftsführer Wolfgang Krause gestern ein Abschiedspräsent. Der hatte übrigens 1977 bei der Awo sein berufliches Engagement begonnen – natürlich als Zivi.

Schon bei der Begrüßung fällt auf, dass Arne Sadra einen festen, kräftigen Händedruck hat. Kein Wunder, der 23-Jährige hat Schiffsbauer gelernt. Nach seiner dreijährigen Ausbildung bei der Neuen Ruhrorter Schiffswerft folgte die Übernahme als Geselle. Danach musste er sich entscheiden: Da der Wehrdienst für ihn keine akzeptable Alternative war, machte er Zivildienst.

"Ich hatte zuvor immer körperlich gearbeitet"

Dass Sadras Wahl dann auf das Awo-Seniorenzentrum Im Schlenk fiel, hatte einen ganz pragmatischen Grund: „Ich bin Wanheimerorter und wohne zu Fuß keine fünf Minuten von hier.“ Sadra erhielt die erhoffte Zusage und arbeitete seit Februar 2011 im Team des Sozialen Dienstes – was absolutes Neuland für ihn war. „Ich hatte zuvor immer körperlich gearbeitet. Weil hier aber ganz andere Belastungen auf mich warten würden, hatte ich schon großen Respekt“, erzählt er. Es war das erste Mal, dass er Menschen zu betreuen hatte. Deshalb galt es sich umzustellen: „Ich musste lernen, dass meine körperliche Kraft hier nicht zu gebrauchen war.“ Mit einem Augenzwinkern schiebt er hinterher: „Außer vielleicht für das Tische- und Stühleschleppen.“

Nein, im Ernst: Gleich zu Beginn stand manch schwieriger Moment an – etwa mit an Demenz erkranken Bewohnern: „Es ist schon schwierig, wenn man alle paar Minuten gefragt wird: Wie heißen Sie? Und wer sind Sie überhaupt?“ Der größte Schock sei es aber gewesen, zu sehen, dass hier Menschen leben, die jünger als die eigenen Eltern sind.

Als Ausgleich werden ihm aber die 1000 schönen Momente des Arbeitsalltags in Erinnerung bleiben – wie das Lächeln eines Bewohners als Dank für einen gemeinsamen Spaziergang. „Für Kleinigkeiten gab’s die ganz große Dankbarkeit zurück“, so Sadra.

Das Ende einer Ära

Lob zum Abschied gab’s für den jungen Mann auch von den Vorgesetzten. So schilderte Jutta Muntoni (Teamleiterin Sozialer Dienst) Sadra nicht nur „als Teamplayer, der anstehende Aufgaben stets auch selbst erkannt hat“. Nein, sie sagte auch noch: „Arne hat hier Türen und Herzen geöffnet.“ Und Awo-Geschäftsführer erinnerte noch an seine „Zivi“-Zeit, als er 1977 als damals 25-Jähriger in der zentralen Geschäftsstelle mithalf.

Nun endet also eine Ära: Der letzte Zivi“ geht, der neue „Bufdi“ kommt. Das sind die Absolventen des „Bundesfreiwilligendienstes“. In Martin Grünebohm (20) und Lisa Thieme (17) hat das Seniorenzentrum Im Schlenk gleich zwei Neueinsteiger gefunden. „Dieses junge, frische Blut ist ganz wichtig für Einrichtungen wie unsere“, sagt Jutta Muntoni. „Denn für viele Bewohner ohne Angehörige sind sie eine Art Enkel-Ersatz.“