Duisburg. .

Sie sollen eigentlich Zahlen prüfen, die Rechnungsprüfer der Stadt. Ihr Bericht über das Theater am Marientor (TaM), der Dienstag hinter verschlossenen Türen vorgestellt wird, gerät zur mahnenden Grundsatzfrage: Was macht Duisburg mit dem Musical-Theater?

Die Zeit drängt und die Kosten drücken. Zum Jahresende wird die Stadt laut Ratsbeschluss ihre Zuschusszahlungen in Höhe von 1,2 Mio Euro einstellen. Konsens war, das Theatergebäude zu verkaufen. Daraus wurde bekanntlich nichts. So bleibt die Gebag-Tochter DBV auf der ungeliebten Immobilie sitzen – und auf Fixkosten (Zinsen, Unterhaltungskosten, Steuern) von einigen 100.000 €. Dadurch entsteht, warnt das Rechnungsprüfungsamt in seinem Bericht, „ein erhebliches Liquiditätsproblem“ für die DBV.

„Wenn bis zum 31.12.2011 kein Kauf- oder Mietinteressent gefunden werden kann, wird es aufgrund der auslaufenden Verträge zu einer Stilllegung des TaM kommen“, stellen die Rechnungsprüfer fest. Das spare zwar die Hälfte der Kosten, „es bleibt aber das Problem eines ungenutzten Objektes an einem nicht unproblematischen Standort“.

Abriss oder Zwischennutzung?

Die Rechnungsprüfer drängen die Verantwortlichen und legen damit auch den Finger in die Wunde: „Die beteiligten Institutionen sollten die verbleibenden sechs Monate nutzen und in einem weiter gefassten Ansatz als bisher über die Nutzung des TaM und der Fläche nachdenken.“ Dabei spannen die Rechnungsprüfer den Bogen der Alternativen weit: Er reicht vom Abriss des Gebäudes und der städtebaulichen Neuentwicklung des Areals bis zu der Erwägung, Konzepte und Risikoanalysen zu erstellen, die eine Zwischennutzung planen.

Zugleich rät das Rechnungsprüfungsamt (RPA), dass sich nicht allein die Gebag um den Verkauf kümmern soll, sondern sich die DBV „externer Experten bedienen“ sollte, die Zugang zum Veranstaltungsmarkt haben. Zugleich bestätigt das RPA aber die Aussagen der Gebag-Geschäftsführerin Wolf-Kröger, dass für das TaM „tatsächlich nur ein sehr begrenzter Interessentenkreis existiert".

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Von Oliver Schmeer

Wie berichtet, hatte es wegen des im Frühjahr endgültig gescheiteren Verkaufs des TaM an die sächsische Wosiga, die mit dem Veranstalter DeMarco das TaM als Spielstätte für das Musical „Braveheart“ nutzen wollte, harte Kritik an Wolf-Kröger gegeben. Der DBV-Aufsichtsrat entband sie von ihren Aufgaben und forderte sogar ihre Entlassung bei der Gebag. Die städtischen Rechnungsprüfer stellen dagegen fest, dass „ein Fehlverhalten irgendeines verhandlungsführenden Vertragspartners von hier aus nicht ersichtlich ist“. Ob die Prüfung der Bonität des potenziellen Käufers in „hinreichendem Maße geschah“, könne aber nicht „abschließend beurteilt“ werden.

Gleichzeitig offenbart der Prüfbericht aber auch, dass schon kurz nach dem Ratsbeschluss vom November 2010, das für das Vielfache einst gebaute TaM an die Wosiga für vier Millionen Euro „abzustoßen“, klar war, dass aus dem Deal nichts wird: Die Hausbank der Wosiga hatte den Finanzierungsplan einkassiert. Erst im Frühjahr diesen Jahres sickerte dann aber durch, dass der Verkauf platzen würde.

Duisburg-Marketing wünscht sich Erhalt des TaM

Kein Geheimnis ist, dass die Duisburg-Marketing (DMG) und ihr Chef Uwe Gerste als Betreiber des TaM an einer Weiterführung des Spielbetriebes interessiert sind. Die Hängepartie führt zu Unmut. Mit dem nun gescheiterten Verkauf ist es kaum möglich, das TaM kurzfristig bei Veranstaltern an den Mann zu bringen. Größere Produktionen sollen der DMG durch die Lappen gegangen sein. Mit Schließung des TaM müssten auch fünf DMG-Mitarbeiter vom TaM zurückkehren und schlügen auf der Lohnliste der DMG mit 280.000 Euro zu Buche.

Während die Rechnungsprüfer nicht ausschließen, dass sich das TaM neben dem Stadttheater und der Mercatorhalle als weitere Veranstaltungsstätte „überholt“ haben könnte, präsentierte die DMG im März eine Studie der Fachhochschule Gelsenkirchen, die dem TaM beträchtliche positive ökonomische Folgeeffekte bescheinigte. In der Studie gibt Prof. Jürgen Schwark zu bedenken, dass der Verkauf des TaM an einen externen Veranstalter zu einem unwillkommenen Wettbewerb führen könnte, gar von „Kannibalisierung“ war die Rede. Dagegen erlaube das Management von Landschaftspark Nord, der Mercatorhalle und des TaM in einer DMG-Hand eine harmonische Veranstaltungsplanung ohne Überschneidungen. Die Gutachter sehen das Potenzial zu Einnahmeverbesserungen beim TaM und betonen den Trend zu Comedy-Veranstaltungen.

So oder so. DMG-Chef Gerste stellt sich nicht lautstark auf die TaM-Bühne, bevorzugt die Gespräche dahinter. „Das ist eine tolle Immobilie und eine ideale Ergänzung für den Entertainmentbereich in der Duisburger Kulturlandschaft“, gibt er zu bedenken und fordert zumindest: „Nach dem gescheiterten Verkauf muss sich die Politik mit dem TaM beschäftigen und entscheiden.“