Duisburg-Beeck. Der historische Oberhof in Duisburg-Beeck muss nach dem Brand 2020 saniert werden. Bauarbeiten verzögern sich, das bedroht den dortigen Verein.
Gut dreieinhalb Jahre nach dem Brand im historischen Oberhof in Beeck hat die Stadt Duisburg einen ausführlichen Sanierungsplan vorgelegt. Erst im September wurde er beschlossen, doch schon nach wenigen Wochen ist er überholt. Das hat das zuständige Immobilien-Management Duisburg (IMD) durch die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilen lassen. Hieß es im Herbst noch, dass der Oberhof Ende 2024 saniert übergeben wird, musste das IMD bereits den eigenen Zeitplan korrigieren und nennt jetzt März 2025 als frühestmöglichen Übergabe-Termin.
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Je länger der Oberhof geschlossen bleibt, umso größer wird die Bedrohung für das Überleben des Netzwerks Oberhof. Der Verein hat sich vor dem Feuer um das historische Gebäude gekümmert, das ein wichtiger Anlaufpunkt im Stadtteil war und wieder werden soll. Doch die Zuversicht, dass die Zusagen und Prognosen über die Wiedereröffnung stimmen, schwinden im bei den Mitgliedern und im Stadtteil – zumal die echten Sanierungsarbeiten noch nicht mal begonnen haben.
Verzögerte Brandsanierung des historischen Oberhofs erzürnt Bezirksbürgermeister: „Ich fühle mich verarscht“
„Ich fühle mich verarscht“, sagt ein verärgerter Bezirksbürgermeister Peter Hoppe im Gespräch mit der Redaktion. Für den Sozialdemokraten ist es keine Lappalie, dass das IMD die Sanierung und damit die Fertigstellung nach hinten verschiebt. Der denkmalgeschützte Oberhof sei nicht nur das älteste Gebäude Duisburgs, durch das dort vom Netzwerk betriebene Café sei er auch notwendig für den Zusammenhalt in Beeck.
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„Der IMD muss die Sanierung schnellstmöglich hinkriegen“, fordert Hoppe, der allerdings fehlenden Umsetzungswillen befürchtet, weil die Stadttochter vor der Zerschlagung steht. Künftig sollen die Wirtschaftsbetriebe städtische Gebäude bewirtschaften, dazu zählt auch der Oberhof. Untätig war das IMD zwar seit dem Feuer nicht und hat erste Reparaturen und eine Asbestsanierung abgeschlossen. Doch die wirkliche Instandsetzung lässt auf sich warten. Der Bezirksbürgermeister drückt bei den Bauarbeiten aufs Gas, weil das Netzwerk Oberhof viele ältere Mitglieder hat, die sich bei einer Wiedereröffnung 2025 oder vielleicht noch später altersbedingt gar nicht mehr einbringen können.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten sollen fast zwei Millionen Euro kosten
Die ausstehende Brandsanierung ist freilich nicht trivial, wie aus den städtischen Unterlagen hervorgeht. Sie ist umfangreich, geht vom Dach bis in den Keller und soll nach aktuellen Prognosen fast zwei Millionen Euro kosten. Die Maßnahme wird in drei Bauabschnitte aufgeteilt und in Rücksprache mit der Denkmalbehörde durchgeführt. Doch nicht nur Schäden durch den Einbruch und den Brand müssen beseitigt werden; ein Gutachter hat festgestellt, dass „sämtliche Holzbalken sowie das Mauerwerk von Schädlingen befallen sind“. Dabei handelt es sich um einen Holz-zerstörenden Pilz namens „Echter Hausschwamm“. Es braucht also zusätzlich eine Schädlingssanierung.
Wann die Bauarbeiten am historischen Oberhof aus dem 17. Jahrhundert beginnen können, ist derzeit unklar. Das Immobilien-Management Duisburg führt nach eigenen Angaben gerade Ausschreibungen durch. „Momentan sind noch nicht alle Ausschreibungsverfahren abgeschlossen“, heißt es auf Anfrage. „Bei einzelnen Gewerken hat sich die Ausschreibung verzögert, so dass sich dies auch auf Nachfolgewerke auswirkt.“
Diese Nachricht hat kürzlich auch das Netzwerk Oberhof erhalten. „Wir sind wie erschlagen, das nimmt uns die Luft weg“, sagt die Vorsitzende Wilma Hohmann. Als das IMD den kleinen Verein darum bat, das Baudenkmal im September leerzuräumen, hatten die Mitglieder den Eindruck gewonnen, dass die Bauarbeiten bald beginnen würden. Das Ausräumen gelang nur mithilfe kräftiger Männer der Duisburger Werkkiste, denn die meisten der gut 40 Vereinsmitglieder sind für solch körperlichen Anstrengungen inzwischen zu alt. Doch der Startschuss für das Bauprojekt fiel dann doch nicht. „Ich kann nicht mehr hören, dass das Immobilien-Management zu wenig Personal hat“, sagt Hohmann resigniert und sehnt den Baubeginn herbei.
Sie habe den Menschen aus Beeck versprochen, den Oberhof als wichtigen Anlaufpunkt wieder mit aufzubauen. Aber mit jedem Jahr des Stillstandes sieht sie die Chance dafür schrumpfen. Einige Aktive sind seit dem Brand bereits verstorben, und ein Verein ohne Vereinslokal und ohne Aktivitäten gewinnt keine neuen Mitstreiter. Zwar hat es nach dem Feuer viel Solidarität aus dem Duisburger Norden gegeben und auch einige Vereinsbeitritte, so Hohmann, „aber ein Neuanfang wird immer schwieriger“.
Ohne Wiedereröffnung sieht der Verein „Netzwerk Oberhof“ keine Überlebenschance
Dass März 2025 tatsächlich ein verlässlicher Übergabe-Termin ist, das hält der Vorstand für ausgeschlossen. „Mein Herz hängt am Oberhof, aber mein Herz ist müde“, sagt Wilma Hohmann angesichts fast vier Jahren voller Absprachen, Warten und Hoffen. So viele verschiedene Entscheider innerhalb der Stadttochter seien bei diesem Bauprojekt beteiligt, dass ein verlässlicher Ansprechpartner fehle. Aufgrund der vielen Bauprojekte, für die das IMD zuständig ist, und angesichts der beschlossenen Übernahme durch die städtischen Wirtschaftsbetriebe glaubt das Netzwerk, dass das Gebäude realistisch frühestens 2026 fertig wird. Dabei sei der neuerdings verkündete Übergabetermin bereits eine Hiobsbotschaft für die nächste Mitgliederversammlung.
Unklar ist, ob die späte Fertigstellung dem kleinen Verein eine Überlebenschance lässt. „Es gibt keinen Ersatz für den Oberhof“, betont Wilma Hohmann. Das Netzwerk suche seit dem Brand einen Übergangsstandort in Beeck, in dem es wieder das Café betreiben und Kulturveranstaltungen durchführen kann – bisher ohne Erfolg. So sind die Vereinsmitglieder weiter auf das Immobilien-Management angewiesen und hoffen, dass die Bauarbeiten bald beginnen und weitere Verzögerungen ausbleiben. Indes hält das IMD auf Nachfrage am März 2025 als Termin für den Sanierungsabschluss fest.
>> Umfangreiche Sanierungsarbeiten in drei Bauabschnitten
Die Sanierung des denkmalgeschützten Oberhofs (Friedrich-Ebert-Straße 364) soll nach aktuellen Schätzungen 1.984.000 Euro kosten, das sind 184.000 mehr, als das IMD noch vor zwei Jahren angenommen hat. Bauzäune und Videokameras sollen während der Bauphase das Gebäude sichern. Während der Schädlingssanierung samt Holzbau- und Dacharbeiten wird das Baudenkmal komplett eingerüstet, überdacht und in Wetterschutz-Planen gehüllt.
Im ersten Bauabschnitt wird für die Schädlings- und Holzsanierung die Dachhaut geöffnet. Daran schließen sich Arbeiten im Dachgeschoss und Abbrucharbeiten an. Durch das Feuer im März 2020 wurden Teile der Dachbalken und des Dachstuhls beschädigt, dort muss instandgesetzt werden. Die oberste Geschossdecke erhält eine begehbare Dämmung, ein Holzfenster wird ersetzt und ein Schornsteinkopf sowie alte Toilettenwände im ersten Obergeschoss werden abgerissen.
Beim zweiten Bauabschnitt sollen das Obergeschoss und die Fassade repariert werden. Dazu zählt unter anderem, dass die derzeit offene Holzbalkendecke ertüchtigt wird und die Toilettenräume neu errichtet werden. Außerdem bekommt der Raum mit dem Brandschaden eine neu verputzte Innenwand.
Dem Erdgeschoss und dem Keller widmet sich schließlich der dritte Bauabschnitt. Fürs Treppenhaus und den Flur gibt es eine Brandschutzdecke. Zudem lässt das IMD alle Innentüren, das Holzparkett und die historischen Holzdecken restaurieren. Instandgesetzt werden zudem die Eingangstür und die Steinelemente im Eingangsbereich. Um Wasserschäden durch Starkregen zu verhindert, wird die Treppe zum Untergeschoss überdacht.