Duisburg-Beeck. Der Umbau des Kirmesplatzes soll die Trendwende für die Beecker Kirmes bringen. Doch die Stadt wehrt sich dagegen und verärgert Bezirksvertreter.

Mehr als ein Jahr haben sie für das Überleben der Beecker Kirmes gekämpft, doch jetzt ist der Kampf anscheinend verloren. Die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter trafen am Dienstagabend zur Sondersitzung zusammen, um im Bürgerhaus Hagenshof über den Umbau des Kirmesplatzes zu sprechen. Grundlage war eine von der Stadt Duisburg erarbeitete Beschlussvorlage, die alle notwendigen Maßnahmen und Kosten in Höhe von 4,15 Millionen Euro aufführt. Doch in dieser Vorlage, ärgert sich Günter Back (CDU) und sprach damit allen Fraktionen aus der Seele, wurde „viel Gehirnschmalz darauf verwendet, die Beecker Kirmes totzureden“.

So hatte die Stadt Duisburg den Auftrag aus der Bezirksvertretung erhalten, das Kirmesgelände zu ertüchtigen und dabei moderne Umweltstandards einzuhalten. Die jetzt erstmals vorgelegten Unterlagen sind zunächst über den Schreibtisch von Oberbürgermeister Sören Link (SPD) gegangen und führen zwar ganz ausführlich auf, wie das Gelände ertüchtigt werden soll und wie teuer jede einzelne Modernisierung ist – vom Umbau der Flächen und Wege über die Entwässerung bis zur Frischwasser- und Stromversorgung.

Beecker Kirmes: Stadt Duisburg will lieber ein Stadtteilfest

Aber die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck ist verärgert, weil die Stadt eigenmächtig einen Alternativantrag hineingeschrieben hat. Diese Alternative sieht vor, dass der vielkritisierte Kirmesplatz bleibt, wie er ist, und die Traditionskirmes mit jahrhundertealter Geschichte, die in diesem Sommer ihre 481. Auflage bekommt, künftig nur noch als Stadtteilfest durchgeführt wird (im Antrag heißt es „Stadtteilvolksfest“). Wenn auch mit einem finanziellen Zuschuss, dessen Höhe noch nicht feststeht.

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Das entspricht nicht dem erteilten Auftrag, und das weiß der zuständige Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne auch ganz genau, wie er in der Sondersitzung zugibt. Doch er wolle dem Rat der Stadt Duisburg darlegen, „welche Handlungsalternativen bestehen“. Der Rat wird am kommenden Montag über den modernen Umbau des Kirmesplatzes abschließend entscheiden.

Ist eine Mehrheit gegen den Umbau des Kirmesgeländes ausgekungelt?

Doch in der Bezirksvertretung und den anwesenden Ratsherren und Ratsfrauen gilt es als offenes Geheimnis, dass die Beecker Kirmes außerhalb des Bezirks einen schlechten Ruf hat. Außerdem habe Martin Linne bereits bei Ratsfraktionen für seinen Alternativantrag geworben – dem Vernehmen nach erfolgreich. Weder die SPD-Fraktion um Bruno Sagurna noch die CDU-Fraktion um Thomas Mahlberg, so hieß es am Dienstagabend abseits der Sitzung, stünden demnach hinter der Beecker Kirmes. Sie seien mit einem kleinen Stadtteilfest für Beeck zufrieden. Somit werde der Traditionsrummel als großes Volksfest höchstwahrscheinlich von der rot-schwarzen Mehrheitsfraktion beerdigt. Übrig bleibe die Beecker Kirmes damit nur dem Namen nach.

Die Bezirksvertreterinnen und -vertreter glauben, längst zu wissen, dass ohnehin die Stadtspitze um Oberbürgermeister Sören Link das Kirmesgelände zwischen der A 42, der Karl-Albrecht-Straße und der Straße Am Beeckbach nicht für vier Millionen Euro ertüchtigen wolle.

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Dafür reiche schon ein Blick in die städtische Beschlussvorlage. Darin möchte Duisburg Kontor als städtischer Jahrmarktveranstalter nicht einmal so weit gehen, dass der Umbau ab 2024 mehr Karussells und Buden sowie mehr Publikum locken wird. Die Stadttochter räumt lediglich die Wahrscheinlichkeit ein, erwähnt aber auch, dass die Kaufkraft der Besucher abnimmt, dass auf dem Rummel ein mangelndes Sicherheitsgefühl herrscht und dass es mehr Konkurrenzveranstaltungen als früher gibt.

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Hinzu kommen die Fachleute aus dem Stadtplanungsdezernat, die von potenziellen Altlasten im Boden und unkalkulierbaren Mehrkosten sprechen, ohne aber die Altlastenfrage überhaupt geklärt zu haben.

„Hier wird die Bezirksvertretung nicht ernstgenommen, sie wird vorgeführt“, wirft Günter Back der Stadt vor. Erwartungsgemäß stimmte das Gremium einstimmig für den mehr als vier Millionen Euro teuren Umbau des Kirmesplatzes und lehnte einhellig den städtischen Alternativantrag ab.