Duisburg. . 23 Minuten standen das Dellviertel und die halbe Duisburger Innenstadt still, dann war die amerikanische Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Die von der Evakuierung betroffenen Anlieger waren überrascht, wie schnell es ging.

„Bombe schon weg???“ – so fragte der Dönerverkäufer des Kebaphauses Ali Baba am Rande der Mercatorstraße, als er um kurz nach halb drei Passanten an seinem Lokal vorbeiblaufen sah.

Die Verwunderung in seiner Stimme verriet, dass er mit einem solch schnellen Ende der Sperrung gar nicht gerechnet hatte. Ganze 23 Minuten hatte das Team des Kampfmittelbeseitigungsdienstes benötigt, um die Weltkriegs-Bombe in der Friedenstraße zu entschärfen. Doch zwischen 14.10 und 14.33 Uhr hielt das Dellviertel und die halbe Duisburger Innenstadt spürbar die Luft an.

Evakuierte nahmen Bombenentschärfung gelassen

Vor der Entschärfung kommt stets die Evakuierung: Das Ordnungamt hatte den Betroffenen in der Gesamtschule Mitte an der Falkstraße einen Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt, der gut gefüllt war. 80 Menschen – überwiegend Senioren – nutzten das Angebot. 31 bettlägerige Personen aus den Seniorenheimen an der Johanniterstraße wurden von Kräften des DRK, der Malteser und der Johanniter in den Aufenthaltsraum transportiert.

Bei Kaffee und belegten Brötchen unterhielten sich die Menschen über die zahlreichen Bombenfunde in der Stadt, tauschten Kriegserinnerungen aus oder vertraten sich auf dem Schulhof inmitten der spielenden Kinder die Beine.

„Wir werden hier sehr gut versorgt“, sagt Hildegard Plein. Die 83-Jährige wohnt in einem seniorengerechten Haus in der Evakuierungszone. Sie ist mit Nachbarn per Bus zur Gesamtschule gefahren. Auch einige jüngere Bewohner sind da, die ihre Wohnungen am Mittag räumen mussten. „Ich habe in der WAZ davon gelesen, dass hier ein Raum zur Verfügung steht. Und ich wollte mal sehen, wie so etwas aussieht“, erzählt Julia Fischer (42). „Ich finde es schön, wie unaufgeregt sich die Menschen hier unterhalten, auch wenn sie sich gar nicht kennen.“

Öffentliches Leben kam kurzzeitig zum Erliegen

Zurück auf die Straße: Im südlichen Teil der Innenstadt kommt ab 13 Uhr das öffentliche Leben zum Erliegen. Ordnungsamts-Kräfte in orangefarbenen Westen bauen mit Pylonen und Baken Straßensperren auf. Einige Passanten müssen aufgeklärt werden, warum es nicht weitergeht. Die meisten sind aber informiert. Beamte der Bundespolizei haben sich am Hauptausgang des Hauptbahnhofs postiert. Die letzten Passanten, die die Sicherheitszone verlassen müssen, dürfen noch ins Gebäude hineinhuschen. Nur hinaus kommt niemand mehr. Auch die Bahnsteige sind menschenleer. Diese Bilder erinnern an den jüngsten Warnstreik der Lokführer.

Um 14.33 Uhr ist der Spuk vorbei: Bombe entschärft! Die Anwohner Anna und Jan Gerbecks dürfen zurück in ihr Zuhause, das in der Evakuierungszone lag. „Wir waren in der Stadt essen“, sagt das Paar. Und wie hat ihre neun Monate alte Tochter Mia im Kinderwagen die erste Bombenentschärfung ihres Lebens mitbekommen. „Och“, sagt Vater Jan, „die hat den ganzen Trubel völlig entspannt verschlafen.“