Duisburg. Nach langer Pause und emotionalen Diskussionen über ihre Zukunft ist die Beecker Kirmes zurück. Was beim Start in Duisburg auffällt.

Nach vier Jahren Pause und emotionalen Diskussionen über ihre Zukunft ist die Beecker Kirmes zurück. Am Freitag öffnete der Traditionsrummel im Duisburger Norden, der nun zum 481. Mal stattfindet, endlich wieder seine Tore. Nach der Eröffnung nahm der Besucherandrang zum Abend hin stetig zu.

Zum Startschuss um 16 Uhr war der Zuspruch allerdings noch verhalten, doch schnell versammelten sich dann circa 200 Menschen vor der Showbühne. Dort gab Achim Petry – Sohn der Schlager-Legende Wolfgang Petry – den Startschuss für das Programm. Anschließend folgte der traditionelle Fassanstich, für den Bürgermeister Volker Mosblech als Vertreter der Stadt drei Schläge brauchte. Er fand zu den vergangenen Jahren markige Worte: „Vier Jahre ohne Beecker Kirmes waren unter aller Sau.“

Bürgermeister Volker Mosblech übernahm den traditionellen Fassanstich
Bürgermeister Volker Mosblech übernahm den traditionellen Fassanstich © Heinrich Jung

Währenddessen tummelten sich rund um die Kirmesstände. Wartezeiten gab es vor den blinkenden Fahrgeschäften am Eröffnungstag zunächst nicht. Ein Geheimtipp unter Jugendlichen scheint die „Beach Party“ zu sein, eine Variante des Musik-Expresses. Schneller als an den Karussells wird es an den Gastro-Ständen voller.

Beecker Kirmes war schon totgesagt – beherzter Kampf für den Traditionsrummel

Dass die Beecker Kirmes überhaupt noch einmal steigt, war allerdings noch vor anderthalb Jahren nicht abzusehen. Denn die Traditionsveranstaltung mit jahrhundertealter Geschichte war nach der Corona-Pandemie bereits totgesagt und sollte zunächst für eine Alternative am MSV-Stadion in Neudorf beerdigt werden.

Die Schausteller, die mit ihren Karussells und Imbissbuden ihre Familien ernähren müssen, haben bei den letzten Ausgaben nach eigenen Angaben auf dem Jahrmarkt in Beeck kaum noch Geld verdient. Deshalb wechselte auch der traditionelle Kirmestermin vom letzten August-Wochenende zum ersten Juli-Wochenende; die Konkurrenz zu lukrativeren Jahrmärkten im Spätsommer war für Duisburg zu groß.

Die Beecker Kirmes schrumpfte weiter, die einst der größte Straßenrummel am ganzen Niederrhein war. Die Zuschauer blieben weg, der Umsatz sank und noch weniger Karussellbesitzer kamen überhaupt noch. Sie wünschten sich eine neuen Standort.

Als die Stadt Duisburg allerdings Pläne für einen Umzug ans Stadion präsentierte, regte sich Widerstand in der Branche. Dort hätten sich frühere Veranstaltungen nicht gelohnt. Außerdem kämpften die Menschen in Beeck beherzt dafür, dass ihre Traditionskirmes nicht abgeschafft wird. Dieser Kampf war erfolgreich. Als die rot-schwarze Mehrheit im Stadtrat bröckelte, blieb die Kirmes in Beeck.

Der Neustart 2022 kam aber nicht zustande, das Interesse der Schausteller war zu gering. Gerade die attraktiven Großfahrgeschäfte blieben damals fern. Um sie künftig zu locken, sollte der Kirmesplatz für 2024 modernisiert werden. Die Stadt hatte dafür rund 4,15 Millionen Euro ausgerechnet. Zu teuer, fand der Stadtrat.

Achterbahn, Autoscooter und Abenteuer in der virtuellen Realität

Die diesjährige Kirmes ist zwar die kleinste seit Jahrzehnten, unter den hundert Schaustellerbetrieben sind aber 13 Großfahrgeschäfte dabei, besonders viele für einen Jahrmarkt dieser Größe. Dazu zählen beispielsweise eine Achterbahn, zwei Autoscooter, der Überschläger „Eclipse“, die „Beach Party“, der „Break Dance“, das Kettenkarussell „Fly Over“ sowie Kinderkarussells. Außerdem „Phaenomenon“, ein Laufgeschäft, dass Abenteuer in der virtuellen Realität verspricht.

Jubel über den Startschuss der Beecker Kirmes in Duisburg.
Jubel über den Startschuss der Beecker Kirmes in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Die Beecker Kirmes ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt der Duisburger Marlon Kropp, der jetzt als Stammbeschicker seinen Autoscooter „Golden Greats“ am Eingang des Kirmesplatzes aufgestellt hat. Dass das Gelände nicht für 4,15 Millionen Euro umgebaut wird, bedroht aus seiner Sicht nicht die Zukunft des Traditionsrummels. Ein „attraktiveres Gelände“ sei natürlich schön, aber er habe keine Sekunde gezögert, sich auf den Jahrmarkt zu bewerben.

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Dass es diesmal nur hundert statt zuletzt 150 Betriebe sind, sieht er auch nicht als Nachteil. „Ich habe lieber hundert ordentliche Geschäfte als nur Masse“, sagt Kropp und von den Fahrgeschäften bis zu den Imbissen sei jetzt „für jeden etwas dabei.“ Zudem seien die Leute „heiß auf Beeck“ und er kennen so manchen Kirmesfan, der sogar bis zu 400 Kilometer anreise.

Bei gutem Zuspruch soll der Jahrmarkt in der Zukunft wieder wachsen

Tatsächlich haben die Karussellbetreiber und Budenbesitzer größere Sorgen als einen geschotterten Kirmesplatz, der bei trockenem Wetter staubt und bei Regen matschig wird. Sie haben seit der Corona-Pandemie vor allem mit Personalmangel zu kämpfen. Zusätzlich mit gestiegenen Kosten.

Die Kirmesbeschicker in Beeck bleiben aber guten Mutes, dass der Neustart ein Erfolg wird. Und sie hoffen auf großen Zuspruch, so dass der Traditionsrummel künftig wieder wächst.

>> Wie ist das weitere Programm der Beecker Kirmes?

● Nach dem Eröffnungstag geht die Beecker Kirmes am Samstag um 15 Uhr weiter. Auf der Bühne stehen Vintage Neon (16 Uhr), Esvedeyn mit Kasim Kamer Kalayci (19 Uhr) und Jamaram (21 Uhr). Sonntag gibt’s einen ökumenischen Gottesdienst um 10 Uhr, Frühschoppen mit Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (11 Uhr), nachmittags treten Neon (16 Uhr), Aneta Sablik (19 Uhr) und Jörg Bausch (21 Uhr) auf.

● Montag beginnt um 15 Uhr der Familientag mit Kinderliedermacher Volker Rosin, es gibt eine Maskottchen-Parade (16 Uhr) und den Auftritt der Donikkl Dance Crew (17.30 Uhr). Dienstag beginnt der Kirmesabschluss um 15 Uhr, um 19 Uhr legt ein DJ mit Partyband auf. Höhepunkt ist das Feuerwerk um 22.45 Uhr.

● Weitere Infos gibt es auf www.duisburgkontor.de.