Duisburg. Die erste Führungsebene in Duisburgs kommunalen Firmen ist fest in Männerhand. So viele weibliche Führungskräfte gibt’s bei der Stadtverwaltung.

Frauen können Kanzlerin und EU-Kommissions-Chefin sein, in den Top-Etagen kommunaler Unternehmen sind sie immer noch selten anzutreffen. Wie eine aktuelle Studie der Zeppelin-Universität Friedrichshafen zeigt, ist diese Frauenquote in Duisburg mit 2,9 Prozent besonders gering (zum ausführlichen Bericht). Wie bewertet die Eigentümerin dieser Unternehmen – die Stadt Duisburg – diese Quote? Und wie viele weibliche Führungskräfte hat sie selbst?

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Studie zum Geschlechterverhältnis in Führungspositionen betrachtet nur oberste Riege

So schlecht sei die Situation in Duisburg gar nicht, findet Susanne Stölting, Pressesprecherin der Stadt. Die Studie sei sehr eng gefasst, betrachte ausschließlich die Situation der obersten Vorstandsebene und berücksichtige Führungspositionen auf anderen Ebenen nicht.

Lediglich Astrid Stewin, die Geschäftsführerin des Zoos, gilt nach den Kriterien der Studie als Frau in einem „Top-Managementorgan“. Bei der Gebag zum Beispiel ist Bernd Wortmeyer zwar der Geschäftsführer, in der Führungsebene darunter sind aber gleich drei von sechs Posten in der Bereichsleitung von Frauen besetzt: von Dr. Svenja Haferkamp (Strategie und Neue Urbanität), Sandra Altmann (Unternehmensentwicklung und Zentrale Services) sowie Sabine Störch (Bestandsbewirtschaftung). In die Studie kamen sie damit nicht.

Stadt Duisburg: 39 Prozent der Führungskräfte sind Frauen

Zur Chefinnen-Quote in der Duisburger Stadtverwaltung legt diese konkrete Zahlen vor: Wenn man die Führungskräfte ab der Ebene der Sachgebietsleitung hinzuzieht, dann hatte die Stadt Duisburg 2021 einen Frauenanteil von 39 Prozent, so Stölting. Die Stadt habe insgesamt 301 Führungskräfte, „davon sind 117 weiblich und 184 männlich“.

Der Frauenanteil sei in den vergangenen Jahren unter allen Führungskräften gestiegen, zuletzt von 32 Prozent im Jahr 2016 auf 39 Prozent. Bei der Stadt machten Frauen statistisch betrachtet sogar häufiger Karriere: „Von allen weiblichen Beschäftigten sind 2,56 % in Führungspositionen tätig, während von allen männlichen Beschäftigten 6,62 % eine Führungsposition innehaben.“

Frauenanteil bei Amts- und Institutsleitungen stieg binnen 20 Jahren deutlich

Langfristig betrachtet sei die Entwicklung des Frauenanteils bei Amts- und Institutsleitungen besonders positiv hervorzuheben: Im Jahr 1987 betrug dieser nur 3,8 Prozent, im Jahr 2007 schon 17,5 Prozent und Ende 2021 bereits 31 Prozent, betont Stadtsprecherin Stölting.

Auch die höchste zuletzt vakante Stelle – die Leitung des Dezernats für Umwelt und Klimaschutz, Gesundheit, Verbraucherschutz und Kultur – wurde vom Rat mit einer Frau besetzt: Die Findungskommission hatte dem Vernehmen nach 29 Bewerbungen erhalten, Linda Wagner setzte sich durch. Die 51-jährige Juristin ist ab September die dritte Frau im Verwaltungsvorstand neben den Beigeordneten Kerstin Wittmeier (Personal, Qualifizierung, Organisation, Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin) und Astrid Neese (Dezernat für Bildung, Arbeit und Soziales). Dem Vorstand gehören mit Oberbürgermeister Sören Link fünf Männer an.

Gleichstellungsplan: Frauen müssen gezielt angesprochen werden

Der Frauenanteil auf Ebene der Amts- und Institutsleiter ist in Duisburg kontinuierlich gewachsen, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting.
Der Frauenanteil auf Ebene der Amts- und Institutsleiter ist in Duisburg kontinuierlich gewachsen, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting. © Zoltan Leskovar

Da die Gleichstellung der Geschlechter ein verfassungsmäßig garantiertes Recht ist, haben Duisburg und alle anderen Kommunalverwaltungen in NRW Gleichstellungspläne. Der für Duisburg gültige wurde Ende 2022 vom Rat verabschiedet und ist bis 2027 in Kraft.

Darin ist festgehalten, dass Frauen gezielt in Auswahlverfahren angesprochen werden sollen, um ihren Anteil in Führungspositionen zu erhöhen. Außerdem soll in Duisburg ein Mentoring-Programm eingeführt werden, das Frauen zu Beginn einer Leitungsfunktion den Austausch mit erfahrenen Führungskräften ermöglicht, berichtet Stölting.

Flankierend geht es außerdem um Maßnahmen, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, wie zum Beispiel mobiles Arbeiten oder Weiterbildung in Teilzeit.

Frauenbüro achtet auf sinnvolle Rahmenbedingungen

Eine Gleichstellungsbeauftragte wird für die Stadt derzeit gesucht. Aber auch das Frauenbüro ist bei allen personellen und organisatorischen Maßnahmen involviert, betont das Presseamt. Das Hauptaugenmerk liege dabei darauf, dass die Rahmenbedingungen auch für Frauen, die traditionell immer noch die hauptsächliche private Erziehungs- und Pflegearbeit übernehmen, praktikabel sind.

Den aktuellen Gleichstellungsplan der Stadt Duisburg gibt es zum Nachlesen auf der Webseite der Stadt Duisburg.