Duisburg.

In den nächsten Wochen werden auch die letzten Zivildienstleistenden in Duisburg ihre Stellen verlassen. Einige haben den Dienst freiwillig noch etwas verlängert, andere werden spätestens Ende des Monats ihre Tätigkeiten beenden.

Für die Wohlfahrtsverbände, Krankenhäuser oder Altenheime bricht dann keine leichte Zeit an: Viele setzen zwar auf das „Freiwillige soziale Jahr“ (FJS), doch allein dies kann den Wegfall der „Zivi-Stellen“ nicht kompensieren.

Stephan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks: „Wir versuchen, die Stellen für das Freiwillige soziale Jahr weiter auszubauen und dabei bisherige Zivildienststellen umzuwandeln.“ Parallel arbeitet der Wohlfahrtsverband aber auch daran, Stellen nach dem neuen Gesetz für einen Bundesfreiwilligendienst zu schaffen. Ziel sei es, dass die Freiwilligen ebenso wie die Zivildienstleistenden bezahlt werden.

Freiwilliges Jahr ist beliebt

Nach Angaben von Peter Schloßmacher, Mitarbeiter in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesamt für Zivildienst in Köln, gab zu Stichtag 1. Mai 644 Plätze in 189 Einrichtungen für Zivildienstleistende, wovon noch 175 besetzt waren. „Die Diskrepanz mag auf den ersten Blick sehr groß erscheinen. Wir haben allerdings immer weitaus mehr Plätze vorgehalten als anschließend besetzt werden konnten. Dies geschah, weil wir potenziell jedem jungen Mann, der sein Grundrecht wahrnehmen wollte, den Kriegsdienst zu verweigern, einen Stelle anbieten mussten.“

In seiner Behörde geht man davon aus, dass man etwas mehr als ein Drittel der Zivi-Stellen mit Freiwilligen besetzen können wird. Inklusive dem freiwilligen sozialen und den ökologischen Jahr. „Durch das neue Gesetz können jetzt aber auch ältere Menschen, die sich zum Beispiel sozial engagieren möchten, melden. Zur Zeit wird eine entsprechende Datenbank aufgebaut, über die man Angebote aus seiner Stadt oder der näheren Umgebung erhalten kann.“ Dort soll sich in naher Zukunft eine ganze Palette von Möglichkeiten zeigen. Duisburg verzeichnet darin allerdings zur Zeit nur zwei Angebote.

Der letzte Zivi

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    „Die Resonanz, die wir zum Beispiel auf Ausbildungsmessen erfahren, ist positiv. Ein freiwilliges Jahr bietet dem einen die Möglichkeit, die Zeit bis zum Studium oder zum Beginn einer Ausbildung zu überbrücken, anderen dient es zur Berufsorientierung wieder andere können mit ein wenig Glück dieses Jahr auch als Praktikumszeit anerkannt bekommen“, erklärt Peter Schloßmacher.

    Wer weitere Informationen erhält man beim Regionalbetreuer für Duisburg, Friedrich Wittke ( 02832-93 00 607) oder im Internet unter www.bundesfreiwilligendienst.de

    Zivi ist der Mann für (fast) alle Fälle

    Einkaufen und Wasser tragen, Post sortieren und Ärzte besuchen: Tristan Trumpolds Aufgaben sind kaum Grenzen gesetzt. Vielleicht bereitet ihm sein Job als Zivildienstleistender deshalb so viel Spaß. Seit vergangenem Dezember ist er „Mann für alles“ im Altenheim des Rheinhauser Johanniter-Klinikums; Ende August ist er fertig mit seinem Dienst. Er gehört zu einer aussterbenden Gattung: In vielen Krankenhäusern in Duisburg sind die Zivis nur noch in der Erinnerung präsent. Tristan zählt zu den letzten Zivis.

    „Es bereitet mir Freude, mit den älteren Leuten umzugehen“, sagt der 21-Jährige über seine Arbeit. Mit ihnen fährt er zum Markt und zum Arzt, oder verbringt einfach nur Zeit mit ihnen. Nach dem Abitur stand Tristan vor einer Entscheidung, die er insgeheim schon längst getroffen hatte: „Ich wollte auf keinen Fall zur Bundeswehr. Also habe ich verweigert“, erinnert er sich. Schnell fand er Gefallen an dem Job in dem Pflegeheim in seinem Stadtteil. Da sein Studium erst im Oktober beginnt, verlängerte er seinen Dienst freiwillig um drei Monate. „Es ist die perfekte Übergangslösung“, sagt Tristan.

    Die Zivis im Klinikum Duisburg an den Rehwiesen haben dagegen bereits vor Wochen ihre letzten Betten geschoben. „Seit Ende April haben wir keine Zivis mehr“, sagt Ute Kozber von dem Krankenhause. Etwa ein Dutzend Zivis war zu Hochzeiten in dem Klinikum beschäftigt, vor allem im Patientenbegleitdienst und in der Haustechnik. Nun sollen sie durch den Bundesfreiwilligendienst ersetzt werden, das Klinikum hofft auf Interessenten. Die Zivis aber bleiben, wenngleich nicht mehr im Einsatz, in Erinnerung. „Es ist sehr schade, dass sie weg sind“, sagt Ute Kozber. „Sie haben gute Arbeit geleistet und wir können nur schwerlich auf sie verzichten.“