Duisburg. .
Die Diskussion um die Aussetzung der Wehrpflicht und die Abschaffung des regulären Zivildienstes treibt den Wohlfahrtsverbänden Sorgenfalten auf die Stirn. Schon die Verkürzung der Dienstzeit auf sechs Monate habe Probleme mit sich gebracht.
„Zivildienstleistende sind für uns ungemein wichtig. Eine komplette Abschaffung ist blauäugig“, sagt Stephan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks. Die Situation sei durch die Verkürzung des Dienstes auf sechs Monate jetzt schon schwierig. In Zukunft nur auf den „freiwilligen Dienst“ zu setzten könne weitere Probleme mit sich bringen. „Die ergänzenden Tätigkeiten, die durch die jungen Menschen ausgeführt werden, sind nicht zu unterschätzen. Ich rechne zwar mit einer gewissen Kompensation durch den FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr), aber die Rechnung wird nicht aufgehen“, erklärt Kiepe-Fahrenholz.
Ohnehin knapp
Das Personal sei in Altenheimen oder in der Jugendhilfe ohnehin schon zu knapp. Wenn die ausgebildeten Fachkräften auch noch die Tätigkeiten eines Zivildienstleistenden übernehmen müssten, würden darunter die Kunden leiden.
Beim Roten Kreuz hat man sich auf diese Situation schon eingestellt. „Diese Entwicklung ist schon seit zehn Jahren zu erkennen. Deshalb sind wir verstärkt auf FSJ’ler und Minijobber ausgewichen“, erklärt Ingo Schunke, stellvertretender Geschäftsführer. Die Rahmenbedingungen des Zivildienstes seien für die Arbeit beim DRK alles andere als ideal geworden. „Sechs Monate Dienst mit Urlaub, Seminaren und Einarbeitungsphase ist für uns einfach viel zu kurz für uns gewesen“, sagt Schunke.
Problemfall Ersatzdienst
Sorgen mache sich das DRK durch die Umstellung auf Freiwillige Sozialdienstleister weniger im Bereich der Altenpflege und der Kinderbetreuung als vielmehr im Bereich des Ersatzdienstes. Junge Männer konnten bisher statt des Zivildienstes, auch über einen langen Zeitraum hinweg an Wochenenden einen Ersatzdienst leisten. „Etwa 30 Prozent unserer Sanitäterstellen sind so besetzt. Sollte es keinen Zivildienst oder nur noch einen freiwilligen Dienst geben, dann wird das sicherlich große Löcher in diesem Bereich reißen“, sagt Ingo Schunke. 250 Helfer gibt es in Duisburg. Diese Zahl müsse auch künftig unbedingt gehalten werden.
Auch die AWo ist in den letzten Jahren verstärkt auf das FSJ umgestiegen. Dennoch seien die Zivildienstleistenden ein wichtiger Baustein für einen guten Ablauf im Betrieb. „Die Anfrage nach FSJ-Stellen ist bei uns so groß, dass wir den möglichen Wegfall des Zivildienstes sicherlich kompensieren können. Junge Helfer sind für eine gute Versorgung einfach unglaublich wichtig“, sagt Geschäftsführerin Wilma Katzinski.