Duisburg. Seit über 50 Jahren trainiert der MSV Duisburg Turnen in Meiderich. Jetzt hat die Stadt den Mietvertrag gekündigt. 200 Mitglieder sind betroffen.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten nutzt der Sportverein MSV Duisburg 02 Turnen den Gymnastikraum oben in der Sporthalle der Gesamtschule Meiderich. Dass das Training an der Westender Straße derzeit ausfallen muss, weil erst ein Dachschaden repariert werden muss, dafür haben alle betroffenen Mitglieder Verständnis. Geht es nach dem Vermieter Duisburg Sport, sollen die Sportlerinnen und Sportler dort jedoch nie wieder trainieren.
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Die Stadttochter hat jetzt das jahrzehntelange Mietverhältnis gekündigt; schon am 15. Januar 2024 soll der Raum leergeräumt und übergeben werden. „Das ist eine riesengroße Sauerei“, ärgert sich der Vereinsvorsitzende Uwe Ohletz und will „den Rausschmiss“ nicht hinnehmen. Umso größer ist die Empörung bei den Turnerinnen und Turnern, weil die Entscheidung samt Kündigungsdatum bereits vor anderthalb Jahren im Rathaus beschlossen worden sein soll. „Uns hat niemand informiert“, betont Ohletz.
Rausschmiss aus Trainingsraum nach über 50 Jahren: MSV Duisburg befürchtet Massenaustritt
Bis zuletzt habe sich der MSV Duisburg Turnen auf eine Vereinbarung aus den Achtzigerjahren mit der Schule verlassen. Damals habe der Schulleiter Dr. Hartmut Pietsch der MSV-Turnabteilung, aus der später der heutige Turnverein hervorgegangen ist, „eine uneingeschränkte Nutzung“ des Gymnastikraums ermöglicht. Im Gegenzug habe der Sportclub eine Musikanlage samt Lautsprecher, eine Spiegelwand und eine Ballettstange angeschafft und angebracht.
Da kein Ballett-Training mehr stattfindet, ist die Stange inzwischen abmontiert. Dafür steht im Gymnastikraum neuerdings eine mobile Lichtanlage, die besonders gerne für Zumba-Kurse benutzt wird. Gelagert sind dort oben ebenfalls Turnmatten, Flexibars und andere Turngeräte. Die Kinder und Jugendlichen der Gesamtschule dürfen sie während der Unterrichtszeit nutzen, weil dann keine Kurse stattfinden.
MSV-Trainingsstätte soll Kraftraum für Mädchen und Jungen weichen
Jetzt jedoch soll der Gymnastikraum einem Kraftraum für Mädchen und Jungen weichen, weil die Gesamtschule inzwischen eine NRW-Sportschule geworden ist. Das Fitnessstudio auf der gegenüberliegen Straßenseite sei keine Alternative zu einem schuleigenen Kraftraum, will der Meidericher Spielverein von der Schulleitung erfahren haben. Der Umbau ist demnach längst in die Wege geleitet und die Handwerker werden im Februar 2024 erwartet.
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„Der Rausschmiss geht an unsere Substanz“, sagt Uwe Ohletz. Zehn Gruppen trainieren in der Gesamtschule, angeboten werden dort etwa Kindertanz, Wirbelsäulen-Gymnastik, Streetdance und Zumba. Von der Kündigung betroffen seien rund 200 Mitglieder, vor allem Kinder. Sofern die Vertragskündigung unausweichlich ist, obwohl der Vorstand dagegen Widerspruch eingelegt hat, muss ein Ersatzstandort her. Andernfalls könnte der MSV die Kursteilnehmer und damit die Einnahmen verlieren. Für den Meidericher Spielverein mit knapp 1440 Mitgliedern wäre solch ein Massenaustritt ein großer Verlust.
Trotz großer Empörung sieht der Sportverein einen Hoffnungsschimmer
Duisburg Sport möchte ebenfalls nicht, dass die zehn Sportgruppen sich auflösen müssen, und hat daher bereits mehrere Ausweichstandorte und -zeiten angeboten. Jedoch keine einzelne Halle für alle zehn Gruppen. Deshalb ist dieser Vorschlag für den Verein nicht umsetzbar. So erläutert der Vorsitzende, dass Kinder aus Meiderich mit dem vorgeschlagenen Hallenplan teilweise bis nach Hamborn oder Röttgersbach fahren müssten und ihre Trainingszeiten teils auch später anfingen als gewohnt. Ein weiteres Problem: Die für die Sportkurse benötigte Ausrüstung müsste ebenfalls kreuz und quer durch den Duisburger Norden transportiert werden.
Das könne der MSV Duisburg Turnen ebenso wenig leisten wie den Gymnastikraum der Gesamtschule fristgerecht zu räumen. Dafür fehlen in der Weihnachts- und Urlaubszeit die nötigen Frauen und Männer, die ehrenamtlich die Ärmel hochkrempeln und anpacken.
Ohnehin weiß der Sportclub ohne einen neuen Standort nicht, wo die Ausrüstung gelagert werden soll. Die Geschäftsstelle sei dafür nicht geeignet. „Wir wollen durch Sport allen Duisburgern eine Perspektive schenken, auch Migranten oder Flüchtlingen aus der Ukraine. Aber das wird jetzt alles zerstört“, sagt Uwe Ohletz über die plötzliche Kündigung und die kurze Räumungsfrist. Er sieht dadurch das ehrenamtliche Engagement seiner Vorstandskollegen und Mitglieder mit Füßen getreten.
Er ist merklich angefasst, aber trotzdem um eine Einigung bemüht. Deshalb schlägt der Turnclub als möglichen neuen Standort die Turnhalle an der Weißenburger Straße in Meiderich vor. Diese habe die Stadt Duisburg einer anderen Vereinsabteilung bereits angeboten, doch für die Leistungsturner erwies sich die Halle als zu klein. Für die Gruppen aus dem Gymnastikraum wäre sie aber gut geeignet. „Für uns als Verein wäre diese Sporthalle die optimale Lösung“, sagt Uwe Ohletz, sofern die Halle im guten Zustand und ein früheres Schimmelproblem beseitigt sei. Mit einer „vernünftigen Frist“ könnten die Meiderich dann die Ausrüstung von der Westender Straße dorthin bringen – vielleicht schon im Februar.
Stadt Duisburg will „einvernehmliche Lösung“ für das Problem finden
Auf konkrete Fragen zu dem Fall konnte die Stadt Duisburg vor Weihnachten nicht mehr antworten. Sie kündigt mit Blick auf den jetzigen Betriebsurlaub im Rathaus und bei den beiden Stadttöchtern Duisburg Sport und dem Immobilien-Management Duisburg (IMD), das die Sporthalle verwaltet, eine Rückmeldung in der zweiten Januar-Woche an. Stadtsprecher Falko Firlus teilte aber bereits mit, dass an dem Problem gearbeitet werde. Er gibt sich zuversichtlich, dass es „eine einvernehmliche Lösung“ geben werde, mit der alle Beteiligten zufrieden sein könnten. Darauf hoffen auch Uwe Ohletz und seine Mitstreiter, zumal die gesetzte Räumungsfrist für den Gymnastikraum der Gesamtschule Meiderich schon bald ausläuft.