Duisburg. . Die Zehn-Zentner-Bombe auf dem “Freiheit“-Gelände in Duisburg ließ sich problemlos entschärfen. In der City stand für kurze Zeit das Leben still. Um 13.34 Uhr verkündete der Kampfmittelräumdienst die erfolgreiche Entschärfung der Bombe.

Es ist diese seltsame Ruhe, die irritiert. Nur Vogelgezwitscher erklingt auf der menschenleeren Koloniestraße in Neudorf, auf der kurz nach der Mittagsstunde normalerweise der Durchgangsverkehr entlangdonnert und großstädtisches Alltagsleben pulsiert. Jetzt wirkt sie wie ausgestorben. Die letzten Personen, die sich dort noch aufhalten dürfen, sind zwei Kräfte des Ordnungsamtes. Sie tragen neongelbe Regenmäntel und achten mit Argusaugen darauf, dass niemand mehr die verbotene Zone betritt. Jene Zone, in der gleich die US-amerikanische Zehn-Zentner-Bombe entschärft wird. Deshalb steht nun in Neudorf sowie im Dellviertel und Teilen der Innenstadt das Leben still.

Helga Gercke und Christel Kadner trauen sich um halb eins noch einmal kurz heraus auf den Balkon. Dauert ja noch etwas, bis die Entschärfung beginnt. Die beiden sind Nachbarinnen und wohnen in einem der Häuserblöcke an der Rheinbabenstraße. Also mitten in der Sicherheitszone. Das heißt: Jeder soll sich bei geschlossenen Fenstern in seinen vier Wänden aufhalten. „Da kommen direkt viele Erinnerungen hoch“, sagt Gercke und denkt an die Weltkriegstage, als die Bomben auf Duisburg fielen. Sie war damals noch ein Kind. „Aber ich habe genau das Bild vor Augen, wie meine Mutter beim Laufen zum Luftschutzbunker einmal eine Pantoffel verloren hat.“

"Schnell die Schotten dicht machen"

Angst verspüren die beiden älteren Damen nicht. „Angst habe ich nur, dass den Bombenentschärfern etwas passieren könnte“, sagt Christel Kadner. Und Helga Gercke erinnert sich an einen Dialog mit ihrem Mann vom selben Morgen: „Dem hab ich gesagt: Wenn du auch Bombenentschärfer wärst, hätte ich dich nicht geheiratet. Da muss man sich ja jeden Tag nur Sorgen machen.“ Genug geplaudert. Gleich beginnt die Entschärfung. Also zurück vom Balkon in die Wohnung. „Und schnell die Schotten dicht machen.“

Dicht ist auch der Verkehr auf dem Sternbuschweg. Stoßstange an Stoßstange schleichen die Fahrzeuge im Schritttempo über die Hauptverkehrsader. Jeder Versuch, von dort irgendwo in Richtung Innenstadt abbiegen zu können, scheitert sofort. Überall stehen Polizisten oder Ordnungsamts-Mitarbeiter an den Straßensperren als unüberwindbares Hindernis. Die meisten wissen von der Entschärfung. „Aber es gibt viele, die zur Hauptpost an der Kommandantenstraße wollen und mich nach einem anderen Weg fragen“, erzählt Motorrad-Polizist Dieter Rohr, der die Ecke Sternbuschweg/Karl-Lehr-Straße abriegelt.

Hauptbahnhof war ab 12 Uhr gesperrt

Einen anderen Weg müssen auch diejenigen einschlagen, die in oder durch den Hauptbahnhof laufen wollen. Beamte der Bundespolizei haben diesen ab 12 Uhr abgesperrt. Wer mit dem Zug ankommt, der darf noch heraus. Nur hinein kommt niemand mehr. Deshalb wartet Karin Struckmann nun auch vergeblich auf Kunden. Die Wanheimerin ist seit 23 Jahren Fachkraft bei Blumen Wassink am Ostausgang des Hauptbahnhofes. „Das ist für mich aber keine Extra-Pause. Ich habe auch ohne Kunden genug im Laden zu tun“, sagt sie.

Rita Stoots wartet hingegen auf Kundschaft. Sie will schließlich im „Snack-Point“ belegte Brötchen und Kaffee verkaufen. Das macht sie seit zwölf Jahren hier in dem Durchgang an der Nordseite des Bahnhofs, wo die Pendler von den Zügen zu den Bussen und Straßenbahnen gelangen. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Bomben hier gefunden werden“, sagt Stoots. So direkt wie diesmal sei sie aber noch nie betroffen gewesen.

Eine Kollegin aus der Nachbar-Filiale eilt vorbei und hat auf die Schnelle sogar einen Beschäftigungstipp für Rita Stoots parat: „Hol dir doch schnell ‘n Rätselheft.“ Beide lachen. Und dann sagt die Verkäuferin: „Ich hoffe, dass mit der Bombe alles gut geht.“

Entwarnung um 13.34 Uhr

Das tut es zum Glück. Die Kräfte des Kampfmittelbeseitigungsdienstes beginnen am Fundort – dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes – um punkt 13.04 Uhr mit der Entschärfung. Genau eine halbe Stunde später, also um 13.34 Uhr, kommt über Funk die Entwarnung. Es gab keinerlei Komplikationen.

Und da liegt es nun, dieses Weltkriegsrelikt. Erdreste pappen noch daran. Hier und da schimmert Rost durch. Jetzt, wo der Zünder entfernt ist, liegt da nur noch ein Stück Altmetall. Kurz zuvor war es noch eine Bedrohung, die eine Stadt den Atem anhalten ließ.

Bombenentschärfung

Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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Bombenentschaerfung in der Duisburger Innenstadt, am Montag den 28.03.2011. Auch der Hauptbahnhof musste waehrend der Entschaerfung teilweise gesperrt werden. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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