Duisburg. Das Hamborner Tropenhaus ist von heute auf morgen geschlossen worden. Selbst das Personal darf nicht mehr hinein. Aus finanziellen Gründen könnten Sicherheitsarbeiten nicht ausgeführt werden. Die Zukunft der Gewächshäuser ist ungewiss.

Am vergangenen Wochenende strömten die Besucher noch ins Hamborner Tropenhaus, um sich die seltenen Pflanzen und die Rochen im Amazonasteich anzusehen. Seit Montag (11. April) stehen Gäste vor verschlossenen Türen.

Die Stadt hat die beiden je 500 Quadratmeter großen Glashäuser dicht gemacht. Fragt man die Gärtner warum, bekommt man nur zur Antwort: „Wir dürfen nichts sagen. Rufen Sie die Nummer an, die an der Tür klebt.“ Die Stadt klärt auf: „Die Glasscheiben sind nicht mehr standsicher“, so Pressesprecherin Anja Huntgeburth. Da zu befürchten sei, dass Scheiben vom Dach herunterfallen, habe man sich entschlossen, die Gewächshäuser sofort zu schließen. Und zwar für Besucher wie Gärtner. Das bedeutet: Die Pflegemaßnahmen, wozu auch das tägliche Gießen gehört, sind mit sofortiger Wirkung eingestellt worden. Nach nur einem Tag, so ein Informant, dem es gelang, trotzdem einen Blick ins Glashaus zu werfen, ließen Farne schon die Blätter hängen.

Zukunft der Gewächshäuser ungewiss

Wie es mit den Gewächshäusern weitergeht? Niemand kennt die Antwort. Bei der Stadt nicht, aber auch nicht bei den Aquarianern, die dort neben dem großen Teich auch elf riesige Schaubecken pflegen. Letztere sind zwar noch erreichbar, der Teich mit vielen wertvollen Fischen aber nicht mehr.

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Von Gregor Herberhold

Aus dem Büro des Umweltdezernenten Dr. Peter Greulich, in dessen Zuständigkeit der Botanische Garten fällt, war am Dienstag offiziell nur zu erfahren, dass man nun erst einmal klären müsse, wie es weitergehen könne. Tatsächlich hat Greulich aber bereits am 1. April ein der Redaktion vorliegendes Schreiben unterzeichnet, mit dem er den Betrieb der Aquarienanlage zum 31.5.2012 kündigt. Und zwar aus folgenden Gründen: Dringend notwendige Arbeiten am Dach und der Elektroanlage würden aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt. Deshalb kündigte er an: Es würden „alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Besucher und Mitarbeiter ergriffen“. Er ließ aber offen, wie die aussehen sollen - bis vergangenen Montag.

Schließung ohne Beteiligung der Bezirks- und Ratsvertreter

Nicht nur die Besucher des Botanischen Gartens und die Aquarianer sind verärgert, auch die SPD. Erst vor wenigen Tagen hatten die Sozialdemokraten in der Koalitionsvereinbarung von Rot-Rot-Grün festgehalten, dass die Anlage mit ihren Tropenhäusern erhalten und sogar modernisiert werden solle. „Es ist eine Sauerei von der Stadtspitze, ohne Beteiligung der Bürger und der von ihnen gewählten Bezirks- und Ratsvertreter die Schließung zu betreiben“, so Ratsfrau Ellen Pflug in einer ersten Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion. „Der Botanische Garten ist eine Perle in der Duisburger Grünlandschaft“, ergänzt sie und kritisiert: „Das, was hier passiert, ist eine Schließung auf dem kalten Wege.“

Der Botanische Garten Hamborn wurde 1905 eröffnet. In der Außenanlage sind rund 1000 verschiedene Pflanzen zu sehen. In den Gewächshäusern gibt es rund 2500 verschiedene Arten aus den Tropen und Subtropen. Diese Pflanzen brauchen feucht-warmes Klima, um gedeihen zu können. Der Unterhalt des Hamborner Gartens kostet im Jahr rund 662.000 Euro - 400.000 Euro fürs Personal, 130.000 Euro für die Heizung, der Rest für Strom, Wasser und Pflanzen.