Duisburg. .

Vor 50 Jahren kamen die ersten Türken als sogenannte „Gastarbeiter“ nach Deutschland. Die meisten von ihnen planten, zwei bis drei Jahre zu bleiben, um sich etwas Geld zu verdienen und sich davon in der Heimat etwas aufzubauen.

Anfang der Siebziger kamen jedoch die Familien der alleine eingereisten „Gastarbeiter“ nach und Deutschland wurde für viele zum neuen Zuhause.

Wie geht es den ehemaligen Gastarbeitern, die bereits in der dritten Generation in Deutschland leben, heute? Was kann man zur Verbesserung eines multikulturellen Miteinanders tun? Diese Fragen stellten sich jetzt Gastredner und Gäste in der Stadthalle Walsum, in die der Interkulturelle Ring und das Bezirksamt Walsum zum Jubiläum des Anwerbeabkommens eingeladen hatten.

Abgerundet wurden die interssanten Reden - unter anderem von Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales in NRW und dem türkischen Generalkonsul Firat Sunel - von multikultureller Musik und der Fotoausstellung „Gestern und Heute“. Die Bilder, die die „Gastarbeiter“ unter anderem am Bahnhof nach der Einreise zeigten, weckten bei vielen Gästen - darunter hauptsächlich türkische Migranten - Erinnerungen an die eigene Vergangenheit.

So auch bei Cumer Gür, dem Vorsitzenden des Interkulturellen Rings, der 1974 im Alter von 16 Jahren nach Deutschland kam, um im Walsumer Bergbau zu arbeiten. Ohne ein Wort Deutsch zu können und in einer völlig fremden Umgebung zu sein, sei zuerst hart gewesen, aber er habe sich immer willkommen gefühlt. „Das Wichtigste war, die Sprache schnell zu lernen“, erklärt er. Hierfür habe er mit einigen anderen Türken eine Lehrerin der Folkshochschule organisieren können, die ihnen die Sprache beibrachte. „Die Sprachkompetenz muss auch heute mehr gefördert werden“ sagt Gür weiter.

Er fühle sich als Walsumer und finde es schlimm, dass viele Migranten immer noch als „Ausländer“ bezeichnet werden. „Die meisten wurden hier geboren, gehören hier her. Ich kann nicht verstehen, warum sie diskriminiert werden.“

Davon, dass türkische Migranten ihren türkischen Pass mit 23 abgeben müssen, hält er hingegen nichts. „Wieso sollen sie nicht ihren türkischen Pass behalten dürfen? Wieso muss man sich für das eine oder andere entscheiden?“