Duisburg. . Die Stahlindustrie gilt als typische Männerdomäne. Doch neben 18 männlichen Umschülern bildet Thyssen-Krupp auch zwei Frauen aus. Das Jobcenter Duisburg fördert die Umschulung mit 300.000 Euro. Bei erfolgreichem Abschluss winkt ein Festanstellung.

80 Tonnen Schlacke huckepack , 1600 Grad heiß – echte Männersache? Das war einmal. Einen Pot-Carrier, ein über 800 000 Euro teures Behälterfahrzeug für Hüttenmaterial, könnten bald die beiden jungen Damen fahren, die zur Zeit bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann ausgebildet werden.

Das war nicht der einzige Grund, weshalb gestern NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider das Hüttenwerk im Duisburger Süden ansteuerte. 18 Herren empfingen ihn in frischen Arbeitsanzügen und einem neuen Arbeitsplatz. Nach unterschiedlich langer Arbeitslosigkeit ermöglicht ihnen das Duisburger Jobcenter mit einem Zuschuss von 300.000 Euro bei Thyssen-Krupp Mill Services & Systems eine Umschulung zum Industriedienstleister, einem völlig neuen Beruf. Tätig sind die 18 bei HKM.

„Hier hat man eine Perspektive“

Einer von ihnen ist Jürgen Kurek, vorher Bergmann auf Walsum und Schacht Voerde. Ein Jahr war er arbeitslos, jetzt seit zwei Wochen wieder berufstätig. Sein erster Eindruck: „Die Arbeit ist astrein, ein Super-Truppe und Super-Ausbilder.“ Dirk Köhler war vorher für einen Chemiewerk in Leverkusen tätig, hatte täglich 40 Kilometer bis zur Arbeit, die jetzt fast vor der Haustür ist. Hüttenerfahrung hat Remzi Sevim bereits, er war kurz bei Mittal in Ruhrort tätig, danach mit einem Imbiss selbstständig. „Hier hat man eine Perspektive“, lobt er seinen neuen Arbeitsplatz mit geregelter Arbeitszeit und Urlaubsanspruch.

Metall- und Schlackenmanagement steht ganz groß im Stundenplan der Umschüler, die schon jetzt wissen, dass bei erfolgreichem Abschluss ein fester Arbeitsvertrag winkt. Denn die Stahlindustrie braucht in zunehmendem Maße geschulte Mitarbeiter. „Unser Qualifizierungsprofil kann nicht mehr an der Oberarmdicke gemessen werden“, sagt HKM-Arbeitsdirektor Peter Gasse: „Ein Ungelernter hat keine Chance mehr.“

Fachkräftebedarf decken

Jobcenter-Chef Norbert Maul denkt konsequenterweise schon an die Neuauflage der Qualifizierungsmaßnahme: „Die Kräfte, die die Stahlunternehmen brauchen, gibt es nämlich nicht.“ Und Thyssen-Krupp Steel-Chef Edwin Eichler sieht in dieser Maßnahme einen Weg, den angesichts der demografischen Entwicklung absehbaren Fachkräftebedarf zu decken.

Ein anderer Weg ist das Werben um Frauen. Imen Bethke und Jessica Hornberger, die bei Thyssen-Krupp Mill Services & Systems eine Ausbildung als Baugeräteführer machen, folgen einem Vorbild: Anja Rhöse sitzt schon länger am Steuer tonnenschwerer PS-Protze, und sorgt für Materialtransporte – allerdings bei Thyssen-Krupp im Stadtnorden.