Duisburg. .

Die „Maloche“ ist im Ruhrgebiet geblieben. Wie Dr. Ludger Heid betont, widerlege dieses aus dem Jüdischen stammende Wort das antisemitische Vorurteil vom arbeitsscheuen Juden. Der Historiker hat jetzt nach mehrjähriger Arbeit sein Buch „Ostjuden in Duisburg – Bürger, Kleinbürger, Proletarier“ veröffentlicht. Das 716 Seiten starke Werk, das im Essener Klartext-Verlag erschienen ist, erzählt die Geschichte einer jüdischen Minderheit im Ruhrgebiet.

Ludger Heid, der seit fast 30 Jahren die jüdische Geschichte in Duisburg erforscht, nimmt seine Leser mit ins Archiv. Mit zahlreichen Beispielen persönlicher Schicksale der im Holocaust ermordeten Juden verdeutlicht er seine historischen Forschungen.

Wie Heid betont, verfüge Duisburg mit seiner Untersuchung als einzige deutsche Stadt über eine eigene Geschichte ihrer Ostjuden, deren Spuren von der Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichen. Seit Ende der 1980er Jahre haben mit der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion die „neuen“ Ostjuden in Duisburg ein neues Kapitel jüdischer Geschichte aufgeschlagen. So war die Gemeinde von 1945 bis 1989 nur knapp 100 Menschen stark und zuletzt sehr überaltert. Bis heute kamen rund 3000 Zuwanderer. „Für die moralische Reputation Deutschlands ein gutes Zeichen“, sagt Heid.

Die ersten Ostjuden kamen am Ende des 19. Jahrhunderts. Allein im Ruhrgebiet lebten um 1915 rund 150.000 Ostjuden, von denen viele in der Schwerindustrie arbeiteten.

Die Geschichte der Ostjuden in Duisburg

Zu den Auslösern für diese Geschichtsschreibung zählt für Heid das Schicksal der Familie Windmann. Der Geschäftsmann Leiser Ludwig Windmann wurde 1938 auf dem Sonnenwall brutal erschlagen. Später kam fast seine ganze Familie um. Einen Enkel machte Heid schließlich in Krefeld aus: „Die Geschichte der Ostjuden in Duisburg und anderswo ist auch eine Mordgeschichte, über die kein Gras wächst, sie ist eine Geschichte der Verfolgung.“

Einen historischen Schatz konnte Heid mit dem Studium der fast 7000 Wiedergutmachungsakten heben, in denen die wenigen jüdischen Überlebenden nach Aussage Heids „wie Bittsteller und nicht wie Opfer“ behandelt wurden.

Das Buch, das zunächst in der Reihe der „Duisburger Forschungen“ veröffentlicht werden sollte, habe leider nicht die erhoffte Unterstützung aus der Wirtschaft gefunden. Doch dank der Hilfe von unter anderem der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der jüdischen Gemeinde, der Sparkasse und von Kristian Rademacher-Dubbik konnte das ehrgeizige Projekt dann doch noch verwirklicht werden (716 Seiten, 39,95 Euro).

Heid wird das Buch am Donnerstag, 30. Juni, um 20 Uhr in der Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße vorstellen. Es moderiert Direktor Dr. Jan-Pieter Barbian.