Duisburg. .

Ein Geschäftsbuch jüdischer Viehhändler, Porzellan und historische Bücher bereichern nun die Ausstellung "Spuren jüdischen Lebens" im Stadthistorischen Museum. Die Schau soll "jüdischen Menschen wieder einen Platz in der Geschichte der Stadt geben".

Der alte Schatz lag auf einem Dachboden in Straßburg. Das Buch mit Geschäftsnotizen von Duisburger Viehhändlern aus den Jahren zwischen 1775 und 1873 befindet sich inzwischen im Kultur- und Stadthistorischen Museum.

Gemeinsam mit dem Porzellan der Familie Cohen und den erst gerade gestifteten historischen Büchern der Herzsteins bereichert das mächtige Buch des Viehhändlers Philipp die Ausstellung „Spuren jüdischen Lebens“ in der Schau zur Stadtgeschichte. Direktorin Dr. Susanne Sommer: „Wir wollen den jüdischen Menschen wieder einen Platz in der Geschichte unserer Stadt geben.“

Jüdische Geschichte ist mehr als Holocaust

So waren jene Spuren jüdischen Lebens in der 2007 eröffneten Ausstellung zur Stadtgeschichte bisher rar. „Es ist nur sehr wenig erhalten“, weiß Susanne Sommer, die zeigen will, dass jüdische Geschichte mehr ist als der Holocaust ist. Dennoch seien die Juden immer schon Opfer von Verfolgungen gewesen. So gab es bereits beim Ausbruch der Pest im 14. Jahrhundert auch in Duisburg Pogrome gegen Juden.

Bisher existierten in der stadtgeschichtlichen Ausstellung nur wenige Objekte jüdischer Geschichte, darunter die Siegel-Urkunde des Richters Alart von 1513 und bei archäologischen Arbeiten in der Junkernstraße gefundene Fragmente der alten Synagoge. Durch die neuen Ausstellungsstücke werde die Sammlung erheblich aufgewertet.

Die Duisburger Juden zählten zwischen den Weltkriegen zur gehobenen Bürgerschaft in der Stadt, die sich kulturell und gesellschaftlich engagierte. So wird in der Ausstellung auch an die Mode- und Warenhäuser von Cohen und Epstein und den Gebrüdern Alsberg erinnert, das nach der Enteignung der Familie Lauter von Helmut Horten übernommen wurde.

Ausgestellte Bücher

„Zwei Rinder bei Pottmanns in Beeck verkauft“ schrieb der aus Rheinberg stammende Viehhändler Philipp in sein dickes Buch, das er und seine Leute bei ihren Touren über die Duisburger Märkte des 18. und 19. Jahrhunderts stets im Gepäck hatten. Wie der seltene Schatz auf den Dachboden in Straßburg kam, ist unbekannt.

Neben dem ebenfalls aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus dem Besitz der Familie Cohen stammenden Porzellan, darunter farbprächtige Schalen und Teller, gehören jetzt auch die von Kurt Herzstein gestifteten Bücher zur Sammlung des Museums. Der 1924 in Duisburg geborene und seit vielen Jahren in Kanada lebende Kurt Herzstein ist der Sohn der 1943 von den Nazis ermordeten Hertha Herzstein, an die ein „Stolperstein“ an der Lahnstraße erinnert. Kurt Herzstein, der immer noch ein passables Deutsch spricht, stellte dem Museum unter anderem ein „Kochbuch für die Jüdische Küche“ von 1926, ein israelisches Gebetbuch von 1920, das Album „Koch Recepte“ von 1913 und das „Siddur Sephath Emeth“, das Gebetbuch der Israeliten, von 1934 zur Verfügung.

Kein Geld für Ankäufe

Susanne Sommer will mit diesen neuen Exponaten nicht nur an die jüdische Geschichte erinnern, sondern auf eine grundlegende Aufgabe eines stadthistorischen Museums aufmerksam machen: „Es ist mir ein Herzensthema, Nachlassverwalter für Menschen zu sein, die die Erinnerung an ihr Leben in guten Händen wissen wollen.“

Leider seien Ankäufe nicht möglich, da das Museum dafür keinen Etat mehr habe. Wie Sommer betont, sei die weitere Erforschung und Sicherung von Objekten der Duisburger Stadtgeschichte nur noch mit der Unterstützung privater Stifter und Spender zu finanzieren.