Duisburg. . Mit einer einjährigen Kampagne möchte die evangelische Kirche und ihre Diakonie in Duisburg gegen die Langzeitarbeitslosigkeit ankämpfen. Flankiert wird die Aktion von einer neuen Internet-Seite, welche alle wichtigen Informationen bereitstellt.
Das Aus für 3500 von 4500 Zwei-Euro-Jobbern lässt die evangelische Kirche und ihre Diakonie nicht kalt. „Das Sparpaket der Bundesregierung trifft besonders Langzeitarbeitslose“, sagt Lothar Wilhelms, Fachbereichsleiter Arbeit und Ausbildung im Diakoniewerk. In einer Stadt wie Duisburg, in der es über 14 000 Langzeitarbeitslose gebe, könne man „keine Politik nach Kassenlage“ machen.
"Schwarzbuch" sammelt Gedanken
Auch damit es die Verantwortlichen vor Ort nicht dabei belassen, auf Düsseldorf und Berlin zu zeigen, hat die evangelische Kirche die Kampagne „Ich will arbeiten“ gestartet. Wie Diakonie-Geschäftsführer Stephan Kiepe-Fahrenholz sagt, ist das Ziel, diese Forderung ein Jahr lang im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten: Mit einem „Schwarzbuch“, in das Gedanken zum Thema geschrieben werden können; mit einem kleinen Fragebogen, in dem fünf Fragen zur Arbeitslosigkeit in Duisburg gestellt (und beantwortet) werden – er soll es erleichtern, auf der Straße Gespräche anzuknüpfen; vor allem aber soll das Thema „in eigenen Arbeitszusammenhängen“ behandelt werden: bei Sommer- und Straßenfesten, durch die Berufsschulpfarrer, in Kirchengemeinden, Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen.
Monatlich die Agenturzahlen bekanntgeben
„Wir melden uns monatlich zu den Agenturzahlen“, verspricht Kiepe-Fahrenholz. Zum Abschluss soll es in der Passionszeit 2012 einen Sternmarsch geben. Alle Informationen rund um die Kampagne gibt es im Internet unter www.ichwillarbeiten.net.
Seit 1984 habe sich auf dem Duisburger Arbeitsmarkt „rein statistisch nicht viel entwickelt“, erläutert Wilhelms. Die Zahl liege „immer so um die 30 000“, die Langzeitarbeitslosigkeit sei „absolut verfestigt“. Die Unterbeschäftigung liege bei 16,9 Prozent. „Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal. Wie hält die Politik das aus – auch die kommunale?“ Das Problem tauche nicht einmal in der neuen Kooperationsvereinbarung der rot-rot-grünen Ratsmehrheit auf.
Gegen den Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben
Die evangelische Kirche aber werde sich nicht damit abfinden, dass so vielen Duisburgern Arbeit und damit „die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verweigert“ werde, so Superintendent Armin Schneider. „In Duisburg spüren wir nichts vom Aufschwung“. Unter den 27 000 Arbeitslosengeld-II-Empfängern seien viele Problemgruppen – ohne Schul- oder Berufsabschluss, wohnungslos oder suchtkrank. „Wir wissen, was in den Quartieren los ist“, sagt Schneider. Die Kirche verstehe sich als Anwalt der Schwachen und Schwächsten. Und für Martin Luther gehörte die Arbeit zum Menschen wie das Fliegen zum Vogel.