Duisburg. .
Im Oktober jährt sich das Anwerbeabkommen mit der Türkei zum 50. Mal. Ein Wettbewerb der Stadt Duisburg lädt zu diesem Anlass alle Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zum Erzählen ein. Die besten Arbeiten sollen Teil einer Ausstellung werden.
„Als wir nach Duisburg kamen“ – so lautet der Titel eines Geschichtswettbewerbes, den die Stadt für alle Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ausgeschrieben hat. In Form von Texten, Fotos, Bildern oder Videos sollen diese ihre Erfahrungen schildern, wie sie es schafften, ein Teil der Stadt und dieser Gesellschaft zu werden. Sie sollen erzählen, welche Rolle ihre Familie beim Eingewöhnungsprozess in einem fremden Land spielte. Sie sollen Anekdötchen aus dem Alltag oder Etappen ihres Lebensweges beschreiben. So dass aus ihren ganz persönlichen Geschichten ein Stück Stadtgeschichte wird.
Denn auf die besten Arbeiten wartet eine ganz besondere Auszeichnung: Sie sollen Teil einer Ausstellung werden, die im Herbst 2011 im Kultur- und Stadthistorischen Museum gezeigt wird. Anlass dieses Wettbewerbs ist der 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei. Am 31. Oktober 1961 wurde vertraglich fixiert, dass fortan so genannte „Gastarbeiter“ auch aus der Türkei nach Deutschland kommen und hier arbeiten durften. Auch Duisburg zählte zu den Zielen. Vergleichbare Abkommen hatte es zuvor mit Italien (1955), Griechenland und Spanien (1960) gegeben.
1400 Lehrer angeschrieben
Doch nicht nur diese Menschen der ersten „Gastarbeiter“-Generation sollen im Rahmen des Wettbewerbs ihre Geschichte(n) erzählen. Die Projektmacher betonen, dass bereits der Zeitraum ab 1945 in Frage kommt.
Beteiligte sind neben dem Referat für Integration auch die Volkshochschule, das Kultur- und Stadthistorische Museum sowie das Referat zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA). „Zuwanderung ist kein neues Thema. Duisburg ist seit jeher geprägt von Menschen, die aus allen Teilen der Welt hier zusammenkamen“, sagte Marijo Terzic, der stellvertretende Leiter des Referats für Integration.
Iskender Yildirim vom RAA hofft, dass sich auch viele junge Menschen beteiligen. Insgesamt 1400 Lehrer an Duisburger Schulen wurden angeschrieben – in der Hoffnung, dass sie ihre Klassen zum Mitmachen ermutigen. Doch auch an den Geschichten der Alten ist Yildirim sehr gelegen. Denn immer mehr Menschen, die bei den Anfängen dabei waren, würden sterben. „Und all’ ihre Geschichten sind ein Schatz, der uns nicht verloren gehen darf“, so der RAA-Mann. Deshalb sei auch schon der Kontakt zu den verschiedensten Migranten-Organisationen geknüpft worden. Ab sofort werden Prospekte verteilt, wird auf Plakaten für den Wettbewerb geworben.
"Aufarbeitung soll nicht nur wissenschaftlich stattfinden"
„Es gibt viele verschiedene Formen der Zuwanderung“, weiß Wolfgang Esch von der VHS. Gekommen seien Spätaussiedler, Asylbewerber, Heiratsmigranten, EU-Bürger oder Familiennachzügler. Sie alle hätten andere Geschichten erlebt. Diese sollten sie nun aufschreiben oder erzählen. „Damit eine Aufarbeitung des wichtigen Themas Zuwanderung eben nicht nur von wissenschaftlicher Seite stattfindet“, so Wolfgang Esch.
Die Wettbewerbs-Modalitäten erklärten Dr. Susanne Sommer und Werner Pöhling vom Kultur- und Stadthistorischen Museum. Die Projektideen müssen bis Mitte Februar angemeldet werden. Es folgen Beratungen für interessierte Teilnehmer. Abgabeschluss ist Ende Mai. Es folgt die Sichtung der Jury, deren Zusammensetzung noch nicht feststeht. Sie entscheidet, welche Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sein werden.