Duisburg. .

Wenn Anja Rhöse Feierabend macht, hat sie 1000 Tonnen Gestein bewegt. Die schlanke 28-Jährige steuert ein 50-Tonnen-Schlackenfahrzeugs, dessen Räder größer sind als sie – eine Frau in einem Männerberuf. Und sehr zufrieden damit.

„Am Anfang hatte ich ein bisschen Schiss“, blickte Rhöse gestern zurück: „Aber als Frau hat man hier Vorteile – alle sind nett zu dir.“ Mittlerweile, so ihr Chef Klaus Winters, spreche der Chef des Thyssen-Krupp-Stahlwerkes in Beeckerwerth nur von „unserer Anja“.

Dass die vor drei Jahren beim Industriedienstleister Thyssen-Krupp Mill Service & Systems gelandet ist, hat viel mit Glück und Zufall zu tun. Und mit Pech zuvor. Denn Anja Rhöse, Malerin und Lackiererin, traf unerwartet die Pleite ihres Arbeitgebers, Chancen im gelernten Beruf gab’s nicht mehr, Zeitarbeit folgte, Maßnahmen des Arbeitsamts und dann die Sache mit den Kränen.

Die standen am Innenhafen, alt und verrostet, die Arge wollte Leute stellen zum Sanieren, ein Thyssen-Krupp-Unternehmen sponserte die Gerüste, und Anja Rhöse war Teil einer hochmotivierten Truppe, deren Arbeit überzeugte. Und zwar die Führung von Thyssen-Krupp Mill Services & Systems (früher DSU).

Man habe „sehr spontan“ beschlossen, acht Kran-Sanierer zu beschäftigen, berichtete Konzernbetriebsratsvorsitzender Thomas Schlenz. davon seien nicht alle beim Unternehmen geblieben, aber Anja Rhöse sein ein „herausragendes Beispiel“ gewesen.

„Es fällt allen leichter, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wenn statt eines Bewerbungsgesprächs echte Arbeit präsentiert wird“, meint Arge-Geschäftsführer Norbert Maul zur gelungen Vermittlung und eine sichere Stelle.

Denn zu tun hat Anja Rhöse immer. Über 15 000 Tonnen Material transportiert der Thyssen-Krupp-Dienstleister Monat für Monat am Standort Beeckerwerth. Berge von Schlacke werden entsorgt, verarbeitet, abgefahren. Mittendrin die frühere Malerin, mit zwei Funkgeräten an Bord, immer auf Abruf. Und die Männer, die nach wie vor fast 100 Prozent der Belegschaft stellen, wissen die Vorteile einer Frau zu schätzen: „Die arbeiten vernünftiger, kriege ich immer zu hören.“

Die Übernahme war ihr Traum, sagt Anja Rhöse, die in Duissern wohnt und auch nach Feierabend noch in Bewegung bleibt: Zwei Jack Russell-Terrier brauchen ihren Auslauf.