Duisburg. .

Stadt und Stadtrat verstoßen nach Ansicht des Einzelhandelsverbandes (EHV) gegen ihr eigenes Konzept: Das Sortiment der geplanten XXL-Möbelhäuser Höffner und Ostermann etwa gefährde die Geschäftsgrundlage innerstädtischer Händler, kritisiert der EHV.

Der Einzelhandelsverband-Niederrhein (EHV) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt Duisburg. Bei der Entwicklung von Verkaufsflächen verstoße Rat wie Verwaltung gegen das selbst beschlossene Einzelhandels- und Zentrenkonzept.

Dies kritisiert EHV-Geschäftsführer Wilhelm Bommann in einem offenen Brief an das Planungsamt. Der Verband prüft jetzt sogar rechtliche Schritte .

Bald mehr Verkaufsfläche in Duisburg als in Düsseldorf?

Wenn alle Planungen umgesetzt würden, gäbe es in Duisburg bald 908.000 Quadratmeter Verkaufsfläche – bei sinkender Einwohnerzahl. Zum Vergleich: Selbst Düsseldorf hat derzeit nur 830.000 qm. „Wir erwarten, dass die Politik ehrlich ist und einhält, was sie selbst beschlossen hat“, fordert Bommann vom Rat.

Dieser hatte im vergangenen Dezember ein Konzept beschlossen, das die Neuansiedlung von großflächigem Einzelhandel regeln soll. Entsprechende Projekte dürfen demnach auf maximal 2500 qm Waren anbieten, die auch für das Angebot in der Innenstadt wichtig sind. De facto würde diese Grenzzahl aber nicht eingehalten. Nach EHV-Berechnungen kommen allein auf das Krieger-Möbelhaus rund 8.250 qm mit innenstadtrelevanter Sortimenten wie Wohnaccessoires etc.

Realität sehe anders aus

Gegen die geplanten Projekte von Ikea und Ostermann sei dagegen nichts einzuwenden, „solange die Möbelhäuser auch bei Möbeln bleiben. Duisburg hat ein Defizit in diesem Bereich“, sagt EHV-Vorstand Alfred Walzer. Doch die Realität sehe anders aus: Große Teile ihres Umsatzes machten Möbelhäuser nicht mehr mit Bett und Sofa, sondern mit Lampen und Deko. Walzer: „Die Größe dieser innenstadtrelevanten Sortimente bereiten uns Sorgen.“

Den ewigen Nörgler will der EHV nicht geben: „Die meisten Projekte befürworten wir“, sagt Walzer. Mit rund zwei Dritteln der geplanten 186.000 qm Verkaufsflächen sei er einverstanden. Aber: „Wir betrachten die Projekte aber nicht einzeln, sondern im gesamtstädtischen Konzept.“

Kritik: Stadt laufe Anbietern hinterher

Auch die Entwicklung der Stadtteilzentren sieht der EHV gefährdet. So lehnt er das Handelszentrum auf dem Gelände der Didier-Werke (Wanheimerort) ab, ebenso wie das Fachmarktzentrum auf dem Buller-Gelände (Neudorf-Süd). Die Standorte seien schlecht gewählt. „Wir müssen an manchen Orten aufpassen, dass wir nicht bald mehr Verkaufs- als Wohnfläche haben“, mahnt Bommann.

Im Kampf gegen das Factory Outlet Center in Marxloh sieht sich der EHV geschlagen. Nun wolle man vermeiden, dass die Politik weitere „entscheidende Fehler“ in der Städteplanung begeht. Doch das sei schwierig, denn: „Die Stadt gibt die Planungshoheit aus der Hand und läuft den Anbietern hinterher“, prangert Winfried Bommann an.