Duisburg. . Das Neubaugebiet Angerbogen in Duisburg-Huckingen ist ein Vorzeigequartier: Schön, sauber, individuell. Hier ist es gelungen, gut situierte Familien nach Duisburg zu locken - dem schlechten Image der Stadt zum Trotz. Ein Rundgang durch die Siedlung.
Frei stehende Häuser, große Gärten, Blick auf die Angeraue: So idyllisch und heimelig kann Duisburg sein. Das Wohngebiet „Angerbogen“ in Huckingen ist das Vorzeigequartier, um zu beweisen, dass die Stadt es schafft, Auswärtige zu locken und sie zu bewegen, sich hier anzusiedeln. Wohlgemerkt, überzeugte Düsseldorfer sind darunter. Ein Besuch.
„Klotzen, nicht kleckern“ scheint das Motto der Häuslebauer gewesen zu sein. Einige haben sich die Haustüren mit zwei edlen Säulen eingerahmt. Andere haben ungewöhnliche Fensterfronten eingebaut: Schmal und hoch fällt dann das Licht ins Treppenhaus. Andere haben mit Mut zur Farbe die ganze Fassade rot getüncht. „Es gibt nicht viele Flächen, wo Familien Grundstücke frei bebauen können“, erzählt Florian Dannheim, der mit Frau und seinen Kindern 2009 ins Gebiet gezogen ist. Gearbeitet hat er schon immer in Duisburg, allerdings ist er bisher von Kaiserswerth in die Nachbarstadt gependelt. Anfangs, das geben sie gerne zu, haben sie sich auch Gedanken über das (schlechte) Image der Stadt gemacht. „Andererseits ist die Lage hier wirklich gut. Man hat einen gut sortierten Supermarkt vor der Haustür, die Autobahnanbindung ist gut und einen U-Bahnanschluss gibt es auch.“ Die Argumente sprachen also für Duisburg.
Grundstücke gingen weg "wie warme Semmeln"
Die Grundstücke, erzählt Uwe Rohde, Geschäftsführer vom „Immobilienmanagement Duisburg“, seien verkauft worden „wie warme Semmeln“. Die Hälfte wurde von der Stadt veräußert, der Rest von Vodafone. Zwischen 260 und 320 Euro kostete der Quadratmeter Fläche hier. Entwürfe für die Eigenheime mussten der Stadt vorgelegt werden. Der Beirat für Stadtgestaltung hatte ein Wörtchen mitzureden. „Wir haben eigentlich nur die Vorgabe gemacht, dass im Angerbogen hochwertig gewohnt wird“, so Rohde. In den 70er Jahren sahen die Pläne übrigens noch ganz anders aus: Ein Modell zeigt, dass auf dem Gebiet des Angerbogens eine mehrgeschossige Siedlung gebaut werden sollte. Doch dann habe man gemerkt, dass die Bevölkerungsentwicklung nicht zu den geplanten Wohntürmen passt. Anfang 2000 wurde das Areal dann in heute bekannter Form entwickelt.
Martina Weiner wohnt mit ihren Kindern Lotta (4) und Nina (6) seit 2006 in der Siedlung. Den geschmackvollen klassischen Klinkerbau im Landhausstil hat die kaufmännische Angestellte selbst entworfen. „Ich hatte eigentlich schon alles im Kopf. Ich wollte einen geräumigen Eingang haben, damit sich nicht alle drängen. Außerdem brauchte ich ein Gästezimmer, weil meine Familie und meine beste Freundin nicht in der Nähe wohnen. Der Rest entwickelte sich dann von alleine.“ Nicht zu modern sollten die Fassaden sein, damit ihr das Haus auch noch in 20 Jahren gefällt. „Hier ist es nicht gerade billig. In dieser Siedlung wohnen viele Leute, weil sie es sich leisten können“, weiß sie.
Genug Kinder zum Spielen
Für Lotta und Nina ist’s hier ideal. Freundinnen zum Spielen wohnen hier genug. Und jetzt haben die Nachbarn auch noch einen Hund bekommen, mit dem man so schön spielen kann! Etwa 15 Kinder aus dem Angerbogen besuchen die gleiche Grundschule. Für den Schulweg gibt’s also immer Gefährten. Auch einen Kindergarten gibt’s in der Nähe. Aber da ist noch etwas, was Martina Weiner auf die Palme bringt. „Wenn die Stadt junge Familien nach Duisburg ziehen will, die nicht unbedingt sozial schwach sind, sollte die Stadt mal ihre Kindergartengebühren überdenken: Die sind wesentlich höher als in den umliegenden Städten.“ Nur ein paar Meter hinter der Stadtgrenze zu Düsseldorf müssten Eltern eben gar nichts für einen Kindergartenplatz bezahlen. „Das ist ungerecht.“
Je weiter man zum benachbarten Naturschutzgebiet kommt, umso wertvoller werden Häuser und Grundstücke. „Hier kann man wunderschön spazieren gehen. Es ist wirklich schön hier“, schwärmt Florian Dannheim. Sohn Kilian düst derweil mit seinem kleinen Flitzer kreuz und quer über die Straße und lernt, dass man nach links und rechts schaut, bevor man einfach losfährt.
Nord-Süd-Gefälle
In Huckingen ist die Welt in Ordnung. Hier und da hört man ein paar Bohrgeräusche. Es wird immer noch an einigen Ecken gebaut. Martina Weiner ist zufrieden. Sie und die Kinder sind gerne hier zu Hause. Bekannte, die von auswärts kommen, staunen denn auch ganz schön über Duisburg, wie es sich im Süden präsentiert. „Aber sobald man Richtung Stadtmitte fährt, wird’s auch wieder hässlich. Es gibt schon ein Nord-Süd-Gefälle.“