Duisburg. . 30 Mitglieder des Umweltausschusses und der Bezirksvertretung Hamborn haben sich nun von Umweltdezerneten Greulich die maroden Tropenhäuser zeigen lassen. Die Begehung selbst führte bereits zu skeptischen Fragen - Antworten blieben aus.
Eine große Besuchergruppe schaute sich jetzt die Tropenhäuser im Botanischen Garten Hamborn an. Und das ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen.
Was verwunderlich ist: Schließlich wurden die beiden jeweils rund 500 Quadratmeter großen Gewächshäuser aus verzinktem Stahl und Glas am 11. April in einer Nacht- und Nebelaktion von der Stadt geschlossen. Mit der Begründung: Die Glasscheiben könnten herabstürzen und Menschen verletzen.
Bewertung nach erster Ortsbegehung
Umweltdezernent Peter Greulich führte die gut 30 Personen (Mitglieder des Umweltausschusses und der Bezirksvertretung Hamborn) in die Häuser. Der Termin war nach der massiven Kritik an der Schließung zustande gekommen. Greulich wollte den Volksvertretern den aus seiner Sicht katastrophalen Zustand der Häuser vor Augen führen und seine Begründung durch den Bericht eines Fachmannes untermauern.
Die Abteilung Greulich hatte den Duisburger Hochbautechniker Lothar Kornettka, der mit einem Partner ein Architekturbüro betreibt, um eine Beurteilung gebeten. Kornettka schreibt in seiner Stellungnahme vom 25. Mai: Seine Bewertung sei das Ergebnis „einer ersten Ortsbegehung am 18. Mai zum Bauzustand“.
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Tropenhaus "ein unkalkulierbares Unfallrisiko"
Kornettka hat die Tropenhäuser also 38 Tage nach der Schließung besucht und kommt zu dem Ergebnis: „Viele Scheiben der Dach- und Wandverglasung sind gerissen bzw. gesprungen.“ Daraus schließt er: „Das Gebäude entspricht im heutigen Zustand nicht dem Stand der Technik und es besteht ein unkalkulierbares Unfallrisiko.
Das verwunderte so manchen der Teilnehmer: Wie man denn das Betreten der Häuser selbst für die Mitarbeiter verbieten könne, dann aber eine so große Gruppe hineinlassen dürfe, die sich völlig frei bewegen konnte. „Wenn hier unmittelbare Gefahr besteht, wüsste ich gerne mal, warum die jetzt plötzlich eingetreten ist. Etliche Scheiben sind nachweislich schon seit ein paar Jahren gesprungen“, sagte Ratsherr Reiner Friedrich (SPD).
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Urteil ohne Prüfung im Detail
Eine schlüssige Antwort blieben Greulich und Kornettka schuldig. Das sei eben so, hieß es verkürzt zusammengefasst. Wie Kornettka das denn rausgefunden habe, wollte Herbert Fürmann (Linke) wissen. Er habe sich alles von unten angeschaut. Er habe also gar nichts im Detail geprüft, hakte Fürmann nach und bezeichnete es als eine „Unverschämtheit“, dass Greulich einen Mann präsentiere, der nur die Dinge zusammengeschrieben habe, die man schon vor Tagen und Wochen in der WAZ und NRZ habe nachlesen können.
Das sei kein Gutachten. Worauf Kornettka einräumte, in der Tat kein Gutachter zu sein und dass eine Detailbewertung ggf. von einem Fachmann durchgeführt werden müsse. Greulich sprang dem Hochbautechniker bei: „Das ist offenkundig, was man hier sieht.“ Ein richtiges Gutachten sei „rausgeschmissenes Geld“. Für die Stellungnahme wurden immerhin 950 Euro vereinbart.
Keine zufriedenstellenden Ergebnisse
Ob denn nach Sponsoren oder Kooperationspartnern gesucht worden sei, wollte Christina Becker (CDU) wissen - es gab nur ausweichende Antworten. Tendenz: Nein. Was die Sanierung denn nun tatsächlich koste, hakten mehrere Politiker nach. Zumal unterschiedliche Summen im Raum stehen (zwischen 80.000 und 185.000 Euro).
Volker Heimann, stellv. Umweltamtsleiter bestätigte die höchste Summe. Musste allerdings auf Nachfrage von Hermann Dierkes (Linke) zugeben, dass man das Angebot einer Firma, die das Dach für 40.000 Euro komplett sanieren würde, nicht geprüft habe. Ungeprüft blieb auch die Idee, das Dach mit einer Doppelfolie zu überspannen, wie es bei Treibhäusern längst üblich sei, wie SPD-Ratsherr Heiko Blumenthal (SPD) ausführte. Ergebnis: Das Gremium ging mit neuerlichem Beratungsbedarf nach Hause.