Duisburg. . Akademiker finden trotz Wirtschaftskrise leichter einen Job, so die Bundesagentur für Arbeit. Die WAZ hat sich mit Absolventen unterhalten, die in den vergangenen Jahren fertig geworden sind und nun im Beruf stehen. Wie ist es ihnen ergangen?
„Der Arbeitsmarkt für Akademiker entwickelt sich, trotz der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr, gut“, vermeldet die Bundesagentur für Arbeit. Zwar sei auch unter Uni-Absolventen die Arbeitslosigkeit gestiegen, befinde sich aber noch auf niedrigem Niveau. Die WAZ schaut nach, was das bedeutet, und hat sich mit Absolventen unterhalten, die in den vergangenen Jahren fertig geworden sind und nun im Beruf stehen. Wie ist es ihnen ergangen? Wie viele Bewerbungen mussten sie schreiben? Eine Übersicht.
Mit dem Doktorhut zum Treffen
Melanie Diermann hat ihren Doktorhut zum Treffen mitgebracht. Die promovierte Politikwissenschaftlerin hat bisher ein straffes Programm durchgezogen – dabei wollte sie eigentlich nie studieren. „Ich habe kein Abi und nach der Schule erst eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht“, erinnert sie sich. Doch als sie damals wusste, dass sie die nächsten Jahre ihres Lebens bei Siemens um acht Uhr morgens anfangen und um 17 Uhr wieder den Stift fallen lassen sollte, schrieb sie sich an der damaligen Gesamthochschule ein. „Große Betriebe sind das Gegenteil von kreativem, inspiriertem arbeiten“, weiß sie. Trotzdem behielt sie den Job, verkürzte auf eine halbe Stelle und studierte „nebenbei“.
Das Fach Kommunikationswissenschaft (Kommedia) sollte es sein, doch das ging nur mit Abi. Also büffelte sie zunächst politische Theorie und setzte sich in Vorlesungen über das politische System. Nach dem Vordiplom studierte sie zusätzlich ihr Lieblingsfach. „Der Studiengang Kommedia setzte sich aus vier Fächern zusammen. Man hört sich etwas in Germanistik an, dann muss man auf Informatik umschalten: Und überall ist man der Depp, der die Klausur schaffen muss.“
In sechs Jahren war sie nur auf drei Hochschulpartys
Zudem musste der Unterhalt finanziert werden, denn obwohl sie stets gute Noten schrieb, gab’s keine Unterstützung vom Bafög-Amt. „Da bin ich durchs Raster gefallen, weil nur Leute gefördert werden, die ein Fach studieren.“ Die Folge: „Manchmal bin ich verzweifelt, hab am Ende einen Bildungskredit aufgenommen und wusste nicht, wie ich die Schulden irgendwann zurückzahlen soll. Man hat nach dem Studium keine gesicherte Perspektive mehr.“ In sechs Jahren war sie nur auf drei Hochschulpartys. Die Feierei hat sie aber später nachgeholt, versichert sie lächelnd.
Das Angebot eine Doktorarbeit zu schreiben kam für sie überraschend. Sie sagte zu. Als Doktorandin befasste sie sich mit Regierungskommunikation in modernen Demokratien. Als Dozentin, die neben politischen Magazinen auch noch die Bunte abonniert hat, bot sie Lehrveranstaltungen zur „Darstellung von Politikern in Boulevardmedien“ an. Weil sie sich nicht habilitieren wollte, arbeitet die Neudorferin nun als Freiberuflerin und baut derzeit eine Agentur auf.
Nachfolgenden Studentengenerationen gibt sie mit auf den Weg: „Studieren ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Aber eine großartige Erfahrung.“