Duisburg. . Die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in Duisburg beklagt den mangelnden Kommunikationswillen der Stadt- und Verwaltungsspitze. Dabei gebe es massive Probleme, etwa bei der Organisation der Hilfe für die Zuwanderer aus Südosteuropa.
Eigentlich sollte es nur ein symbolischer Stabswechsel sein, denn zum 1. April übernahm das Diakonische Werk turnusmäßig die Federführung in der Arbeitsgemeinschaft (AG) der Duisburger Wohlfahrtsverbände. Doch Pastor Stephan Kiepe-Fahrenholz als neuer AG-Sprecher sowie sein Vorgänger, Andreas Fateh vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, nutzten diesen Termin für eine Generalabrechnung mit der Stadt- und Verwaltungsspitze.
Es gebe seit Monaten ein erhebliches Kommunikations-Defizit. Anfragen an Oberbürgermeister Sauerland, zwingend erforderliche Runde Tische einzurichten, würden abgewiesen oder schlichtweg ignoriert, wichtige Entscheidungen würden einfach vor sich hergeschoben. Trotz massiver Probleme, etwa bei der Organisation der Hilfe für die Zuwanderer aus Südosteuropa oder die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets, scheine im Verwaltungsvorstand derzeit nur eine Parole zu gelten: „Wegsehen und Nichtstun.“ Jeder zeige in punkto Zuständigkeit nur noch auf den anderen, keiner will verantwortlich sein.
Drastisch formulierter Weckruf
Was so böse klingt, ist in Wirklichkeit nur ein drastisch formulierter Weckruf der sechs in der AG organisierten Wohlfahrtsverbände (Awo, Diakonisches Werk, Paritätische, Deutsche Rote Kreuz, Jüdische Gemeinde und Caritasverband) in Richtung Verwaltung. Als Beispiel nennt Kiepe-Fahrenholz die rund 3500 Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien, die sich zum Großteil in Hochfeld niedergelassen haben. „Sie stellen mittlerweile zehn Prozent der Bevölkerung in diesem Stadtteil. Diese Menschen sind als Arbeits-Migranten innerhalb der EU-Grenzen legal hier“, stellt der Pfarrer klar. Sie würden mangels städtischer Alternativen nun stets bei den Wohlfahrtsverbänden landen und dort nach Integrationskursen, nach Schulplätzen für ihre Kinder oder nach Arbeit für sich fragen.
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„Wegen der Komplexität sind zahlreiche Fachbereiche und Verantwortliche aus der Dezernentenriege angesprochen. Am effektivsten wäre es, wenn sich wie früher üblich alle an einen Tisch setzen und gemeinsam konstruktiv nach Lösungen suchen. Denn diese Leute mit ihren sozialen Problemen sind hier und heute da. Wir können sie nicht einfach wegschicken oder ignorieren, sondern müssen ihnen sagen können: Wende dich mit deinen Problemen an diese oder jene Stelle“, lautet die Forderung von Kiepe-Fahrenholz.
Viele Alltagsprobleme überdeckt
Dasselbe gilt für das Teilhabe- und Bildungspaket, das die Bundesregierung für 2,5 Mio Kinder und Jugendliche von ALG-II-Empfängern entwickelt hat. „Wenn hier vor Ort nicht vernünftig koordiniert wird, welche Leistungen für welche Gutscheine von wem angeboten werden, dann droht das Geld in der Verwaltung zu versacken, statt bei den Betroffenen anzukommen“, warnt Andreas Fateh.
Natürlich sei verständlich, dass die Loveparade-Katastrophe im Vorjahr viele Alltagsprobleme überdeckt hätte. „Aber dadurch, dass seitdem fast die gesamte Stadtspitze abgetaucht ist, sind uns die Ansprechpartner abhanden gekommen“, klagt Fateh.