Rund 50 Anwohner der Wegnerstraße hoffen auf einen anderen Standort für die Gedenkstele der Loveparade-Opfer. Immer wenn sie aus dem Fenster schauen, werden sie sofort an diese Katastrophe mit vielen Toten und Verletzten erinnert.
Wie die Gedenkstele für die Opfer der Loveparade-Katastrophe nun endgültig aussehen wird, entscheidet sich auf der nächsten Jury-Sitzung der Initiative Spendentrauermarsch unter Vorsitz von Alt-Oberbürgermeister Josef Krings (wir berichteten). Als Standort war bislang stets jene Wiese am Rande der Karl-Lehr-Straße vorgesehen, auf der seit September 2010 bereits der Glaskubus mit vielen Trauergaben aus dem Tunnel zu finden ist. Das sei eine völlig falsche Entscheidung – finden zumindest die Anwohner der unmittelbar angrenzenden Häuser Wegnerstraße 1 und 3 in Neudorf. Sie haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass eine andere Lösung gefunden wird.
Wer auf dem Balkon von Reinhard Küpper steht, der erkennt auf Anhieb die Problematik. Der Kubus, der eigentlich ein Container mit Glasfront ist, erscheint von hier aus nicht nur zum Greifen nah. Er ist es auch. „Wenn ich hier hinausschaue, dann fällt der Blick sofort auf den Container. Und so werde ich sofort an diese Katastrophe mit vielen Toten und Verletzten erinnert. Tag für Tag. So bleibt es für immer präsent. Und es geht hier allen so wie mir“, schildert Küpper. 26 Parteien mit rund 50 Personen bewohnen die beiden betroffenen Häuser. Fast alle sind Eigentümer der Wohnungen. Und für alle hat sich der Alltag verändert, seit wenige Meter von ihren Balkonen entfernt eine Pilgerstätte entstanden ist.
Der 59-jährige Küpper — ein gebürtiger Duisburger und immer in Neudorf lebend – merkt zudem an, dass sich auf jener Wiese in den Jahren zuvor stets ein Teil des nachbarschaftlichen Zusammenlebens abgespielt habe. Hier spielten Kinder, hier trafen sich Familien auf Decken zum kleinen Picknick. „Aber das beißt sich nun völlig mit den Emotionen jener Menschen, die zum Trauern und Gedenken hierhin kommen.“ Diese emotionale Komponente sei von den Entscheidungsträgern der Stadt bislang komplett ignoriert worden.
Und noch ein Kritikpunkt: Der Kubus sollte nach den bisherigen Plänen an der jetzigen Stelle in den Boden eigelassen werden und dort quasi als unterirdisches Fundament für die noch zu errichtende Stele dienen. „Das geht baulich überhaupt nicht, weil unter der Wiese ein Regenrückhaltebecken liegt“, so Küpper.
Gemeinsam mit Josef Vengels, dem Sprecher des Beirats der Eigentümergemeinschaft, trug der Neudorfer all diese Probleme bei Kulturdezernent Karl Janssen vor. Und den Jury-Vorsitzenden, Alt-OB Krings, lud Küpper sogar persönlich zu sich ein, damit dieser sich vor Ort ein Bild machen konnte. „Beide haben uns danach großes Verständnis für unser Anliegen entgegengebracht“, so Küpper. Zeitgleich zu diesem Dialog haben die Anwohner von der Wegnerstraße einen Bürgerantrag gestellt, diesen bei allen im Rat vertretenen Fraktionen sowie im Bürgerbüro eingereicht. „Wir hoffen, dass sich der Rat noch einmal mit dem Thema beschäftigt.“
Einen alternativen Standort für die Stele haben sich Küpper und alle Mitstreiter natürlich auch schon ausgeguckt. Auf der anderen Straßenseite – nur rund 50 Meter Luftlinie vom jetzigen Standort entfernt – liegt eine weitere städtische Grünfläche. Mit dem Unterschied, dass es dort weder Anwohner noch ein Regenrückhaltebecken gibt.
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