Duisburg. .

In der Kneipe „Zum Freihafen“ an der Fabrikstraße 23a in Ruhrort treffen sich schon lange keine Zecher mehr. Die verfallenden Räume bieten ein wüstes Bild. Hier haben die Künstlerinnen Christina Böckler, Susan Feind, Friederike Huft und Kerstin Müller-Schiel die „Siedlung Freihafen“ errichtet, eine Installation über Architektur und Verfall.

Die dritte und letzte Runde des Schaufenster-Ausstellungsprojekts „Kunstinzwischenzeit“ ist eingeläutet. Bis zum 28. August – und damit auch während des Ruhrorter Hafenfestes vom 19. bis 22. – sind sieben Kunstinstallationen an drei Orten zu sehen.

In der „Siedlung Freihafen“ zeigt Susan Feind Fotografien von Häusern, die den Betrachter „anschauen“: Eine architektonische Sünde, wie die Architektin Feind weiß; als Künstlerin hat sie allerdings einen Blick für die „Gesichter“ von Häusern entwickelt, die auch schon mal an ein Schwein erinnern. Auch Kerstin Müller-Schiel fotografiert: Sie lichtet scheinbar Unscheinbares wie eine alte Holztür ab und gestaltet damit ihre Kulissenhäuser. Im Mittelpunkt einer Installation steht ein Abrisshaus, umgeben von Steinen und Absperrband. Ähnlich eindringlich wirkt die Pistole vor grün leuchtendem Hintergrund, die Friederike Huft wie eine Plakatwand installiert hat. Christina Böckler errichtet Gebäude aus Schubladen. Die leere Schublade setzt sie gegen das „Ich-konsumiere-also-bin-ich“.

Flatternde Plane

Am Neumarkt 21 in der ehemaligen Fleischerei Mayer zeigt Martin Gensheimer sein Video „Nr. 8“. Das 35-minütige Werk zeigt eine an einem Baugerüst flatternde Plane mit ihren Licht- und Schatteneffekten. Aufgenommen hat er es aus seiner Wohnung in Hochfeld. Erst durch das Gerüst sei ihm klar geworden, dass es im Haus gegenüber noch Leben gebe.

In einem Schaufenster an der Fabrikstraße 4 zeigt Fee Brandenburg Objektkästen, die den Weg eines Helden nachzeichnen: Es gibt Stationen wie in einem Videospiel, Unterwelten, Kreaturen, Flammen aus Papier und gefallene (Spielzeug-)Soldaten.

Violettes Quadrat im Fenster

Mit einer Rechnung beschäftigt Becker Schmitz (der Künstler verzichtet auf seinen Vornamen) den Betrachter des anderen Schaufensters: Er hat seine Körperoberfläche mit 1,9322 Quadratmeter = 1 BS (Becker Schmitz) errechnet. Die Hälfte dieses BS misst ein violettes Quadrat im Fenster. Dazu gibt es weitere Umrechnungen der Fläche Duisburgs, des Ruhrgebiets, Deutschlands und Europas in BS.

Schön, dass die Auswahl für die Schaufenster-Kunst auch die emotionale Bandbreite von brutal bis humorvoll widerspiegelt.