Duisburg. . Die Bewerberzahl bei Mittelständlern und großen Unternehmen schrumpft. Geeignete Fachkräfte zu finden wird schwieriger. Vorbereitungsseminare, Bewerbungstipps auf Facebook und veränderte Ansprüche - Arbeitgeber denken um, um gute Leute zu finden.
Die Bewerberflut lässt nach. Mittelständler und Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um gute Leute anzulocken. Wie Konzerne, Handwerker und Händler um die besten Bewerber und mit dem demographischen Wandel kämpfen.
„Gute Bewerber können sich ihren Arbeitgeber aussuchen“, weiß Frank Tegtmeyer, Leiter des Personalservice der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). Die Duisburger Unternehmer und Arbeitgeber müssen sich also mächtig ins Zeug legen, um rechtzeitig Fachkräfte für ihre Jobs zu finden. Eine Übersicht.
Die Großkonzerne:
„Der demografische Wandel betrifft vor allem Europa und Deutschland“, hat Dietmar Bochert, Unternehmenssprecher bei Haniel, beobachtet. Schon seit einigen Jahren zeichne sich ab, dass Fach- und Führungskräfte schwieriger zu bekommen seien. Deshalb wirbt Haniel gezielt bei Absolventen für sein Traineeprogramm, hat einen Familienservice eingerichtet, der Mitarbeitern den Rücken freihält und coacht Frauen für Führungspositionen.
Auch bei Thyssen-Krupp geht die Zahl der Bewerber, etwa für Ausbildungsplätze, zurück. „Früher gab es ein Verhältnis von 17 Bewerbern auf eine Stelle, heute sind es zwölf“, erklärt Dr. Rudolf Carl Meiler, Leiter der Abteilung „Personalstrategie und Personalentwicklung“ bei Thyssen-Krupp. Auch das Niveau sinke. Zusammen mit der Agentur für Arbeit habe man deshalb ein Projekt namens „Zweite Chance“ ins Leben gerufen, bei dem die Schulabgänger gezielt auf die Einstellungstests vorbereitet werden. Ein ähnliches Projekt gibt es auch bei HKM.
„Um Frauen in der Elternphase zu halten, bieten wir Fortbildungen und Heimarbeitsplätze an“, beschreibt Frank Tegtmeyer von HKM die Strategien des Unternehmens. Bei Hochschulabsolventen spiele aber auch der Standort eine Rolle. Für Münchener sei es eben „nicht so attraktiv“, nach Duisburg zu ziehen.
Die Kliniken:
Das kann auch Dr. Eckhard Klenk, Ärztlicher Direktor vom Katholischen Klinikum Duisburg, bestätigen. „Wir haben die Entwicklung schon länger beobachtet, weil für viele der Duisburger Norden nicht attraktiv ist.“ Also stellte die Klinik Codierer und andere Hilfen ein, die den Doktoren den Schreibkram abnehmen. Außerdem wurde das Gehalt an die Empfehlungen des Marburger Bundes angeglichen. Kopfprämien, wie in anderen Krankenhäusern üblich, wurden für neue Ärzte aber nicht ausgeschrieben. „Die Maßnahmen haben sich herumgesprochen. Momentan bekommen wir genug Bewerbungen“, so Klenk.
Der Handwerker:
Um dem Nachwuchs Jobs im Handwerk schmackhaft zu machen, wirbt das Handwerk mit Plakaten. Ein Slogan: „Selbst bei einem 0:0 haben wir zwei Tore gemacht.“ Eben die Tore angefertigt. Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann beklagt, dass die Bewerber vor allem Defizite in Mathe und den Naturwissenschaften hätten. Um über das Handwerk zu informieren, hat er Mappen zur Berufsorientierung zusammengestellt. Dabei habe Handwerk nicht nur sprichwörtlich goldenen Boden. Der Inhaber der mittelständischen Firma
„Elektro Venn beschäftigt vor allem Eigengewächse. Wer sich bewährt, hat eine Chance auf Weiterbeschäftigung, finde aber in jedem Fall eine Stelle in anderen Betrieben. Mittelfristig suchen zahlreiche Meister einen Nachfolger.
Der Händler:
Auch Alfred Walzer, Geschäftsführer des gleichnamigen Service Centers hat die Messlatte für junge Leute, die bei ihm in die Lehre gehen wollen, tiefer gehängt. Bei ihm kann man Kaffeemaschinen nicht nur kaufen, sondern auch reparieren lassen. Oft spielen das gute Herz des Chefs und eine soziale Komponente eine Rolle, dass er einen Schulabgänger eben doch noch eine Chance gebe.
Die Stadtverwaltung:
113 Azubi darf die Stadtverwaltung in diesem Jahr einstellen. Obwohl die Aussichten nicht gerade rosig sind, weil die Stadt bekanntermaßen hoch verschuldet ist, landen pro Jahr etwa 900 Bewerbungen auf dem Tisch von Dr. Thomas Lambertz, dem Personalchef der Stadt. Das sind unverändert viele.
14 Ausbildungsberufe gibt es, darunter Feuerwehrleute, Verwaltungsfachangestellte, aber auch Fachkräfte für Bäderbetriebe. „Social Media spielt bei der Suche eine Rolle“, so Lambertz. Die Stadt hat eine Seite bei Facebook eingerichtet. Unter www.facebook.com/ausbildungdu kann man sich informieren, mit anderen Azubi diskutieren und sich anschauen, welchen Fehler man bei einem Anschreiben besser nicht machen sollte.