Gladbeck. .
Für die regionale Wirtschaft beginnt das neue Jahr so gut, wie das alte aufgehört hat. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord-Westfalen jedenfalls verbreitet Zuversicht.
„Der konjunkturelle Schwung hält aller Voraussicht nach an“, schreiben IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer und IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing. „Jenseits von kleinen Störungen durch einen womöglich weiterhin harten Winter sind die Vorzeichen für 2011 vorerst günstig.“
Allerdings wird sich nach Einschätzung der IHK die Wachstumsdynamik im Laufe der nächsten zwölf Monate zumindest leicht abschwächen. Nach rund 3,5 Prozent in 2010 rechnet die Gesamtinteressenvertretung der gewerblichen Wirtschaft im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region für 2011 trotz des höheren Ausgangsniveaus mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Das sei im langfristigen Mittel ein durchaus guter Wert, so die IHK.
Dabei entwickele sich mehr und mehr die Binnenwirtschaft zum konjunkturellen Zugpferd, während die Exportbranchen sich mit geringeren Zuwachsraten begnügen müssten. Wenn alles glatt laufe, dann erreiche die Wirtschaft im Laufe des neuen Jahres die Wirtschaftsleistung, die vor Ausbruch der Krise erzielt worden sei.
Gefahr für neues Wachstum geht nach Ansicht der IHK nicht nur von steigenden Rohstoff- und Ölpreisen sowie einer Überhitzung der Konjunktur in China aus: „Als Wachstumsbremse wirkt immer spürbarer die begrenzte Zahl gut ausgebildeter Fachkräfte“, so Hüffer und Schulte-Uebbing. „Fachkräftesicherung“ sei deshalb das IHK-Jahresthema 2011.
Mehr Lehrverträge
„Auch in Nord-Westfalen müssen wir die Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung weiter verstärken und neue Wege gehen, um weiterhin genügend junge Menschen für eine Karriere mit Lehre und Weiterbildung in den Unternehmen der Region zu begeistern“, macht die IHK-Spitze klar. Die IHK-Vollversammlung hat mehrere Projekte beschlossen, die dazu beitragen sollen, dieses Ziel zu erreichen. Die Unternehmen müssten zukünftig auch bei den Bewerbern etwas genauer hinschauen, die bislang nur wenig Chancen auf eine Lehrstelle gehabt hätten. „Wir brauchen sie alle“, so Hüffer und Schulte-Uebbing mit Blick auf die kräftig sinkenden Schulabgängerzahlen.
Die Anzahl der im vergangenen Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zeigt der IHK-Spitze, dass die Unternehmen sich intensiv auf weniger Fachkräftenachwuchs vorbereiten. Trotz eines spürbaren Bewerberrückgangs liegt die Zahl der Neueintragungen mit über 10.400 Lehrverträgen rund drei Prozent über dem Vorjahreswert.
Bedrohlich ist für die IHK-Spitze neben dem Fachkräftemangel „die desolate Finanzlage zahlreicher Kommunen, die auch in Nord-Westfalen bisweilen aussichtslos erscheint“, schreiben Hüffer und Schulte-Uebbing. Entsprechend enttäuscht äußern sie sich von den Sparanstrengungen öffentlicher Haushalte im ablaufenden Jahr: „Weil Mehreinnahmen durch den derzeitigen Konjunkturaufschwung winken, ist mancherorts der Sparwille bereits wie-der erlahmt.“
Ansonsten aber resümiert die IHK-Spitze für 2010 vor allem positive Überraschungen. „Wohl kaum jemand hatte zu Beginn des Jahres gedacht, dass wir so schnell aus dem Konjunkturtal herausfinden würden, in das die Finanzkrise auch den IHK-Bezirk Nord-Westfalen gerissen hatte“, so Hüffer und Schulte-Uebbing. Dass sich insbesondere der Arbeitsmarkt so gut entwickelt hat, führt die IHK-Spitze neben den flankierenden Maßnahmen durch die Kurzarbeitsregelung vor allem auf „die beachtliche Widerstandskraft und die weitsichtige Personalpolitik der mittelständischen Familienunternehmen“ in der Region zurück.