Duisburg. . Spezialeinsätze, etwa bei der Loveparade oder im Bandidos-Prozess, haben bei vielen Duisburger Polizisten zu Überlastung geführt. Polizeipräsidentin Elke Bartels will die Situation im Rahmen der Möglichkeiten verbessern - doch der Nachwuchs fehlt.

Die Duisburger Polizei plant in 2011 mehrere Aktionen zum Schutz der Bevölkerung vor Wohnungseinbrüchen und Straßenkriminalität. Das erklärte Polizeipräsidentin Elke Bartels bei ihrem Besuch der WAZ-Redaktion. Delikte dieser Art würden das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger in erheblichem Maße beeinflussen. Daher sei es, so die Chefin der Behörde mit knapp 1700 Mitarbeitern, sehr lohnenswert, sich bei der Bekämpfung dieser Straftaten noch stärker zu engagieren.

Fast jede Leitstelle besucht

Seit Oktober ist Bartels in Amt und Würden. Zu Beginn stand das große Kennenlernen auf dem Programm. Behördenintern versuchte sie, jede Wache, jede Leitstelle und jede Kriminalinspektion in ihrem neuen Zuständigkeitsbereich zu besuchen. Mit Ausnahme einiger Außenstellen der zu Duisburg gehörenden Wasserschutzpolizei hat Bartels das geschafft. „Jeder will die neue Chefin sehen. Mir war es aber auch wichtig, mit vielen Kollegen persönlich ins Gespräch zu kommen, um zu hören, wo ihnen der Schuh drückt.“

Auch interessant

Blasen an den Füßen – um im Sprachbild der Präsidentin zu bleiben – haben die meisten Polizisten wegen der vielen Überstunden auf ihren Zeitkonten. „Wir haben viele Kollegen, die davon einige hundert vor sich herschieben.“ Gerade das vergangene Jahr mit den vielen Spezial-Einsätzen wie der Loveparade, den Aufmärschen der Rechten in Marxloh und dem Bandidos-Prozess hätte extreme Anforderungen mit sich gebracht. Das Gefühl von permanenter Überlastung drücke vielen wie eine Last auf den Schultern. Zudem hätte nach einer Neustrukturierung der Behörde im Jahr 2007 das Wir-Gefühl im Kollegenkreis ein wenig gelitten. „Doch trotz dieser erschwerten Bedingungen habe ich hier eine funktionierende und wirklich engagierte Mannschaft vorgefunden.“ Ihr sei es wichtig, dass ein Team-Gedanke herrsche. „Egal, ob Kripo oder Schutzpolizei: Wir sind alle Polizisten“, nennt Bartels ihre Philosophie, die sie aktiv vorleben möchte.

Zu wenig Nachwuchs

Die Polizeipräsidentin versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die personelle Situation zu verbessern. „Ich kann aber nicht auf wundersame Weise das Personal vermehren.“ Hinzu komme, dass der Anteil jener Polizisten, die bereits über 50 Jahre alt sind, auch in Duisburg inzwischen bei knapp 50 Prozent liegt. Nachwuchs werde dringend benötigt. Und obwohl die rot-grüne Landesregierung die Zahl der Neueinsteiger pro Jahr auf das Maximum von 1400 erhöht habe, werde das nicht ausreichen, so Bartels, um die Stellen aufzufüllen, die in den kommenden Jahren durch altersbedingtes Ausscheiden von Kollegen frei werden. „Zudem haben sich nach der Neuordnung der Polizisten-Ausbildung die Durchfallquoten deutlich erhöht“, so Bartels. Auch das mache eine langfristige Personalplanung schwerer.

Einsatzleiter der Loveparade-Katastrophe

Dass im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zur Loveparade-Katastrophe nun auch der Einsatzleiter der Polizei an diesem Tag ins Visier geraten ist, habe sie nicht verwundert, so Bartels. „Ich weiß, dass wir hier über einen gewissenhaften und erfahrenen Kollegen sprechen, der schon viele Großveranstaltungen in verantwortlicher Position geleitet hat.“ Ob gegen weitere Polizisten ermittelt werde? Bartels verweist da nur auf die Staatsanwaltschaft. „Aber in unserem Team herrscht die Meinung, dass wir als Polizei an diesem Tag unser Bestmöglichstes getan haben.“